Schausteller in Corona Zeiten A - Z

02 2021 Corona und das Kulturgut Volksfest

© Sammlung Greger

Wie wird es weitergehen mit der Schaustellerbranche?

Diese Frage stellen sich Schaustellerinnen und Schausteller schon über einem Jahr. Bundesweit wurde von den Verbänden und von jeder einzelnen Schaustellerfamilie für die Erhaltung des Kulturguts Volksfest gekämpft. Der DSB und der BSM haben einen erheblichen Anteil beigetragen, dass auch die Schaustellerbranche Überbrückungshilfen vom Staat erhalten haben und noch immer erhalten. 

Aber nun ist ein neues Jahr angebrochen und „wir“ müssen uns wieder in Erinnerung bringen. Damit von vornherein Aussagen und Fragen keine Nachahmer finden, wie zum Beispiel ein Beitrag, der am 15.02.2021 im Weser-Kurier veröffentlicht wurde:

„[…] sind Jahrmärkte in und nach Corona Zeiten, also in unserer ‚Neuen Normalität‘ und in Zeiten des Klimawandels überhaupt noch zeitgemäß? […] Wäre es nicht besser, Jahrmärkte generell zu verbieten, dann könnten Hilfszahlungen gestoppt werden und die Schausteller könnten sic nach anderen lukrativen Bereichen umsehen.“ Weser-Kurier 15.02.2021 8:30

Warum werden nicht gleich alle Kulturgüter verboten?

Die Deutsche Volksfest-Kultur ist Teil unserer Tradition und bereichert  seit weit über Eintausend Jahren das Leben vieler Menschen auf mehr als 9000 großen und kleinen Volksfesten.
Wir dürfen nicht zulassen, dass uns diese Lebensfreude genommen wird.
Dazu der Brief eines älteren Kollegen:

Liebe Kolleginnen und Kollegen des Hamburger Frühlings-Doms 

der Untergang unseres geliebten Schaustellergewerbes naht, wenn wir uns nicht ständig in der Öffentlichkeit präsentieren.
Meiner Meinung nach sind wir z.Zt. nicht genügend präsent in den Medien. Seit geraumer Zeit wird so gut wie gar nicht auf unseren Notstand hingewiesen.
Jetzt die Verlängerung des Lockdowns bis zum 7.3.21 sowie des Inzidenz Wertes auf 35 lassen nichts Gutes verheißen, zumal wir das letzte Glied in der Kette sind. Deshalb meine ich, wir müssen auf uns aufmerksam machen zum Wohle unseres Berufsstandes sowie unserer Kinder und Enkelkinder.
Immerhin sind wir das zweitälteste Gewerbe und somit der Tradition verpflichtet.
Mein Vorschlag dahingehend am Eröffnungstag des HH-Doms(Freitag, 26.3.21) auf uns aufmerksam zu machen in Form einer sogenannten Mahnwache. Da wo sonst unsere Geschäfte stehen Feuerschalen bzw. Feuerkörbe aufzustellen, dazwischen unsere Zugmaschinen. Um Punkt 20 Uhr ein 5minuetiges Hupkonzert bei eingeschalteter Beleuchtung der Maschinen.
Der Aufwand wäre gering, die Resonanz riesengroß. Alle Medien würden über dieses einmalige Spektakel berichten.
Stellt es Euch bildlich vor: Da wo sonst die schönste Lichtermeile Hamburgs leuchtet, jetzt die gespenstische Dunkelheit.(die Totenfeuer des HH-Doms).Man könnte an diesem Tag den Dom auch beerdigen, wie auf dem Freimarkt oder der Domweih in Verden. Das wäre für Hamburg ein völlig neues Ereignis. Aber auch Fahnenabordnungen von überall her wäre für die Medien ein Riesenspektakel.
Ein weiterer Gedanke mit diesen Fahnenabordnungen durch die Innenstadt hin zum Heiliggeistfeld und dann mit der Kundgebung zu beginnen.
Beiden Verbänden würde es gut zu Gesicht stehen ( Einigkeit macht stark) dieses Ziel anzupacken. In der Hoffnung, mit meinen Gedanken etwas für unseren Berufsstand beigetragen zu haben (wir sind es unseren Kindern schuldig),verbleibe ich mit den besten Wünschen und Grüßen von Wohnwagen zu Wohnwagen allerherzlichst Euer Kollege Egon Greger“

Mit Erlaubnis von Egon Greger wurde sein Brief an dieser Stelle veröffentlicht.
© Abschrift Margit Ramus

Egon Greger ist im Besitz der einzigen noch erhaltenen Schaukel, auf der die originale Malerei und die Signatur von Eduard Laetsch erhalten sind. Er reist heute gemeinsam mit seiner Tochter und deren Mann mit der Pizzeria „Mama Mia“

Infos zur Schaukel unter: 1906 Schiffschaukel Greger

 

 

Brief von Egon Greger vom 11.02.2021

 

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