Schausteller in Corona Zeiten A - Z

06 2020 Corona und das Kulturgut Volksfest

In Köln steigen die Belustigungen sogar fast bis ins „Himmlische Jerusalem“ hinauf. Foto 2008 © Mark Schumburg

Ein spezieller Bummel über unsere Volksfestplätze

in meinem Artikel vom 10. Mai dieses Jahres versuchte ich eine situationsgerechte, fakten-unterstützte Darstellung der Lage zum Beruf des Schaustellers zuzeiten von Corona aufzuzeichnen. Der Beitrag zeigte geradezu schmerzlich, in welchem katastrophalen Zustand sich viele Schausteller und Schaustellerinnen nun bereits seit Wochen befinden.

Die staatliche Soforthilfe und die Arbeit der beiden Dachorganisationen DSB und BSM reichen nicht zum Überleben der Schaustellerbetriebe. Sie versuchen irgendwie weiter zu machen. Sie kämpfen, improvisieren und verkaufen am Straßenrand, vor Supermärkten oder auf eigenen Grundstücken: Crêpe, Mandeln, Reibekuchen oder sonstige spezielle Leckereien. Dennoch hoffen alle Schausteller und Schaustellerinnen auf einen Weg zurück zur Normalität, um die eigene Existenz zu retten!

„Ich weiß, was für großartige Leistungen die Männer und Frauen zustande bringen, die als Schausteller in Deutschland unterwegs sind und irgendwie dazu beitragen, dass eine sehr alte kulturelle Erfahrung, die wir in Deutschland haben, auch in Zukunft noch funktioniert und ich möchte unbedingt, dass alle diese Schausteller und Schaustellerinnen, wenn es wieder los geht, noch dabei sind, und dass was ihre Familien seit vielen Generationen machen auch weitermachen können und deshalb muss das Teil des Programms sein.“ (Scholz, Bundestagssitzung 15.05.2020)

Diese Anerkennung und das Hilfsangebot vom Finanzminister Olaf Scholz machen ein wenig Hoffnung.
Mit Zuversicht betrachtet auch der Deutsche Schausteller Bund, DSB, die Zukunft. Er schreibt in seinem Tätigkeitsbericht vom 18. Mai 2020: „Deutschland, Europa und die ganze Welt befinden sich in einer Krise mit noch ungewissem Verlauf. Fest steht: Wir werden sie bewältigen, wenn wir pflegen und leben, was unsere Branche seit mehr als 1.200 Jahren auszeichnet – Einigkeit!“
An anderer Stelle in diesem Bericht heißt es, dass neue Wege und Konzepte für alternative Sonderveranstaltungen als temporärer Ersatz traditioneller Feste, gefunden werden könnten, wenn man mit Augenmaß vorgeht. Wie solche Veranstaltungen aussehen sollen, ist die Frage. Vielleicht in Form temporärer Vergnügungsparks mit eingeschränkten Besucherzahlen? Wie z.B. in Kürze das „Düsselland“ in Düsseldorf einer eröffnet wird.

Ende April hatte Albert Ritter, Präsident des DSB, bereits in einem offenen Brief an den Bundesgesundheitsminister Spahn die Bedeutung des Kulturgutes Volksfest betont. Er wies dessen abgegebenes Werturteil, unsere Volksfeste pauschal und vollkommen undifferenziert mit „Partys“ gleichsetzen, nachdrücklich zurück!

Volksfeste sind keine Partys — sie haben eine wichtige gesellschaftliche Funktion, die gerade in diesen schweren Zeiten nicht unterschätzt werden sollte. Besonders das Familienpublikum sehnt sich nach einer Zeit der Isolation danach, wieder einmal unbeschwert fröhlich ein Volksfest an frischer Luft besuchen zu können. Viele große und kleine Städte, Dörfer und Vereine warten darauf, die vielen traditionellen Feste unter freiem Himmel auch ohne überdurchschnittliche, überregionale bzw. internationale Beteiligung wieder veranstalten zu können.

Darüber hinaus müssen die scheinbar geringe Wertigkeit der Volksfeste und die Klischees vom Fahrenden ein Ende haben.
Wir Schausteller und Schaustellerinnen sind Längen entfernt von der Zeit, als unsere Vor-fahren die neusten technischen Errungenschaften, Nachrichten sowie Waren aus unbekannten Ländern mit Pferd und Wagen auf die Jahrmärkte brachten. Wir „tingeln“ auch nicht mit unseren Autoskootern über Jahrmärkte, wie ein Kommentator am 25.05.2020 in einer Vorabendreportage im RTL bemerkte.
Wir definieren uns auch nicht nur über Karussells mit bunten Pferdchen.

Als mittelständige Unternehmer und Unternehmerinnen investieren wir heute in das Nonplusultra der Ingenieurskunst, der Elektronik, der Lichtinstallationen und schließlich in die kunstvoll gestalteten Dekorationen, die – ohne Zweifel – Vergleiche zur Hochkultur und der bildenden Kunst zulassen.

Volksfeste sind Orte der Freude und Entspannung. Sie fördern den kulturellen Austausch und die Integration, stärken das Heimatgefühl und pflegen das Brauchtum. Und auf den Volksfesten wird die Festdekoration der Hochkultur zur Populärkultur. Sie wird den Besuchern, egal welcher Herkunft und welchen Bildungsgrads, kostenlos präsentiert.

Auf kleinstem Raum sind alle Bauformen der klassischen Architektur zu sehen. Die Malerei an den Schaustellergeschäften zeigt außerdem eine Gleichzeitigkeit der Stile aus der bildenden Kunst vom Barock bis zur Moderne.

Begleiten Sie mich zu einem speziellen Bummel über unsere Volksfestplätze 

Bis ins 19. Jahrhundert orientierten sich frühe Bauformen von Fahrgeschäften ausschließlich am Bewegungsablauf.
Der früheste Hinweis auf drei funktionale Baukörper stammt von dem englischen Historiker Peter Mundy. Er besuchte auf seiner Reise nach Asien im Jahre 1620 ein türkisches Bairam-fest in „Phillippopolis“ (Philippolis), dem heutigen Plodow in Bulgarien. Mundy entdeckte von Hand angetriebene Bewegungsapparate zur Belustigung des Volkes. Er fertigte sofort Skizzen an.
Auf einer seiner überlieferten Zeichnungen sind drei rein funktionale Baukörper für die horizontale und die vertikale Drehung sowie die nach rechts und links führende Schaukelbewegung zu sehen. Jedoch noch ohne jegliche Dekoration.

Reiseaufzeichnung von Peter Mundy Mai 1620 © Fotosammlung Dering

Auf alten Stichen findet man auch im deutschsprachigen Raum schon bald ähnliche funktionale Baukörper.
Als Fritz Bothmann 1883 in Gotha die erste Manufaktur für den professionellen Karussell-bau und andere Belustigungen gründete, orientierte er sich an vier Bauformen, die aus der Architektur bekannt sind, den Rund-, Hallen-, Skelett- und Pavillonbau.

Architektur von Schaustellergeschäfte

Rundbau
Die Bauform des Rundbaus mit Zelt- oder Kuppeldach stellte sich als geeigneter Baukörper für transportable, sich um die eigene Achse drehende oder auch für feststehende Karussells heraus, z.B. für die Boden- und Hängekarussells.
Vorbild waren die griechischen Rundtempel z.B. das Tholos von Delphi sowie die Gartenpavillons der adeligen Feudalgesellschaft des 17./18. Jahrhunderts.
Technische Entwicklungen brachten Veränderungen der Dachform oder den Verzicht auf eine Bedachung, z.B. bei den Berg- und Talbahnen und später an den offenen Rundfahrgeschäften.

Hallenbau
Zu Beginn der 1920er Jahre nutzte Fritz Bothmann den Hallenbau mit Walm- oder Ringdach für Auto-Skooter und Benzinbahnen.
Bereits 1924 versandte er Prospekte von einem „Elektro Selbstfahrer“ ins Ausland. Bestätigt wird der Erhalt in einem Schreiben eines Schaustellers aus Budapest, datiert auf den 29.05.1924.

Schaut man sich den Aufriss eines Autoskooters etwas genauer an, wird man an die sichtbaren Eisenkonstruktionen der Markthallen, der Bahnhöfe und der Fabriken des 19. Jahrhunderts erinnert.
Zum Ende des 19. Jahrhunderts entwickelte sich die Weltausstellungsarchitektur, bei der rein konstruktive und funktionale Gesichtspunkte im Vordergrund standen. Berühmtestes Beispiel für ein funktionales Gebäude ist der Kristallpalast. Er wurde für die Weltausstellung 1851 in London gebaut. Es war das erste Gebäude unter Verwendung industriell vorgefertigter Elemente und spezieller technischer Verfahren. Der Kristallpalast war zum Ab- und Wiederaufbau konzipiert, damit er nach der Weltausstellung an anderer Stelle wiederaufgebaut werden konnte.
Dieses Kriterium schafft eine wichtige Verbindung zu der Architektur von Schaustellergeschäften. Denn Schaustellergeschäfte sind so konstruiert, dass sie schnell und präzise auf- und abgebaut werden können.

Der Hallenbau eignete sich auch als rechteckiger Baukörper mit Pultdach für Lauf- und Belustigungsgeschäfte sowie für Geisterbahnen.
Eine interessante Gemeinsamkeit zu den nach der Jahrhundertwende zum 20. Jahrhundert entstandenen Industriebauten ist die Verwendung der sogenannten Vorhangfassade.
Sie wurde 1904 erstmalig an der Fabrikhalle der Firma Steiff angewandt. Ziel und Zweck war es, die Geschossteilung nach außen zu verkleiden.
Anders als bei den Fabrikgebäuden hatte die Verwendung der Vorhangfassade bei Lauf- und Belustigungsgeschäften sowie Geisterbahnen jedoch mehr dekorativen Sinn und die Mehrgeschossigkeit sollte für den Besucher erkennbar sein. 1954 war die erste doppelstöckige Geisterbahn von Löffelhardt die Sensation im Geisterbahnbau. 
Bei der formalen Gestaltung der Fassade der Geisterbahnen wird man in den 1950er und 60er Jahren auch die Leichtigkeit der auskragenden Flugdächer und Bogenöffnungen der damaligen zeitgenössischen Architektur von Kinos oder Theatern wiederfinden, zum Bei-spiel bei der Fassade der zweistöckigen Geisterbahn „Spukschloss“ von Löffelhardt, umgebaut von Mack in den 1950er Jahren.

Skelettbau

Der Eiffelturm von Paris wird der berühmteste Skelettbau des 19. Jahrhunderts genannt. Er war für die Weltausstellung im Jahre 1889 von dem deutschstämmigen Ingenieur Gustav Eiffel konstruiert worden. Auch er sollte wieder abgebaut werden.
Als Antwort zum Eiffelturm konstruierte der Amerikaner Georg W. G. Ferris für die Weltausstellung in Chicago im Jahre 1893 ein gigantisches Riesenrad. Die Höhe betrug 80,5 Meter.
Ihm folgten die ersten großen Stahl-Riesenräder, die als Vorbilder für das mobile Stahl-Riesenrad der 1960er Jahren gelten. 
Den Skelettbauten im Schaustellergewerbe ordnet man die bereits vor der Wende zum 20. Jahrhundert konstruierten Holz-Riesenräder, alle Schaukeln von der Schiffschaukel (Pirat, Nessy usw.) bis zur Riesenschaukel (Konga) und die seit 1909 in Deutschland gebauten Achterbahnen zu. Auch die stählernen Türme und Riesenkettenflieger, die sich aus einer Mittelbaukonstruktion erheben, zählen zu diesem Bautypus.

Hydraulik und Pneumatik ermöglichten nach dem Zweiten Weltkrieg die Entwicklung eines neuen Karusselltypus in Skelettbauweise. Ihre Gestaltung zeigt einen Bezug zu den damaligen zeitgenössischen, technischen Konstruktionen der Luft- und Raumfahrt, z.B. bei Mirage, Mondlift, Enterprise u.a.

Gemeinsamkeit der Schaustellergeschäfte in Skelettbauweise ist die Tatsache, dass es keine direkten formalen Vorbilder in der Architektur gibt, es sei denn im Anspruch oder der Idee der Superlative und als typisches Beispiel für das nationale Konkurrenzdenken.

Pavillonbau
Die Bauform des Pavillons eignet sich für Verkaufsbuden, Spiel- und Geschicklichkeitsgeschäften wie Schieß- und Wurfbuden, Verlosungen oder Automaten. In der traditionellen Architektur wurde das Pavillonsystem als Kleinstbau ab 1873 immerfort perfektioniert und als ständiger Bestandteil der Weltausstellungen anerkannt. Auch die Metro-Stationen in Wien oder Paris fallen in dieses Schema. Ihr Erscheinungsbild entwickelte sich selten produktorientiert.
Das gleiche gilt für die Verkaufsgeschäfte auf dem Volksfest. Ihr Neubau begann erst in den 20er oder 30er Jahren des 20. Jahrhunderts. Zunächst waren es einfache Buden. Später baute man Wagen, rechteckige oder runde Pavillonbauten, die mit Pult-, Tonnen- Spitz- oder Flachdächern gedeckt und auf einer oder mehreren Seiten geöffnet waren.
Auch die baulichen Dekorationselemente orientierten sich an verschiedenen Formen der Architektur, z. B. das Fachwerk, die Dachform, Dachgauben, Brezelfries usw.
Im abgebauten, transportbereiten Zustand verweist nur die Dachform, vom Tonnendach zu Containerdach, auf Vorbilder in der Architektur.

Dekoration von Schaustellergeschäften

Schaut man sich die hochwertige Malerei, den großartigen Kulissenbau, die spektakuläre Lichtinstallationen auf einem Volksfestplatz mit den Augen eines kunstinteressierten Besuchers an, kommt auch der verwöhnteste Kunstliebhaber auf seine Kosten.

1. Stilperiode „Barock“
Von Beginn des professionellen Karussellbau bis zum Zweiten Weltkrieg waren die Dekorationen an allen Schaustellergeschäfte mit Zitaten des Barocks, des Rokoko oder mit Jugendstilelementen gestaltet. Es gibt Übereinstimmungen zwischen der Ausstattung der Schlossarchitektur des 18. Jahrhunderts, der Festarchitektur des 19. Jahrhunderts und den Prachtbauten von Hugo Haase u.a.
Die Ausstattung der Boden- oder Etagenkarussells fand ihre Vorbilder im Lebensstil der Feudalgesellschaft. Auf dem Volksfestplatz konnte auch das einfache Volk auf geschmückten Pferden reiten oder in vergoldeten Gondeln und Kutschen fahren.
Die kleinen Kartuschen der Schmuckdachkante mit vergoldeten Barockrahmen waren mit romantischen Landschaftsszenen bemalt und erinnern an die romantische Malerei des 18. und 19. Jhs. Zum Beispiel an: Poussin, Lorrain, Watteau oder Fragonard.
Fragonards Schaukel war besonders beliebt und schmückt viele Schaukeln, Wellenflieger und auch Süßwaren des Herstellers Zierer.

2. Stilperiode „Moderne
Wie auch in der Kunst gibt es auch nach 1945 in der Dekoration von Schaustellergeschäften viele unterschiedliche Strömungen.
Zunächst löste die abstrakte Malerei die Gegenständlichkeit ab.
1947 malte Herbert Sommer zum ersten Mal geometrische Figuren auf die Schmuckdach-kante eines Autoskooters. Mit etwas Fantasie sind Anklänge an die Arbeiten von Kandinsky oder Miro zu sehen.
Bei jedem Folgemodell dieser Baureihe steigerte sich der Einsatz von Neonröhren, Lichtleisten und Neonschriften ähnlich wie bei den Fassaden der großen Kino-Paläste. Die Malerei trat mehr und mehr in den Hintergrund.

Aber auch die Formen der Dachkanten der Autoskooter änderten sich.
Anfang der 1960er Jahre wurden die organisch geschwungenen Flugdächer oder die geometrisch hochgezogenen Ecklösungen der zeitgenössischen Architektur zum Vorbild der formalen Gestaltung der Schmuckdachkanten, z.B. bei den Autoskootern von Rudolf Barth sen. und der Firma Grund. Diese geschwungenen Flugdächer findet man auch am JFK Flughafen (1956-62) in New York (Saarinen) oder der Neue Philharmonie Berlin 1956-63 (Scharoun).

In den 1980er Jahre wurden die gemalten grafischen Muster durch die formale Gestaltung der Bildtafeln und die aufgelegten Lichtleisten betont. Beispiele dafür sind die Dachkanten des Autoskooters von Steinhart/Diebold und des Musikexpresses der Firma Zehle sowie die Verlosung von Löwenthal, u.a.
Die Farbfächer an den Dachkanten sind auch in der Kunst zu finden, z.B. in dem Werk von Frank Stella oder in den graphischen Farbfeldern von Michel Majerus und Franz Acker-mann. Interessant ist, dass in der Kunst diese Kompositionen bis zur Gegenwart geläufig sind, so auch an einigen Autoskootern.

Auch bei den Lauf- Belustigungsgeschäften lassen sich Vergleiche zur Modernen ziehen.
1945 machte Herbert Sommer einen Entwurf für das Laufgeschäft „Hollywood macht Spaß“. Collagenartig stellte Sommer das Klischee des “American live“ dar. Er erinnerte an die Collagen der Dadaisten wie z. B. Edward Burra 1929 und Richard Hamilton als späteres Bei-spiel von 1956.

Heinz und Heinz Werner Opitz bevorzugten die Karikatur des bayrischen Gaudis. Dieses Genre ist bis heute noch immer beliebt bei den Besuchern wie z.B. bei der Alt Weiber Müh-le.

Mitte der 1960er schlugen die Fassaden des jungen Malers Harry Knorrn wie ein Blitz ein. Seine radikale Vereinfachung und Verzerrung der Form und der Proportion sowie die Verwendung von ungebrochenen Farbtönen, in grelle Kontraste gegeneinandergesetzt, war als Provokation gegenüber der realistischen Malweise seiner Malerkollegen Sommer und Opitz zu verstehen. In seiner Malerei stellt Knorrn collagenartige Elemente aus Surrealismus, Pop Art, Fotorealismus und Street Art nebeneinander.
Als Beispiel sind zwei unterschiedliche Bautypen zu nennen, der Pirat von Huss sowie das Laufgeschäft Zombie und die Fantastische Reise.
Knorrn selbst erzählte mir, dass Salvador Dali sein großes Vorbild gewesen sei.

 

Ab den 1980er Jahren bis zur Gegenwart werden auf den Fassaden der Lauf- und Belustigungsgeschäfte des Herstellers Dietz, der Orient, der Horror, die Geister, die Psyche, Alltagssituationen und das amerikanische Südstaaten-Klischee thematisiert.

Ein Beispiel für die Darstellung der optischen Täuschung zeigt das Laufgeschäft Omni von Kinzler, aus dem Jahre 2007 nach der Vorlage des Maurits Escher. Dieser magische Realismus stellt die Verschmelzung von realer Wirklichkeit (greifbar, sichtbar, rational) mit magischer Realität (Halluzinationen, Träume) dar.

Bei den Rundfahrgeschäften, die als Treffpunkt der jungen Besucher fast schon Kultgeschichte schreiben, ist ebenfalls die Entwicklung der bildenden Kunst festzustellen.
Die ersten Raupen wurden noch mit neubarocken kleinen Bildtafeln geschmückt. Später mussten diese Bildinhalte der gegenstandslosen Malerei und dann der Pop Art weichen.
Die legendären Musik-Expresse wurden von Opitz zunächst in Flower-Power-, oder Urwald-Thematik gestaltet, auch hier folgten die gegenstandslose Malerei und später die Pop Art.

Pop Art, Comic und Street Art vereinen sich auf den Rückwänden des Karussells Break Dance. Unterschiedliche Szenen der Popkultur und amerikanische Skylines der 1990er Jahre sind nebeneinander gestellt zu einem großen Bild zusammengefügt.
Während bei AFAW die Einzelszenen teilweise durch Rahmen getrennt sind und die Hintergrundflächen durch Farbkontraste gegeneinander abgesetzt sind, verschmelzen bei Jacques Courtois und später bei Courtois Festi Decor die Szenen als fließende Farbverläufe im Hintergrund zu einer Einheit, ähnlich wie bei James Rosenquist, der ganz neuen Erfahrungen während seiner Arbeit als Reklamemaler für Kinos machte.
Beispielhaft sei hier auf den magischen Realismus von Neo Rauch hingewiesen. In dessen vielfigurigen Bildern, oft in leuchtend bunten Farben, sich überlappende Räume dargestellt sind.

Vielleicht hat Sie dieser kleine kunsthistorische Rundgang über einen Volksfestplatz zum Staunen gebracht. Es gäbe noch sooo vieles zu berichten über die Dekorationen an den Schaustellergeschäften, bei denen Einflüsse aus Technik, Sport, Milieustudien, Alltagssituationen, Literatur und bildender Kunst zu erkennen sind. Deshalb hier wieder ein Hinweis auf das einzige digitale, deutsche Kulturgut-Volksfest-Archiv (www.kulturgut-volksfest.de).
Unter diesem Link finden Sie ausführliche Informationen zur Dekoration. https://kulturgut-volksfest.de/enzyklopaedie/kategorie/kunsthistorische-betrachtung-der-dekorationen/

Wir Schaustellern und Schaustellerinnen verkörpern die wunderbare Welt der Volksfeste!
Wir pflegen dieses kostbare Kulturgut!
Nun sind viele Schaustellerbetriebe durch das krisenbedingt verhängte Berufsausübungsverbot unverschuldet in eine existenzbedrohende Situation geraten. Deshalb muss geholfen werden!
Der DSB fordert finanzielle Hilfe in Form von der Übernahme des kompletten betrieblichen Bedarfs ihrer Betriebe für die Saison 2020 und ihres persönlichen Bedarfs für ihre Familien! Möge das Anliegen bei der Politik Gehör finden.

In diesem Sinne wünsche ich Ihnen alles Gute, gehend Sie umsichtig mit sich und Ihrer Familie um und bleiben Sie gesund.

© Margit Ramus

 

 

PUMU >> Abkürzung für Stadtmuseum München Abt. Puppentheater/Schaustellerei 
LATh – HStA Weimar >> Abkürzung Thüringisches Hauptstaatsarchiv Weimar
Das Copyright ist unbedingt einzuhalten!

 

 

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