Schaustellergeschäfte A - Z

Hula Hoop

Hula Hoop von Schippers & v.d. Wille. Foto 1959. Hersteller Schwarzkopf © Heinz Opitz
Name(n) des Geschäftes Hula Hoop
Typologische Bauaufgabe Offenes Rundfahrgeschäft
Bauform Rundbau
Baujahre 1959
Hersteller Kaspar Klaus
Dekoration und Malerei Schwarzkopf / Sommer
Bauherr / Inhaber  Löffelhardt
Baugeschichte

Da sich die Firma Mack vertraglich für zwei Jahre an Bausch & Distel als einzigen Bauträger gebunden hatte, nahm der Schausteller Gottlieb Löffelhardt bereits im Jahre 1959 Verhandlungen mit der Firma Kaspar Klaus KG in Memmingen auf. Es galt ein Karussell ähnlicher Bauweise zu konstruieren, ohne die Patentrechte zu verletzten. Der aus Amerika bekannte „Hula-Hoop-Reifen“ wurde namensgebend für ein Karussell, dessen Drehscheibe im Gegensatz zum Calypso sich über einen zweifach ausfahrenden Hydraulikstempel um etwa zwei Meter zu einer Schrägstellung hob. Die Firma Anton Schwarzkopf baute alle Dekorationselemente, wie die Rückwand und Lichtinstallationen für den Hula-Hoop.

1959 baut die Firma Kaspar Klaus KG aus Memmingen das Karussell Hula-Hoop. Im Gegensatz zum Calypso hob sich die von einer Stahlkonstruktion getragenen Drehscheibe über einen zweifach ausfahrenden Hydraulikstempel um etwa zwei Meter zu einer Schrägstellung. Die Firma Anton Schwarzkopf baute alle Dekorationselemente wie Rückwand und Lichtdekorationen

Baubeschreibung

Offener Rundbau, dessen Oberfläche nach hinten leicht ansteigt. Der Bau ist von einer Rückwand mit aufgesetztem Schriftzug in Leuchtbuchstaben nach hinten abgeschlossen. Seitlich ist eine Kasse integriert.

Die Mittelkonstruktion des Karussells ist von einer kreisrunden, schräggestellten Platte verschlossen. Darauf sind vier bewegliche Drehkonstruktionen mit je vier Fahrgastgondeln montiert. Ein breiter Aufgang führt in die Umgangs- und Einstiegsebene, welche die Platte umgibt.

Dekoration

Eine bescheidene Dekoration in Form einer geschwungenen Rückwand mit aufgelegten kreisrunden Lampen und senkrecht stehenden Leuchtstelen schmückten den Prototyp. Auffallend waren die zahlreichen Geländer, die das Karussell umschlossen. Ungewöhnlich waren auch die in Form von Blumentöpfen mit Blütendächern gestalteten Fahrgastgondeln.

Gottfried Löffelhardt überließ den Prototyp dem Hamburger Schaustellerfirma Schippers v. d. Ville. Um im Wettbewerb mit der Mack-Konstruktion bestehen zu können, gab Löffelhardt alle Dekorationselemente des neuen Karussells, mit dem Namen Hula-Hoop, der Firma Anton Schwarzkopf in Auftrag.

Die leicht schräg gestellten und getreppten Panneaux der rückwandigen Fassade waren mit darüber hinausragenden Lichtsäulen vertikal gegliedert. Die Lichtsäulen führten beidseitig in den offenen Umgang, der von Geländern bis zum Aufgang der Einstiegsebene gefasst war.

Auf den Panneaux im hinteren Teil der Rückwand sind graphische Muster in zarten Pastelltönen gemalt. Einige zusätzlich beleuchtete Kartuschen waren in die rückwandige Fassade integriert. Darauf waren Schlagerstars der damaligen Musikszene dargestellt. Nach oben waren die Konturen der Rückwand mit Lichtleisten betont. Der aufgesetzte Name des Inhabers und des Karussells Hula Hoop in Leuchtbuchstaben schlossen die Fassade ab.
Das Zentrum der Platte war mit einer Lichterfontäne bekrönt. 
Die Fahrgastgondeln wurden bei der Augsburger Firma Wilhelm Peter in Auftrag gegeben.[1] Peter war der Hersteller, der erstmalig Gondeln aus Polyester hergestellt hatte. Die Gondeln hatten eine kugelige, bauschige Form mit hochgezogenen Rückenpolstern, kleinen Runddächern und runden Frontscheinwerfern. Die Gondeln haben einen unterschiedlichen Farbauftrag. Besondere Akzente setzten die unterschiedlichen graphischen Muster auf den Dächern.

Bei dem Folgemodell des Schaustellers Peter Lehmann waren auf den Panneaux der Rückwand zusätzlich Kartuschen aufgelegt. Geschnitzte Tänzerinnen und Tänzer waren dort eingestellt. Die Sockelzone war mit Panneaux geschlossen, deren Malerei mit der rückwandigen Fassade korrespondierte.

Bei der Aufnahme von Lehmann erkennt man die ineinander geflochtenen Reifen der Umlaufgitter, die an allen Karussells dieser Baureihe zu finden waren. Sie greifen den Namen des Karussells auf, welcher auf den amerikanischen „Hula Hoop Reifen“ zurückzuführen ist.

Provenienz und Verbleib

Die Schaustellerfirma Gottlieb Löffelhardt aus München gab den ersten Bauauftrag für den Hula Hoop bei der Firma Kaspar Klaus. Sie überließ den Prototyp der Hamburger Schaustellerfirma Schippers v. d. Ville. Das zweite Modell erhielt sie selbst.

Schippers v. d. Ville verkaufte 1966 ihren Hula Hoop nach Barcelona in den „Parque de Atracciones de Montjuich“.

Löffelhardt Junior erhielt auch einen Hula Hoop. Er organisierte später temporäre Standplätze für beide Anlagen in Zusammenarbeit mit dem Dänen Oscar Pettersson in Vergnügungsparkanlagen, zum Beispiel in „Dyrehavsbakken Kopenhagen“ und im schwedischen „Lisepark in Gôteburg“. Zwischen 1959 und 1965 fand ein reger Standortwechsel in verschiedenen Parks statt. Später fand einer der beiden Anlagen im dänischen „Sommerland Syd“ seinen letzten Standort.[1]

Der Hula Hoop von Lehmann wird nach mehreren Besitzerwechseln noch von der Firma Knörr aus Kaiserslautern betrieben.

Der Kölner Schausteller Rosenzweig verkaufte an Wendler, dieser später an den Neuwieder Schausteller Kreuser. 1990 wechselte das Karussell zur Firma Sachs in die neuen Bundesländer nach Gotha, 1995 zu Albert Dormeier aus Bassum und im Jahre 2000 nach Südafrika. Dormeier restaurierte den Hula Hoop im Jahre 1995, sodass das Karussell nach 35 Jahren Laufzeit in einem sehr guten Zustand Deutschland verließ.

Hula Hoop zur Fronleichnam Kirmes in Köln-Mülheim © Sammlung Rosenzweig

© Margit Ramus

Bonhoff, Hula Hoop. In: KR 5 1998, S. 20 f

Ein Beitrag zu “Hula Hoop

  1. Jaume Susany

    Fügen Sie hinzu, dass er [der Hula Hoop von Schippers v. d. Ville] im August 1965 in Barcelona ankam, wo er, wie Sie erwähnt haben, im Park Montjuïc arbeitete. Um 1973-74 wurden die ursprünglichen Gondeln durch solche ersetzt, die denen des Calypsos sehr ähnlich waren, vielleicht von Schwarzkopf oder vielleicht vom spanischen Baumeister Robles. Er verlor auch die gesamte ursprüngliche Dekoration, der Boden wurde mit Metallplatten neu gebaut, was zu einer sehr verzerrten Anziehungskraft des Originals führte. Er wurde bis zur Schließung des Parks im Jahr 1998 weitergeführt. Seitdem gab es keine weiteren Neuigkeiten und es ist sehr wahrscheinlich, dass er bei der endgültigen Verschrottung gelandet ist.

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