Karussellbau-Geschichte A - Z

Karussellbau-Geschichte in Deutschland

Unter dem Oberbegriff Karussellbau versteht man alle Bauaufgaben von Schaustellergeschäften.

Der professionelle Karussellbau begann in Deutschland wesentlich später als in England, erst gegen 1870 nach der Gründung des Deutschen Kaiserreichs. Mit der Industriellen Revolution war den Engländern die Erfindung der Dampfmaschine gelungen und hatte ihre die Vorrangstellung im Karussellbau gesichert.
Aber mit der Eisenbahn und dem sich schnell ausbreitenden Schienensystems folgte die wirtschaftliche Einheit der unabhängigen deutschen Staaten und mit ihr der Aufschwung in Deutschland. Auch das Belustigungsangebot auf den alljährlich stattfinden Jahrmärkten und Volksfeste entwickelte sich schnell. Anfangs wurden Karussells aus England importiert, aber dies änderte sich in wenigen Jahren.
Der Bau von Karussells war zunächst kein zu erlernender Berufszweig, sondern entwickelte sich meist aus dem Handwerk des Zimmermanns oder Stellmachers, dazu kamen Konstrukteure und Ingenieure.
Inzwischen wird unter dem Oberbegriff Herstellerfirmen von Karussells und anderen Bauaufgaben im Schaustellergewerbe ein ganzes Team von Fachkräften, die für Planung, Gestaltung, Ausführung und Sicherheit zuständig sind, zusammengefasst.

Friedrich Heyn, wurde bisher in fast allen erschienen Publikationen als Begründer der „deutschen Karussellbau-Industrie“ genannt. Er war jedoch nicht der erste Konstrukteur von Karussells, sondern der erste Zulieferer von Karussell-Besatzungen.
Fritz Bothmann gründete 1883 die erste Manufaktur für den professionellen Bau von Karussells und anderen Volksbelustigungen. Bothmann produzierte, wie sich aus dem Schriftverkehr mit internationalen Kunden belegen lässt, die gesamte Palette von Fahrgeschäften jener Zeit. Bothmann hat als Erster die serielle Fertigung von Einzelelementen genutzt.
Hugo Haase hatte nur wenige Jahre nach Bothmann sein erstes Karussell gebaut. Er konstruierte, baute und betrieb seine Schaustellergeschäfte persönlich und dekorierte jedes seiner Objekte mit viel Liebe zum Detail.

Nach dem Zweiten Weltkrieg verlagerte sich bedingt durch die politische Situation der Schwerpunkt der Standorte der Hersteller vom Osten in den Südwesten Deutschlands.
Wie es nach Kriegsende im Osten Deutschlands weiterging wurde erst nach der Wiedervereinigung Deutschlands durch Erzählungen oder Berichte der jüngsten Zeit bekannt.

Im Westen wurde Heinrich Mack marktführend im Bau von Wohn- und Packwagen, Autoskootern, Geisterbahnen und Rundfahrgeschäften.
Hinzu kam 1950 Kaspar Klaus, der jedoch die Stückzahl seiner hydraulischen Karussells auf geringe Mengen begrenzte.
Anton Schwarzkopf spezialisierte sich auf Achterbahnen und sonstige schienengebundene Fahrgeschäfte.
Josef Hennecke wurde in der frühen zweiten Hälfte des 20. Jahrhunderts marktführend im Bau von Kinderkarussells, die ihre Vorbilder in den Originalzeichnungen von Fritz Bothmann fanden.
Josef Zierer wird in der Schaustellerbranche mit der Konstruktion von Wellenfliegern in Verbindung gebracht.
Heinrich Huss ist der Erste, der seine Karusselltypen wieder seriell herstellte und den Kunden Innovationen oft erst nach Fertigstellung der Planung anbot.
Andreas Dietz spezialisierte sich bis zur Gegenwart neben dem Bau vieler Reihengeschäfte auf die thematische Fassadengestaltung von Lauf- und Belustigungsgeschäfte nach den individuellen Wünschen seiner Auftraggeber.

In diversen Einzelbiografien werden die Herstellerfirmen vorgestellt, denen die Grundsätze der Bauformen und Dekorationen der Volksfestarchitektur zu verdanken sind.

© Margit Ramus

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