Grußwort, Oktober 2016.
Die Welt der Schausteller und die von ihnen veranstalteten Volksfeste faszinieren uns alle von Kindheit an. Wie sehr ihre ganz besondere Atmosphäre mit der speziellen Architektur, ihrer Dekoration und dem Engagement der Schaustellerfamilien zusammenhängt, haben wir wohl immer nur geahnt, weil wir in die sehr geschlossene Welt der Schausteller Außenstehende kaum Einblick erhalten. So ist es ein absoluter Glücksfall, dass mit dem ersten digitalen, deutschen Schausteller-Archiv ein wissenschaftliches Archiv sowie ein Nachschlagewerk, eine Enzyklopädie, für das Kulturgut Volksfest gegründet wird.
Schon längst bestand die Notwendigkeit, die vorhandenen Bestände zusammenzufassen und für die nächsten Generationen langfristig zu sichern und zu bewahren.
Aufsätze und Dokumente über Volksfeste, Entwicklung der Schaustellergeschäfte mit Bauzeichnungen, Angaben über Hersteller und Maler, Bildmaterial, eine Literaturübersicht und sonstiges zum Thema werden nun erstmalig archiviert und an einem Ort gebündelt. Auch können für spätere Forschungen die kunsthistorischen Aspekte der Dekorationen von Schaustellergeschäften weiter ausgearbeitet werden.
Von außerordentlicher Wichtigkeit ist, dass mit dem digitalen historischen Archiv das Kulturgut Volksfest der interessierten breiten Öffentlichkeit zugänglich gemacht wird. Denn es soll nicht das Werk einer einzelnen Person sein, sondern ein Archiv für und von allen Schaustellern und Reisenden, denen das Kulturgut Volksfest am Herzen liegt.
Dieses Archiv sowie die umfangreiche Publikation von Dr. Margit Ramus „Architektur und Dekoration im Schaustellergewerbe“ von 2013 können die wichtige Grundlage bilden, wenn es um die angestrebte Anerkennung geht, die Bedeutung der Volksfeste als Immaterielles Kulturgut durch die UNESCO zu erreichen. Frau Dr. Ramus wurde von der Rheinischen Friedrich-Wilhelms-Universität in diesem Zusammenhang bescheinigt, wie sehr die wissenschaftlich belegte Erkenntnis von Bedeutung ist, dass es eine Verbindung und Abhängigkeit von sogenannter Hochkultur und Schaustellergewerbe gibt, deren Festdekoration auf diese Weise allen erschlossen wird.
In diesem Sinne wünsche ich dieser, von Frau Dr. Ramus initiierten großartigen Einrichtung, dass viele Menschen ihre Privatarchive öffnen und am Aufbau des Archivs ehrenamtlich mitarbeiten.
Hiltrud Kier