Schaustellergeschäfte A - Z

Enterprise

Name(n) des Geschäftes Enterprise
Typologische Bauaufgabe Offenes Rundfahrgeschäft
Bauform Offener Rundbau
Baujahr 1973 ff
Hersteller Schwarzkopf; Huss
Maler Opitz u.a.
Dekorationsstil Pop Art
Dekorationsthema Luft- und Raumfahrt
Bauherr / Inhaber Tolisch; u.a.
Baugeschichte

Im Jahr 1972 entwickelte die Firma Schwarzkopf ein neues Looping-Überkopfkarussell. Zunächst ließ sich kein Bauherr finden, der das finanzielle Risiko einer Neukonstruktion eingehen wollte. Die Firma Hilde Tolisch aus Bremen erteilte den ersten Auftrag.
Man einigte sich auf den Namen Enterprise bezugnehmend auf die erfolgreiche Fernsehserie.
Premiere war auf dem Bad Kreuznacher Jahrmarkt im Jahr 1973. Tolisch hatte jedoch für weitere transportable Anlagen einen Baustopp für ein Jahr ausgehandelt.  Deshalb reagierte die Firma Huss bereits 1975 mit einem technisch und optisch ausgereiften Nachbau des Looping­Karussells „Enterprise“.

Baubeschreibung

Aus einer Mittelkonstruktion ragt ein hydraulischer Hubarm, an dem 16 freischwingende Fahrgastgondeln zu einem Rad verbunden montiert sind.
Breite Treppenaufgänge führen in den leicht nach hinten ansteigenden Umgang und auf die Einstiegsebene. Der offene Rundbau ist nach hinten mit einer halbrunden, leicht geschwungenen Rückwand verschlossen.
Der Schriftzug Enterprise ist aufgesetzt. Die Ausleger der Radkonstruktion waren mit Lichtleisten akzentuiert. Darauf war in einer zweiten Ebene eine Rosette aufgelegt.
Im aufgerichteten vertikalen Zustand vermittelte das Rad den Eindruck eines mit Maßwerk verzierten, gotischen Radfensters.

Dekoration

Die amerikanische Fernsehserie „Enterprise“, die die Abenteuer eines Raumschiffs im Weltall thematisierte und Anfang der 1970er Jahre zum ersten Mal in Deutschland ausgestrahlt wurde, inspirierte zur Namengebung und Dekoration des neuen Karussells.
Das Rad mit den futuristisch an mutenden Fahrgastgondeln stellte sich um 90° auf und beeindruckte den Betrachter durch Form und Funktion.
Die Gondeln mit nach oben aufklappbaren Gittertüren boten jeweils zwei hintereinander sitzenden Personen Platz. Sie drehten sich bei Fahrtbeginn nach außen und bei zunehmender Geschwindigkeit wurden sie durch die Fliehkraft auf den Kopf gestellt.
Die Rückwand des Prototyps war sehr niedrig und recht neutral gestaltet. Runde und rautenförmige Licht ornamente mit teilweise aufgemalten Figuren wurden der Weltraumthematik nicht gerecht. Deshalb erhielt die Anlage bereits in der ersten Winterpause eine neue Rückwand, der ein ansehnlicher Schriftzug aufgesetzt wurde.
Die Inhalte der Bildträger waren ganz dem Thema Weltraum gewidmet. Neben Raumfahrzeugen waren auch die Kultfiguren der Fern sehserie „Captain Kirk“ und „Mr. Spock“ abgebildet.
Form und Verschlüsse der Fahrgastgondeln wurden ebenfalls weiterentwickelt. Wie schon in der Baugeschichte erwähnt, baute die Firma Huss ab 1975 ebenfalls dieses Looping-Karussell in einer technischen Weiterentwicklung.
Als Novum zum Vorgängerbau von Schwarzkopf sind die Gondeln von Huss mit einer technisch ausgereiften Schließvorrichtung ausgestattet. Die Türen wurden nicht mehr nach oben geklappt, sondern als Schiebetüren zur Seite geschoben.
Rechts und links führten breite, mehrstufige Treppenaufgänge in die Umgangs- und Einstiegsebene.

Ramus 2013. Kat. 62.
Bonhoff 1997.
Bonhoff, Looping-Karussells. In: KR 3, 1998.
Gespräch der Verfasserin mit Eberhard Struwe und Mark Schumburg 2011.
Gespräch der Verfasserin mit Harry Knorrn in Bestwig im Juni 2006.

2 Beiträge zu “Enterprise

  1. Rainer Wallenfang

    …beeindruckte den Betrachter in Form und Funktion. Sehr treffend beschrieben! Das hat mich so fasziniert vor 48 Jahren und tut es bis heute. Diese Enterprise und die ein Jahr später für Beuermann ausgelieferte Enterprise waren die besten! Die hier beschriebene halbrunde Rückwand, die ich nicht kenne, war nur wenige Monate dran. Der Umbau auf die höhere Rückwand mit Weltraumthema kam im Winter 1974 (Februar) dran. Allerdings war das nicht der Hauptgrund, warum das Geschäft zurück zum Hersteller ging. Am Hubarm gab es im unteren Bereich, wo der 45 Grad Winkel angrenzt, Schweißnahtrisse, die sich durch einseitiges Schleifen im Grundrahmen bemerkbar machten. Das war eine sogenannte „Garantie-Reparatur“ wie es bei Prototypen halt vorkommen kann, siehe auch „Alpenblitz“ Es wurden Verstärkungsbleche eingeschweißt und in diesem Rahmen auch der Mittelbau von weiß auf goldbraun umlackiert, die „aufgelegte Rosette“ entfernt und besagte Rückwand mit größerer Schrift angebracht. Auch ein stärkerer Drehmotor wurde dann eingebaut.
    Bei der zweiten Enterprise ist der Hubarm 10 cm dicker und im unteren Bereich dreifach gebogen statt stumpf zusammengeschweißt. Trotzdem hat das Karussell bis heute nach dieser Reparatur anstandslos gehalten.
    Heute steht sie irgendwo in Belgien herum. Die gehört kernsaniert und zurückgeholt. Weil sie überdimensioniert gebaut wurde, was typisch Schwarzkopf war, bekommt sie auch wegen der neuen DIN 13814 wenig bis gar keine Probleme. Rainer Wallenfang

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