Volksfestkultur in Deutschland

Eröffnung Frühlingsvolksfest in Nürnberg 2014 © Foto Juergen Friedrich,
Beschreibung der Kulturform

Die Volksfest-Kultur ist Spiegel unserer Gesellschaft vom Mittelalter bis zur Gegenwart.
Seit vielen Jahrhunderten kommen die Menschen zum alljährlichen wiederkehrenden Volksfest zusammen. Je nach Region werden diese Volksfeste: Kirmes, Kirchweih, Kerbe, Kerwe, Rummel, Wiesen, Wasen, Dom, Freimarkt, Kramermarkt, Stoppelmarkt, Mess‘, Dult, Jahrmarkt oder Schützenfest genannt. Charakteristisch sind dabei der freie Eintritt zur Belustigung und Unterhaltung der Bevölkerung sowie die Möglichkeit zum multikulturellen Austausch.

Geografische Lokalisierung und Besucherzahlen

In ganz Deutschland finden in allen 16 Bundesländern geografisch verteilt, etwa 9.750 große und kleine Volksfeste statt, die jährlich von 189 Millionen Menschen besucht werden. Dazu kommen ca. 3.000 Weihnachtsmärkte mit etwa 159 Millionen Besucher*innen, wie die jüngste Marktstudie des Deutschen Schaustellerbunds e.V. Sitz Berlin, kurz DSB, erbrachte.

Fast jedes Bundesland hat mindestens ein großes Volksfest, das länger als eine Woche, manchmal bis zu einem Monat dauert. Dazu kommen eine Vielzahl von Volksfesten mittlerer und kleiner Größe.
In vielen Regionen hat die Volksfestkultur eine jahrhundertealte Tradition.

Volksfeste werden in Städten, Gemeinden oder Dörfern jedes Jahr aufs Neue gefeiert. Beispiele: Hamburger Dom, Kramermarkt in Oldenburg, Schützenfest in Hannover, Libori Kirmes Paderborn, Soester Allerheiligenkirmes, Schützenfest in Düsseldorf, Fronleichnam Kirmes in Oberhausen, Cranger Kirmes in Herne, Pützchens Markt in Bonn, Wiesenmarkt in Eisleben.
In Europa hat Deutschland die meisten und traditionsreichsten Volksfeste mit den höchsten Besucherzahlen. Die Volksfestkultur in Deutschland ist in ihrer Vielfalt einzigartig und lebendig. 
Leider wurde der Antrag zur Aufnahme in die Liste des Immateriellen Kulturgutes Anfang des Jahres 2022 abgelehnt. Aber die Verfasserin wird mit Unterstützung der beiden Dachorganisationen der Schaustellerinnen und Schausteller im Oktober 2023 den Antrag erneut stellen.

Dazu mehr unter: Volksfeste in Deutschland und ihre Besucherzahlen

Ursprünge

Unterschiedliche Bräuche und Rituale weisen auf den sakralen oder weltlichen Ursprung der Feste hin, deren Gründungen nicht selten seit dem Mittelalter beurkundet sind.

Als Sakrales Fest bezeichnet man die Kirmes, Kirchweih oder Kerbe. Sie waren mit kirchlichen Festen zur Erinnerung an die Kirchweihe oder eine Reliquienüberführung verbunden und sind es bis zur Gegenwart. wie z.B. das Kiliani-Volksfest in Würzburg, welches bereits im Oktober des Jahres 1030 verbrieft worden war.
Gewöhnlich endete der Gottesdienst mit einer Prozession, die durch die Straßen führte und sich oft in einer weltlichen Feier rund um das Gotteshaus auflöste.
Gaukler, Artisten und Spielleute rundeten mit akrobatischen oder künstlerischen Darbietungen wie Musik, Tanz, Theater und Schaustellungen von ungewöhnlichen Menschen, Tieren und Objekten das bunte Treiben ab. Dadurch wurde das hohe Kirchen- und Patronatsfest zur willkommenen Unterbrechung im Alltag der Bevölkerung. Bänkelsänger und Moritatenmaler verkündeten die neusten Nachrichten, Bekanntschaften und Ehen wurden geknüpft. 
Die Jahrmärkte förderten außerdem den wirtschaftlichen Aufschwung eines Orts, jeweils in Abhängigkeit von der Lage des Orts an Fern- und Handelsstraßen.
Dazu mehr unter: Volkswirtschaftliche Bedeutung der Volksfeste

Das Schützenfest ist ein weiteres Genre des Volksfests. Im ausgehenden Mittelalter übernahmen Mitglieder von Schützengemeinschaften militärische Verteidigungsaufgaben für die wachsenden Städte. Später wurden Schießwettbewerbe durchgeführt. Es folgten öffentliche Freischieß-Veranstaltungen und ein „Schießen nach dem Vogel“. Im 12. Jahrhundert entstanden Schützengilden, die aus Mitgliedern der bestehenden Gilden und Zünfte rekrutiert wurden. Im Anschluss an den Schießwettbewerb traf sich die Bevölkerung zum festlichen Umzug mit anschließendem fröhlichem Beisammensein.
In Dresden entstand die erste Schützengesellschaft bereits im Jahre 1120. 1226 folgten die Radeberger und 1235 die „Privilegierte Scheiben- und Bogenschützengesellschaft zu Meißen“. Eine Bestandsaufnahme in Sachsen von 1940 ergab 994 Schützenvereine, davon 490 im Regierungsbezirk Chemnitz. 
Im Westen Deutschlands gehören das „Große Schützenfest“ in Hannover, die „Größte Kirmes am Rhein“ in Düsseldorf, das Neusser Schützenfest zu den bekanntesten Großveranstaltungen.

Der Begriff „Volksfest“ als Bezeichnung für ein Höfisches Fest entstand erst im 19. Jahrhundert. Anlässe für die Höfischen Feste waren Krönungen, Hochzeiten und anderen Festlichkeiten der Feudalgesellschaft.
Das wohl bekannteste Beispiel ist das Münchner Oktoberfest, das sich aus den Hochzeitsfeierlichkeiten der Vermählung von Kronprinz Ludwig und Prinzessin Therese Charlotte Louise von Sachsen-Hildburghausen im Jahre 1810 entwickelte. Dazu kamen die Landwirtschaftsmessen, z.B. Stuttgarter Wasen, die oft den Höfischen Festen angeschlossen wurden.
Heute ist das Münchner Oktoberfest das größte Volksfest der Welt, es wird jährlich von sechs Millionen Menschen besucht. Dazu mehr unter: Ursprünge der Volksfeste

Entwicklung

Das regelmäßig wiederkehrende, moderne Volksfest der Gegenwart und mit ihm das gesamte Reisegewerbe, entwickelte sich mit der Industrialisierung im 19. Jahrhundert, die das Angebot der Volksfestaktivitäten stark veränderte.
Zuvor lag der Schwerpunkt auf akrobatischen oder künstlerischen Darbietungen und Schaustellungen von ungewöhnlichen Menschen, Tieren und Objekten.
Populäre naturwissenschaftliche und technische Sensationen der damaligen Zeit wurden in der Schaubude, in Panoramen und auf Wanderbühnen vorgestellt.
Dadurch erlebten die Menschen auf dem Volksfest für einen begrenzten Zeitraum Abwechslung vom Alltag. Neue Errungenschaften von Musik, Kunst, Naturwissenschaften und Technik wurden hier erstmalig der gesamten Bevölkerung zugänglich wie z.B. die Laterna Magica, der Guckkasten, der Phonograph, der Kinematograph, die Röntgenstrahlung oder das Automobil.

Die Städte wuchsen, die Einwohnerzahl stieg an und mit den gesellschaftlichen Veränderungen wandelten sich auch die Ansprüche der Menschen an ihr Freizeitvergnügen. 
Der professionelle Karussellbau begann in Deutschland schon bald nach der Gründung des Deutschen Kaiserreichs im Jahr 1971.
Mit der Industriellen Revolution war den Engländern die Erfindung der Dampfmaschine gelungen und sicherte ihnen eine Vorrangstellung im Karussellbau.
Aber mit der Eisenbahn und dem sich schnell ausbreitenden Schienensystems folgte die wirtschaftliche Einheit der unabhängigen deutschen Staaten und mit ihr der Aufschwung in Deutschland.
Auch das Belustigungsangebot auf den alljährlich stattfinden Jahrmärkten und Volksfeste entwickelte sich rasant. Anfangs wurden Karussells aus England importiert, aber dies änderte sich in nur wenigen Jahren.
Der Schwerpunkt des Karussellbaus lag damals in Thüringen. Dort wurden prunkvolle Fahrgeschäfte gebaut, die mittels der Dampfmaschine angetrieben wurden. Als Fliegende Bauten wurden Bothmanns Karussells bald über den Seeweg in die ganze Welt versandt. Elektrische Beleuchtung und Kirmesorgeln mit beliebten Melodien vervollständigen das Gesamtkunstwerk Volksfest. Bereits 1892 konstruierte Hugo Haase für das Münchner Oktoberfest einen Dieselaggregat zur Stromerzeugung seiner elektrischen Berg- und Talbahn
Der Bau von Karussells war zunächst kein zu erlernender Beruf, sondern entwickelte sich meist aus dem Handwerk des Zimmermanns oder Stellmachers, dazu kamen Konstrukteure und Ingenieure.
Inzwischen wird unter dem Oberbegriff Hersteller von Karussells und anderen Bauaufgaben im Schaustellergewerbe ein ganzes Team von Fachkräften zusammengefasst, die für Planung, Gestaltung, Ausführung und Sicherheit zuständig sind. Dazu gehören auch die Maler, die nicht selten eine professionelle Ausbildung als Designer oder Kunstmaler absolviert haben.
Dazu mehr unter: A. Allgemeine Informationen zu den Schaustellermalern

Im 21. Jahrhundert kann der Volksfestbesucher modernste Innovationen in allen Kategorien der Schaustellergeschäfte erleben. Sensationelle Karussells, Schaukeln und gigantische Stahlkolosse, (Achterbahn, Riesenrad, Wildwasserbahn)  katapultieren die Volksfestbesucher auf Wunsch in riesige dreidimensionale Bewegungsapparate.
Dazu mehr unter: 0. Arten der Schaustellergeschäfte

Architektur der Schaustellergeschäfte

Frühe Karussells waren zunächst rein funktionale Baukörper. Für die horizontale Bewegung wurden Sitzmöglichkeiten an hölzernen Drehkreuzen befestigt. Für die vertikale Drehvorrichtung hatte man eine offene Radkonstruktion aufgestellt. Nach rechts und links führende Schaukelbewegungen erfolgten mittels einfacher Konstruktion, bei der eine Sitzgelegenheit zwischen zwei Stützen eingehängt war.
Auch die ersten Belustigungsgeschäfte waren meist einfache, hölzerne Baukörper, die mit Planen geschlossen waren. Dort wurden Abnormitäten sowie Völker- und Länderschauen vorgeführt.
Schießvorrichtungen und Wurfspiele wurden nicht selten unter freiem Himmel oder in einfachen, marktstandähnlichen Holzgestellen, die ebenfalls mit Planen überzogen waren, angeboten. Diese wurden auch zum Verkauf von Back- und Wurstwaren genutzt. 
In der zweiten Hälfte des 19. Jahrhunderts erlebten die Volksfeste einen enormen Wandel im professionellen Bau von Karussells.
Die Baukörper der Schaustellergeschäfte orientierten sich an Bauformen, die aus der klassischen Architektur bekannt sind. Grundbauformen wie der Rundbau, der Hallenbau, der Skelettbau sowie der Pavillonbau wurden weiterentwickelt und verwirklichten individuelle Fantasien und Wunschvorstellungen. 
Dazu mehr unter: Entstehung der Bauformen

Dekoration der Schaustellergeschäfte

Die dekorative Gestaltung der Karussells und aller anderen Volksbelustigungen lassen einen Vergleich zu allen Stilepochen der bildenden Kunst zu. In den Dekorationen finden sich Motive der romantischen Salonmalerei mit Zitaten des Barocks oder des Rokokos, die ihre Vorbilder im Lebensstil der Feudalgesellschaft des 18. und 19. Jahrhundert erkennen lassen.
Um 1900 wurde auch mit Jugendstilelementen dekoriert.
Nach dem Zweiten Weltkrieg zog die Moderne mit der Pop Art und der zeitgenössischen Kunst in die Dekorationen der Schaustellergeschäfte auf den Volksfesten ein.
Die elektrische Beleuchtung durch einfache Kugellampen wurde von Leuchtstoffröhren und Neonschriften abgelöst und entwickelten sich immer weiter bis hin zu der aktuellen LED-Beleuchtung. Auch die Kirmesorgeln als musikalische Untermalung wurden weiterentwickelt und perfektioniert. Später kamen Schallplatten, dann Musikkassetten, CDs und heute die digitalen Anwendungen zum Einsatz.

Alle Sinne werden auf dem Volksfest angesprochen

Neben dem kulturellen und sozialen Austausch, die ein Volksfest ermöglichen, werden außerdem fast alle Sinne angesprochen. Denn die Besucher geben sich der spannenden Mischung von bunten Bildern, Geräuschen, Nervenkitzel und Geschmacksreizen hin. Sie genießen beim Bummel über den geschützten Raum des Festplatzes den Reiz des Zusammenspiels von Dynamik und einer fast vergessenen Romantik, die nur ein Volksfest bietet. Dazu kommt das Festprogramm, dass in unterschiedlichen Bräuchen und Rituale traditioneller sakraler und weltlicher Feste, wie Kirchweihfest, Schützenfeste und höfische Feste wurzelt.

Lebendige Tradition auf Historischen Jahrmärkten

Im 21. Jahrhundert kann der Volksfestbesucher sowohl lebendige Tradition erleben, als auch modernste Innovationen ausprobieren. Daneben bieten die wieder in Mode gekommenen Historischen Jahrmärkte althergebrachte Volksfestattraktionen wie das Pferdekarussell, die Raupe, die unvergessene Berg- und Talbahn und auch manuelle Kraftmesser wie z.B. Hau den Lukas. 
Dazu mehr unter: Historische Schaustellergeschäfte

Zentrale Träger der Volksfeste geben ihr Wissen und Erfahrungen weiter

Die Träger der deutschen Volksfest-Kultur sind die Schaustellerinnen und Schausteller, ohne sie sind die modernen Volksfeste nicht denkbar!
Überwiegend als Familienbetriebe agierend, ist ihnen die erfolgreiche Entwicklung der Volksfest-Kultur zu verdanken. Seit Jahrzehnten übermitteln sie ihre Ideen den Herstellern und bildenden Künstlern (Maler) und prägen dadurch die neusten Entwicklungen in Technik und kunstvoller Ausstattung der Schaustellergeschäfte mit.
Ihre Erfahrung lässt nachhaltige Lösungen in Bezug auf Klima-, Umwelt- und Integrationsproblematik entstehen.
Besonders Nachhaltigkeit und Klimaschutz haben sich die Schausteller*innen zur Aufgabe gemacht. Dazu gehören: Mülltrennung, Einschränkung von Plastikverpackung, Mehrweggeschirr, biologisch abbaubares Hydrauliköl, Grüner Strom, Wasserkraft, LED-Beleuchtung, Nutzung des Güternahverkehrs, Bio-Angebote, Vegane Speisen. 
Bei all dem sorgen sie dafür, dass das Belustigungsangebot auf den Volksfesten immer anspruchsvoller und bunter wird und dabei Besuchern aller Altersstufen gerecht wird.
Dazu mehr unter: Maßnahmen zum Erhalt der Volksfeste

In der Tradition der Schausteller werden Wissen und Erfahrungen seit vielen Generationen innerhalb der Familie weitergegeben. Für sie bedeutet das Familiengeschäft Familienbewusstsein, Zusammengehörigkeit und Identifikation mit dem Beruf. Ihre Mobilität, ihre traditionellen Handwerkstechniken zur Herstellung von Waren oder zur Entwicklung und Überarbeitung von Geschäften, die Werbetechniken vom Handzettel bis zur Ansage vor Publikum haben sie jahrhundertelang entwickelt, perfektioniert und tradiert.
Dazu mehr unter: Schausteller Einführung

Epidemien- und kriegsbedingte Unterbrechungen der Volksfeste

In der Geschichte der Kulturform „Volksfest“ galt schon immer die Maxime, dass Volksfeste auf absolutem neutralem Boden stattfinden sollen und nicht zu politischen Spielplätzen werden dürfen. Das ist die Stärke der Volksfeste, sie bringen den Menschen Freude und stärken das Miteinander aller sozialer Schichten.
Trotzdem zeigt die Geschichte der Volksfest-Kultur, dass es Unterbrechungen im Festkalender der Volksfeste gab.
Wegen des Ausbruchs von Cholera-Epidemien wurden in den Jahren 1873 und auch 1892 Volksfeste in ganz Deutschland ohne Vorankündigung abgesagt.

Als 1914 der 1. Weltkrieg begann, wurden die großen deutschen Volksfeste von heute auf morgen ausgesetzt. Nach dem Waffenstillstand im November 1918 strömten die Menschen schon im Dezember 1918 wieder auf den Hamburger Dom.

Bei älteren Schaustellerinnen und Schaustellern wird noch die Zeit des Nationalismus im Gedächtnis sein. Größere Volksfeste wurden direkt nach Beginn des Krieges 1939 abgesagt, andere noch kurze Zeit in minimierter Besetzung abgehalten. Kleinere Volksfeste wurden dagegen noch bis in die 1940er Jahre durchgeführt, obwohl der Krieg tagtäglich viel Leid über die Menschen brachte.
Das Schaustellergewerbe überlebte diese schwere Zeit.
Die meisten Schaustellerfamilien bauten nach Ende des Zweiten Weltkriegs ihre Geschäfte zwischen den Trümmern auf und brachten den Menschen wieder ein wenig Freude und ließen die Kinderaugen strahlen.
Dazu mehr unter: Volksfeste in der Vergangenheit und Volksfeste im Nationalsozialismus

Vernetzung

Im Jahre 1883 wurde die erste Fachzeitschrift der Schausteller „Der Komet – Fachblatt für das Reisegewerbe und den Markthandel“ in Pirmasens gegründet.
1996 kam eine zweite Fachzeitschrift „Kirmes und Park Revue“ dazu. Die beinhaltet ähnliche Themen wie „Der Komet“, veröffentlicht aber auch seriell Schaustellerchroniken, berichtet über Volksfeste, stellt neue Fahrgeschäfte vor und geht dem Verbleib von alten Geschäften nach. Inzwischen sind auch das Internet, WhatsApp und Facebook wichtige Informationsquellen für die Schaustellerinnen und Schausteller.
Dazu: Vernetztes Vergnügen  (Aufsatz von Andrea Stadler)

Frühe Vergnügungsparks und ihre Entwicklung

Bereits im 16. Jahrhundert sind erste Vergnügungsparks, damals eher als Vergnügungsstätten zu bezeichnen, nachzuweisen. Sie waren jedoch meist nur der Feudalgesellschaft zugänglich. Erst im 19. Jahrhundert wurden sie nach und nach für das einfache Volk geöffnet. Berühmtestes Beispiel ist der Wiener Prater.
Stationäre Vergnügungsstätten waren meist eingegrenzte Volksfestplätze, zu denen der Besucher durch ein Tor zu den mobilen Bauten, wie Fahr-, Belustigungs-, Spiel- und Verkaufsgeschäfte, gelangte, zum Beispiel in den 1880er Jahren das „stattliche Vergnügungsetablissement Zum Sternacker“ in Weißensee bei Berlin.
1914 eröffnete Hugo Haase den „Hugo Haase Park“ in Hamburg direkt neben dem Hagenbeckschen Tierpark. In seinem Vergnügungspark waren auch die übrigen Geschäfte bis zum Ende des Kriegs aufgebaut oder gelagert.
Später entstanden in Köln der „Amerikanische Vergnügungspark“ sowie auch der „Lunapark“.

Im 20. Jahrhundert wurden die frühen Vergnügungspark zum Vorbild für die deutschen sowie auch für die von unseren europäischen Nachbarn gegründeten Vergnügung- und Freizeitparks.
Inzwischen sind in den großen Vergnügungsparks wie im Europa-Park und im Phantasialand Volksbelustigungen in die parkähnliche Infrastruktur fest eingebaut und integriert.

Die deutsche Volksfest-Kultur ist einzigartig

Die Komplexität der Vielschichtigkeit in der deutschen Volksfest-Kultur ist ohne Gleichen. Ihre  lebendige Tradition im Bewusstsein der Gesellschaft zu verankern und kommenden Generationen zu vermitteln, ihr Gedächtnis zu bewahren und zu aktualisieren, ist unser aller Aufgabe. 
Deshalb war auch die Gründung dieses ersten digitalen deutschen Kulturgut-Volksfest-Archivs längst überfällig und sollte unbedingt von allen Schaustellerinnen, Schaustellern und den Berufsverbänden unterstützt werden.

In der Kategorie Volksfeste sind bereits einige große und kleine Volksfeste in Deutschland vorgestellt worden. In den Beiträgen wird versucht aktuellen folgenden Fragen nachzugehen:

  1. Was begeistert die Menschen (noch immer) an einem Kirmesbesuch?
  2. Wie steht es um das Verhältnis zwischen großen und kleinen Volksfesten?
  3. Wünschen sich Besucher eher traditionelle Volksfeste oder moderne Ausprägungen?
  4. Wie ist Kirmes mit Tradition und Kultur der Menschen/ des Landes verbunden? 
 

© Margit Ramus