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Musikexpress Jaguarbahn

Jaguarbahn mit neuem Chaisenzug von Mack. Foto 1989 © Sammlung Ramus
Name(n) des Geschäftes Jaguarbahn 
Typologische Bauaufgabe Rundfahrgeschäft
Bauform Quadratischer Bau mit vier Ecksäulen
Baujahr 1969
Hersteller Mack
Maler Opitz, Heinz-Werner
Dekorationsstil POP ART
Dekorationsthema Dschungellandschaft
Bauherr / Inhaber Schoeneseifen ⇒ Ramus ⇒ Neutzsch ⇒ Müller
Baugeschichte

Als Weiterentwicklung der Berg- und Talbahn, der Raupe und der Bobbahn wurde das Karussell vom Hersteller Musikexpress genannt.
Es wurde zum meist gebauten Karussell von Heinrich Mack. Über 200 Anlagen, jede individuell dekoriert und mit den unterschiedlichsten Namen benannt, wurden ausgeliefert. Die Bauherren entschieden sich für individuelle Namen des Karussells.
Familie Schoeneseifen hielt an dem Namen Jaguarbahn fest, den sie bereits für den Vorgängerbau, dessen Dach von Holzpfosten getragen wurde.
Der erste Musikexpress der neuen Baureihe mit vier Säulen war 1967 an die Familie Julius Kinzler aus Stuttgart geliefert worden und befindet sich 2023 im Besitz von Walter Josef (Bubi) Schoeneseifen, Neffe der Verfasserin.
Viele Modelle der ersten Baureihe sind mehrfach umgestaltet und heute noch auf deutschen Volksfestplätzen präsent.

Baubeschreibung

An der Abbildung des Grundrisses zeigt sich die konstruktive Veränderung der bewährten Berg- und Talbahn.
Durch die Abwendung von dem bisher bekannten Rundbau kam es zu einem quadratischen Grund- und Aufriss des Karussells.
Neu für eine Berg- und Talbahn war auch der Montageablauf. Der gesamte Dachstuhl wird von vier Ecksäulen getragen und am Boden zusammengebaut. Die Dachplane wird aufgezogen, die Dekorationselemente wie Plafonds und Schmuckdachkante werden montiert und erst dann wird die Dachkonstruktion mit vier Winden in die endgültige Position gebracht.

Konstruktion

Wie bereits bei der ersten Jaguarbahn mit Holzpfosten bestand Josef Schoeneseifen, auch dieses Mal bei der technischen weiterentwickelten Jaguarbahn auf einen großen, querstehenden Mittelbau. Die gleiche Konstruktion wurde auch bei der nur einmal von der Firma Mack gebauten Diskothek von Josef Schoeneseifen gewünscht und angewandt.

Ende der 1970er gab es wieder eine technische Neuordnung, indem von vier auf zwei Säulen reduziert und die komplette Dachkonstruktion mit der Dekoration ineinander geklappt wurde. Das System eines sogenannten „Umlaufenden Dreieck“ hatte sich der Schausteller Kurt Kalbfleisch bereits Anfang der 1970er Jahre patentieren lassen. Er hatte die Erfindung eines Zeltherstellers aufgegriffen und für die Konstruktion von Autoskootern weiterentwickelt. 1972 verkaufte er seine Patentrechte an die Firma Heinrich Mack. Viele Jahre erhielt die Witwe von Kurt Kalbfleisch Tantieme, die jedoch inzwischen eingestellt wurden.
Auf der Dachkonstruktion der Zweisäulen-Technik der Musikexpress(e) und der Zweisäulenskooter hatte außerdem eine italienische Herstellerfirma ein zweites Patent über den Mittelbinder, der die beiden Säulen verband.

Dekoration

Neben der Schmuckdachkante wurde auch eine Tunnelverkleidung im Inneren des Karussells mit einer kleinen Plattform, die über die Ausleger gespannt war, geplant. Ein großzügiger Dachüberstand wurde mit einem schmalen Fries, im Fachterminus Wulst genannt, aus Rhomben förmigen Lichtkästen aus Plexiglas horizontal akzentuiert.
Darüber erhob sich die Schmuckdachkante, die aus rechteckigen Bildträgern mit individuell gebogenen Abschlüssen und betonten Eckelementen bestand. Gemalte grafische Muster waren mit aufgesetzten Lichtleisten in Bogen-, Recht-, Dreieck- und Kreisformen betont. Darauf waren flachreliefartige Tiere und Palmen mit beleuchteten Konturen vorgestellt.
Den Raum zwischen Fries und Fassade schlossen Plafonds mit Neonleuchtröhren. Grafische Muster und Ornamente waren in die Zwischenräume gemalt. Darunter sogenannte Lichtgitter gehängt, die  das typische Gittermuster zeigten, welches für Lichtgitter dieses Bautyps gewählt worden waren. Darauf waren flachreliefartige Schmetterlinge und Blumen, die mit kleinen Birnen beleuchtet wurden, aufgelegt. 
Die beiden vorderen Säulen zeigten eine Plexiglasverkleidung. Auf den milchfarbigen senkrecht stehenden Platten waren ebenfalls bunte Blumen und Schmetterlinge in Anlehnung an die Flower-Power-Zeit eingelegt.
Im Inneren schmückte eine mit Lichtleisten akzentuierte Halbkugel das Zentrum der Mittelkonstruktion. Und im Dachstuhl war eine Krone aus Lichtleisten eingehängt.
Die äußeren und inneren Wangen der Fahrgastgondeln waren aus Polyester in Form einer Wildkatze bemalt.
Viele Modelle der ersten Baureihe sind mehrfach umgestaltet und heute noch auf deutschen Volksfestplätzen präsent.

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Provenienz und Verbleib

Die zweite Jaguarbahn der Familie Schoeneseifen wurde zu Karneval in Köln im Jahr 1969 zum ersten Mal gebaut. Nachdem die Familie einen Jet-Star gemeinsam mit der Familie Osselmann erworben hatten, wurde der Jaguar 1971 an die Tochter und Schwiegersohn, Manfred und Margit Ramus, verkauft. 20 Jahre später gab es einen erneuten Besitzerwechsel. 1991 wurde das Karussell an Joachim Neutzsch aus Halle verkauft. Nach weiteren drei Jahrzehnten trennte sich Familie Neutzsch im Jahre 2022 und verkaufte den Jaguar an die Firma ……. aus Berlin.

© Margit Ramus

 

Ramus 2013. : Katalog Nr. 54

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