Prof. Dr. Barbara Schock-Werner, Dombaumeisterin von Köln a.d.

Prof. Dr. Barbara Schock-Werner

Grußwort von Frau Prof. Dr. Barbara Schock-Werner zum digitalen Archiv ‚Kulturgut Volksfest

Menschen, die in einer Arbeit oder einer Entwicklung stecken, denken oft nicht darüber nach, diese Arbeit auch zu dokumentieren. Bei Margit Ramus ist das anders. Aus einer Schaustellerfamilie stammend, setzt sie sich seit langem wissenschaftlich mit diesem Bereich des Lebens auseinander. Denn es ist mehr als Arbeit. Es ist ein breites Spektrum unseres Lebens und früher vielleicht noch wichtiger als heute. Auf Volksfesten und Jahrmärkten konnte man Menschen und Dinge kennenlernen, die man bis dahin nie gesehen hatte, exotische Tiere z. B. Feuerschlucker, Gaukler usw. Man konnte Waren kaufen, die es beim heimischen Krämer nicht gab, bunte Bänder, oder etwa Gewürze. Der Barbier kam, zog Zähne, öffnete Furunkel und bot mehr oder weniger wirksame Heilmittel an. Die Schausteller, die von Ort zu Ort zogen, waren nicht immer gut angesehen und doch unverzichtbarer Teil der Gesellschaft. Jahrmärkte und Volksfeste waren aber auch Gelegenheiten interessante Gespräche zu führen und häufig ein beliebter Heiratsmarkt. Das hat sich bis in die Neuzeit gehalten, denn wir gingen als junge Mädchen auf das Volksfest, um  die Jungs und ihr Geschick beim Boxauto zu bewundern.

Es gab und gibt auf Volksfesten und Jahrmärkten auch Speisen, die es im ‚normalen Leben‘ nicht oder selten gibt, Zuckerwatte und gebrannte Mandeln etwa oder Heringsbrötchen. Dinge wie diese bleiben, andere, wie die Fahrgeschäfte verändern sich rapide. Die Fahrten sind tollkühner und schneller geworden, die Geisterbahnen gruseliger, die Riesenräder riesiger.

All dies ist ein Teil unserer Geschichte und gesellschaftlichen Entwicklung und es ist höchste Zeit, dass dies auch mit den richtigen Kriterien festgehalten wird. Dr. Margit Ramus hat bewiesen, dass Sie das kann und so ist es ihr als ein großes Verdienst anzurechnen, dass sie dieses Archiv angelegt hat und in den nächsten Jahren ausbauen wird. Sie verdient jede Unterstützung, von ihren Schaustellerkollegen, aber auch von Historikern und Archiven. Man wünscht ihr viel Erfolg zu dieser wichtigen Tätigkeit.

Barbara Schock-Werner