Name(n) des Geschäftes | Krinoline |
Typologische Bauaufgabe | Rundfahrgeschäft |
Bauform | Rundbau |
Baujahr | 1994 |
Hersteller | Schwarzkopf/Gerstlauer |
Maler | |
Dekorationsstil | Neubarock |
Dekorationsthema | Porträt Malerei |
Bauherr / Inhaber | Reiner und Vera Roie |
1993 entschlossen sich Vera und Heiner Roie, eine Schaustellerfamilie aus Frankfurt mit einer langen Tradition, zum Bau eines Nachfolgebaus, der bereits zur Jahrhundertwende zum 20. Jahrhundert gebauten Krinoline.
Das Risiko war nicht einzuschätzen, aber die Eheleute Roie waren sich sicher, dass das Karussell Erfolg haben würde. Denn ab 1900 bis zur Gegenwart ist die Krinoline ein beliebtes Vergnügungsobjekt. Inzwischen nicht mehr auf vielen deutschen Volksfestplätzen, aber im Jahre 2022 noch immer auf dem Münchner Oktoberfest anzutreffen.
Familie Roie sollte zunächst recht behalten, denn obwohl die Besucherinnen und Besucher nicht selten nach „Höher, schneller und rasanter“ auf den Volksfesten Ausschau halten und anfangs eher skeptisch waren, überzeugte schon bald die Freude und Gaudi an dem außergewöhnlichen Fahrvergnügen des Nostalgie-Karussells.
Baubeschreibung
Den Vorgängerbau der ersten Krinoline von Heyn soll Fritz Bothmann als eine Schwankende Weltkugel bereits 1891angeboten haben. Er baute ein Plattformkarussell, aus dessen feststehendem Mittelbau ein Mast herausragte, der durch ein Gelenk drehend und schwankend bewegt werden konnte.
Als Friedrich Heyn um 1900 die Idee des Plattformkarussells aufgreift, verändert er die schwankende Konstruktion in einen feststehenden Rundbau und nennt das Karussell Krinoline.
Der Antrieb erfolgt manuell, wie man am Beispiel der Krinoline von Michael Großmann nachweisen kann. Großmann gelang erst 1938 die eigene patentierte Konstruktion eines elektrischen Antriebs.
Die Firma Ernst Sachs & Karl Fichtel hatte bereits 1909 einen Elektromotor für den Antrieb ihrer Krinoline konstruiert, trotzdem wurde dieses Karussell noch bis weit in die Mitte der ersten Hälfte des 20. Jahrhunderts von Walther und Adam Sachs manuell zum Schwanken gebracht.
Die Konstruktion der Krinoline 2 von Heiner Roie wurde nicht als fester Rundbau konzipiert, sondern erinnert an Fritz Bothmanns Schwankende Weltkugel. Auch bei diesem neuen Karussell ragte aus dem feststehendem Mittelbau ein Mast heraus, der hydraulisch gehoben, gedreht und gependelt werden konnte.
Antrieb und Bewegungsabläufe der Krinoline 2
Die neue Anlage von Roie verfügte über drei Bewegungsarten:
Drehen, Heben/Senken und Pendeln.
Alle drei Bewegungsarten wurden von einer im Schaltschrank installierten Siemens SPS gesteuert.
Das Karussell konnte vom Fahrpult im Kassenhaus bedient werden, dabei war das Drehen und Heben in beliebiger Reihenfolge einschaltbar. Das Pendeln lässt sich erst nach der Mastmitte einleiten.
DREHEN
Die Drehbewegung der Fahrgastscheibe wurde von einem 22 kW Drehstrom—Getriebemotor mit angebauter Bremse ermöglicht.
HEBEN / SENKEN
Die Hub — und Senkbewegung erfolgte hydraulisch. Ein 37 kW Pumpenmotor, der in Stern —Dreieck hochläuft, wurde über getrennte Hub- und Senkventile mit dem Hubzylinder verbunden.
Ein Proportionalventil ermöglicht es, dass die Hub — und Senkbewegungen ruckfrei von Stand zur maximalen Geschwindigkeit und wieder in den Stillstand zurück verliefen.
Es konnte zwischen zwei Geschwindigkeiten gewählt werden. Diese wurden automatisch von den am Hydraulikzylinder montierten Endschaltern, nämlich Tief aus, Tief langsam, Hoch langsam und
Hoch aus angesteuert.
PENDELN
Die für die Pendelbewegung notwendige Druckluft wurde von zwei 5,5 kW Kompressoren erzeugt. Ein Druckwächter erlaubte den Fahrbetrieb erst ab 7 bar Betriebsdruck.
Sämtliche zum Pendeln benötigten Komponenten waren im sogenannten Trichter installiert. Das Pendeln ließ sich durch die Halttaste beenden, aber nicht mehr starten.
Verbleib
Im Jahre 2010 stellte die Familie Roie den Betrieb der Krinoline als Karussell ein.
Ausführliche Betriebsbeschreibung wurde von Familie Roie zur Verfügung gestellt. © Reiner Roie
Krinoline 2 Betriebsbeschreibung
© Margit Ramus
Quellen | © Ramus 2013. Kat. 06.
|