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Sommer

Lebensdaten von HERBERT SOMMER 1917-1997.

Der 1917 geborene Herbert Sommer besuchte die „Berliner Hochschule für bildende Kunst“ und wollte ursprünglich Porträtist werden, dann wurde er zum Kriegsdienst eingezogen. Sein Vater Professor Georg Walter Sommer (1885–1961) hatte an der Kunstgewerbeschule Berlin-Charlottenburg unterrichtet und ein Atelier für Dekorations- und Kinomalerei betrieben. Von 1934 bis 1945 soll er bereits einige Schaustelleraufträge ausgeführt haben. (Dering 1986. S. 184)

Aus dem Krieg heimgekehrt, bemalte Herbert Sommer im Winter 1945/46 in München die Wände einiger Gaststätten und lernte dort den Münchner Schausteller Rudi Feldl kennen. Da Sommer neben Gelegenheitsarbeiten keine feste Anstellung hatte, nahm er dessen Angebot an, die Fassade seines Belustigungsgeschäfts „Hollywood macht Spaß“ zu gestalten.

Im Anschluss malte Sommer die Wanddekorationen der Theaterbar des „Deutschen Theaters“ in München. Dort lernte er den Maler Heinz Opitz sen. kennen. Die beiden arbeiteten von nun an zusammen. Aufgrund der Bekanntschaft Sommers zu einigen Schaustellern kam die Verbindung zu Heinrich Mack zustande. 1949 begann Sommer, im Atelier von Mack als selbstständiger Maler Schaustellergeschäfte zu malen. Heinz Opitz wurde sein Mitarbeiter.

1954 hat Herbert Sommer die Firma Mack bereits wieder verlassen. Überliefert ist, dass Sommer nach seiner Zeit bei Mack mit zwei bis fünf Mitarbeitern durch Deutschland reiste und direkt bei Schaustellern vor Ort malte. Möglicherweise wurde Sommer auf Wunsch der Bauherren als freier Künstler für die Gestaltung neuer Bauvorhaben von Mack hinzugezogen, obwohl Heinz Opitz sen. bereits 1954 die selbstständige Leitung des Ateliers im Betrieb von Heinrich Mack übernommen hatte. Ab 1961 arbeitete Herbert Sommer auch für Anton Schwarzkopf. Daneben führte er weiter im gesamten Bundesgebiet Schaustellermalereien aus.

Außer diesen biografischen Eckdaten ist nicht viel mehr über diesen Maler bekannt. Herbert Sommer unterscheidet sich von den damaligen Schaustellermalern, weil er sich nicht von Beginn seiner Lehre an, mit dem Genre der Schaustellermalerei beschäftigt hatte. Außerdem begann mit Herbert Sommer ein Umbruch in der dekorativen Gestaltung. Er war nicht vertraut mit der Malweise kleiner Bildträger mit neubarocken Rahmungen, sondern bevorzugte großflächige Formate mit großzügigem Farbauftrag. Ihm sind die ersten grafischen und abstrakten Elemente auf Schaustellerfassaden zuzuschreiben.

Sommer malte die Vorhangfassade des Belustigungsgeschäfts „Alt-Berlin“. Er thematisierte das Milieu und den Alltag der Gesellschaft im alten Berlin. Die Fassade ist vertikal in drei Achsen unterteilt. In der Mitte ist der Kassen- und Eingangsbereich angelegt. Über dem Eingangsbereich zeigt sich ein Bild von Berlin im 19. Jahrhundert. Im Hintergrund ist vor einer Hauswand ein Pferd mit Kutsche und Kutscher zu sehen. Eine Frau drückt sich in die Ecke der Wand. Rechts im Vordergrund steht ein Haus, in das ein Gendarm und eine zweite Person eine Frau hineintragen wollen. Es könnte eine Kranken- oder Gendarmeriestation sein. Im linken Teil der Fassade ist Berlin dargestellt. Kleine Häuser säumen beidseitig die gepflasterte Straße. Gassenjungen spielen, Erwachsene verschiedener sozialer Schichten sind zu sehen. Im rechten Teil der Fassade füllt ein mehrstöckiges Mietshaus der Zeit vor der Wende zum 20. Jahrhundert den Hintergrund aus. Kinder spielen und ein Paar zeigt sich eng umschlungen links im Vordergrund mit dem Rücken zum Betrachter.

Nicht nur im Atelier von Heinz Opitz sen. bei Heinrich Mack behandelte man das Thema Winterlandschaft, sondern auch bei Anton Schwarzkopf, für den inzwischen auch Herbert Sommer arbeitete. 1962 malte Sommer eine weiße Winterlandschaft mit Skifahrern auf die Rückwand des Skilifts. 1965 folgte die Bayernkurve. Für die meisten Modelle dieser Baureihe wurde eine winterliche Dekoration gewählt.
Die hohe, halbrunde Rückwand zeigte in einer geschlossenen Komposition eine verschneite Gebirgskette. Davor waren wie am Rande eines Eiskanals bunt gekleidete Zuschauer platziert. 1967 gestaltete Sommer das gleiche Thema auf der Schmuckdachkante des Schlittenexpresses (Ramus 2013. Kat. Nr. 51) von Josef Zimmer. Sommer setzte mit der Bekleidung der Skifahrer bunte Akzente in die weiße Winterlandschaft. Auf eine Beleuchtung mit Neonröhren wurde verzichtet und stattdessen mit Lichtleisten und beleuchteten Figuren auf den Rückwänden und Schmuckdachkanten gearbeitet.

In der Fassadengestaltung der Lauf- und Belustigungsgeschäfte zeichnet sich ein sehr schneller Wechsel der Thematik ab. In seiner ersten Arbeit „Hollywood macht Spaß“ von 1947, orientierte sich Herbert Sommer an den Collagen der Dadaisten. Bald folgten seine mit Milieustudien gemalten Vorhangfassaden von Belustigungsgeschäften.

Herbert Sommer malte in den 1970zigern viele Karussells und Anfang der 80ziger einige Laufgeschäfte wie die Urwald Safari und Nosferatu.
In dieser Zeit wohnte er immer bei der Familie Dietz
1982 war sein letzter Auftrag das Showboat, bei dem er Heinrich Richter anlernte.

Erst in den 1980er Jahren zog sich Herbert Sommer von großen Aufträgen zurück. Er starb 1997.

© Margit Ramus

Dazu Schaustellergeschäfte im Archiv Kulturgut Volksfest:

Autoskooter Mack Pfosten Barth 1952 
Autoskooter Mack Sechs-Säulen
Hollywood macht Spaß Feldl 1946 (Dering S. 211)
Auf der Alm 1960 ( Dering S. 139)
Melody Swing Lehmann 1978  (Dering S. 184)
Alpenblitz
Hula Hoop

 

Gespräche der Verfasserin mit Heinz Werner Opitz in Waldkirch 2005; 2010;2016.
Gespräche der Verfasserin mit Kurt Even-Mack 2010;2016.

Dering 1986.

2 Beiträge zu “Sommer

  1. Margit Ramus Beitragsautor

    Sehr geehrter Herr Dietz, Ihre Info freut mich ganz besonders. Es ist für mich völlig neu, dass Herr Sommer für Sie gearbeitet hat. Jetzt hat mich die Neugier gepackt. Ich werde mich wieder melden.
    Freundliche Grüße und herzlichen Dank Margit Ramus

    Antworten
  2. Andreas Dietz

    Herbert Sommer malte in den 70igern viele Karussells und Anfang der 80iger einige Laufgeschäfte wie die Urwald Safari und Nosferatu.
    In dieser Zeit wohnte er immer bei uns in der Familie.
    1982 war sein letzter Auftrag das Showboat, bei dem er Heinrich Richter anlernte.

    Antworten

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