Berufsorganisationen in Köln A - Z

Bezirksverband des Ambulanten Markt- und Schaustellergewerbes

Im Jahre 1960 wurde der Bezirksverband des Ambulanten  Markt- und Schaustellergewerbes für den Regierungsbezirk Köln-Aachen e.V. Sitz Köln gegründet und am 7.12.1960 in das Vereinsregister der Stadt Köln eingetragen.

Der Bezirksverband war dem Landesverband Schausteller und Marktkaufleute Nordrhein e.V. angeschlossen, der wiederum Mitglied der Hauptvereinigung des Ambulanten Gewerbes und der Schausteller in Deutschland e.V., kurz HAGD.
1993 wurde die HAGD in den Bundesverband Deutscher Schausteller und Marktkaufleute e.V.  kurz  in BSM umbenannt.

Der Bezirksverband wurde von Fritz Helwig als Vorsitzender geleitet.
Weitere Mitglieder des Vorstands waren: Hans Kossmann jr. (Inhaber eines Ringwerfens und eines kleinen Kinderriesenrads) und Albert Sorn.

Der Kölner Bezirksverband gliederte sich damals verwaltungsmäßig und fachlich in folgende Fachbereiche:

  • Fachgruppe I    Gewerbe nach Schaustellerart
  • Fachgruppe II   Allgemeiner Warenhandel
  • Fachgruppe III  Ambulanter Lebensmittelhandel
  • Fachgruppe IV  Werbeverkauf
  • Fachgruppe V   Ambulanter Zeitung- und Zeitschrifthandel
  • Fachgruppe VI  Ambulanter Rohprodukthandel
  • Fachgruppe VII Anbieten gewerblicher Leistung

Alle Fachgruppen wurden in sämtlichen beruflichen und sozialpolitischen Fragen von dem  Bezirksverband beraten und gegenüber kommunalen Verwaltungen und den zuständigen Bezirksstellen vertreten.

Viele Kölner Schausteller, die ihr Gewerbe nach Schaustellerart ausführten waren in der Fachgruppe I Kölner Schausteller organisiert, die wiederum von ihrem Fachschaftsleiter vertreten wurden.

Zum ersten Fachschaftsleiter der Fachgruppe I wurde Theo Rosenzweig, gewählt. 

In den Satzungen waren die Aufgaben des Verbandes wie folgt festgelegt.

§ 4 Zweck und Aufgaben
1. Zweck des Verbandes ist die Erfassung aller selbständig im ambulanten Markt- und Schaustellergewerbe tätigen Personen.
2. Aufgabe des Verbandes ist es, die Mitglieder in allen beruflichen und sozialpolitischen Fragen im Rahmen der Gesamtwirtschaft und der demokratischen Selbstverwaltung zu beraten und zu betreuen und die Angelegenheiten seiner Mitglieder unter Rücksichtnahme auf die Gesamtinteressen der Wirtschaft sowie das Standesbewusstsein zu wahren und zu pflegen.

3. Das Aufgabengebiet umfasst im Einzelnen:

a. Vertretung des Berufsstandes bei den kommunalen Verwaltungen im zuständigen Bezirksbereich;
b. Wahrnehmung der Berufsinteressen der Mitglieder im Einzelnen;
c. Wirtschaftspolitische Zusammenarbeit mit den übrigen Verbänden der Wirtschaft auf Bezirksebene;
d. Bekämpfung des unlauteren Wettbewerbs und des Schwarzhandels;
e. Mitwirkung an der Sicherung und dem Aufbau der Erwerbsstätten des von Ambulanten Markt- und Schaustellergewerbes und Ausarbeitung von Vorschlägen für eine Verbesserung der Betriebseinrichtungen;
f. Rege Zusammenarbeit mit der Presse zur Förderung und Hebung des Ansehens des Berufsstandes im öffentlichen Leben;

4. Zum Zwecke der Betreuung und Vertretung der Mitglieder auf der Bundes- und Landesebene schließt sich der Bezirksverband dem Landesverband des Ambulanten, Markt- und Schaustellergewerbes Nordrhein e.V. Sitz Düsseldorf, an;

5. Der Verband hat sich jeder parteipolitischen Betätigung und der Verfolgung konfessioneller Ziele zu enthalten. Sein Zweck ist nicht auf einen wirtschaftlichen Geschäftsbetrieb gerichtet.

Abschrift der Satzung 1960.12.06 Abschrift Satzung 
Original der Satzung Satzung 


Neben dem Bezirksverband des Ambulanten  Markt- und Schaustellergewerbes gab es in Köln den Kölner Schausteller Verband e.V., der inzwischen von Willi Kleiner geführt wurde. Dadurch bildete er auch gemeinsam mit Josef Schoeneseifen den Vorsitz der Arbeitsgemeinschaft Kölner Schausteller  Beide Verbände waren an der Durchführung der Karnevalsveranstaltungen und dem Ostervolksfest interessiert und arbeiten als Arbeitsgemeinschaft Kölner Schausteller zusammen. 

Arbeitsgemeinschaft Kölner Schausteller

Eine pragmatische Lösung war 1961 die Bildung einer Arbeitsgemeinschaft Kölner Schausteller. Sie setzte sich aus dem jeweils amtierenden Fachschaftsleiter der Fachgruppe I des Bezirksverband des Ambulanten Markt- und Schaustellergewerbes, damals Theo Rosenzweig, und dem jeweils gewählten 1. Vorsitzenden des Kölner Schausteller Verband e.V., damals Walter von der Gathen, zusammen.
Obwohl die Arbeitsgemeinschaft Kölner Schausteller keine Rechtsfähigkeit besaß, erhielt die Stadt auf diese Weise einen Ansprechpartner für die Organisation von Volksfesten. In der Arbeitsgemeinschaft waren beide Kölner Schausteller Berufsorganisationen gleichermaßen beteiligt, wenn auch indirekt, denn die Satzung des DSB schloss das Veranstalten von Volksfesten aus und erlaubt es bis heute nicht.

und der 1. Vorsitzende des Kölner Schausteller Verband e.V., damals Walter von der Gathen, die Arbeitsgemeinschaft Kölner Schausteller, deren Aufgabe die Organisation der Kirmesveranstaltungen zu Karneval und Ostern war.

Fachgruppe I Kölner Schausteller

Da auch die Fachgruppe I keine Volksfeste veranstalten durfte, reichte der Bezirksverband des Ambulanten Markt- und Schaustellergewerbes beim Liegenschaftsamt der Stadt Köln Plätze für die Karneval-Kirmesveranstaltungen sowie das Gelände in Köln-Deutz für das Ostervolksfest ein.

Der Bezirksverband übernahm auch die Einladungen einzelner Rathausfraktionen der verschiedenen Parteien, sowie der Pressevertreter zur Eröffnung des Ostervolksfestes.
Im Jahre 1975 erschienen z.B.:
Herr Conin CDU
Frau Bürgermeister Else Schmidt FDP
Herr Klaus Zöller vom Kölner Stadtanzeiger
Herr Casparek NRZv

In einem Schreiben vom Bezirksverband an die Fachgruppe I datiert auf den 17.03.1978, werden die Aufgaben und Tätigkeiten, Finanzierung und alltägliche Probleme in der Vereinsarbeit angesprochen. Sodass es sich anbot, den Brief hier einzustellen. Original liegt vor.

„BEZIRKSVERBAND DES AMBULANTEN MARKT- UND SCHAUSTELLERGEWERBES FÜR DEN REGIERUNGSBEZIRK KÖLN-AACHEN E.V.

Betrifft: Mitgliederversammlung der Fachgruppe I am 17.3.78

Sehr geehrter Kollege Schoeneseifen, auf der o.a. Mitgliederversammlung ließen Sie Ihre Bereitschaft erkennen, jährlich dem Bezirksverband einen angemessenen Betrag zur Deckung seiner Bürokosten beizusteuern.
Über die Höhe des zu zahlenden Betrages, so auf der Mitgliederversammlung von Ihnen beschlossen, wollen Sie sich mit dem Kollegen Willi Kleiner noch beraten.
Der von dem Kollegen Rudolf van Hees gemachte Vorschlag, jährlich dem Bezirksverband DM 3.000,– (Dreitausend) zu zahlen, wurde von dem Kollegen Kleiner abgelehnt.

Wir, der Vorstand des Bezirksverbandes, haben Ihr Entgegenkommen aufmerksam und dankbar zur Kenntnis genommen. 
Dieser Unkostenbeitrag beinhaltet wie von dem 1. Vorsitzenden Fritz Helwig auf der Mitgliederversammlung vorgetragen:

  1. Leistungen, die der Bezirksverband für die Arbeitsgemeinschaft Kölner Schausteller erbringt, bzw. für diese in den letzten Jahren erbracht hat.
  2. weiterhin zum Wohle unserer Kölner Schausteller tätig zu bleiben, den Erhalt unserer Festplätze zu sichern und weiter auszubauen.

Ganz allgemein sei mir erlaubt zu sagen, dass eine Berufsorganisation heute und in Zukunft auf diese Unterstützung nicht verzichten kann, wenn diese ihre Interessen wirksam vertreten, dieselbe arbeitsfähig bleiben und weiterhin existieren und überleben soll.
Zu Ihrer Information darf ich Ihnen mitteilen, dass die Kölner Weihnachtsmarkt eG seit ihrem Bestehen einen ganz erheblichen finanziellen Anteil zu unserer Bürogemeinschaft beiträgt.
Ohne diesen finanziellen Beitrag hätten wir unser Büro schon vor 7 Jahren schließen müssen und dies hätte zwangsläufig auch die Auflösung unseres Bezirksverbandes in Köln zur Folge gehabt.
Gleichermaßen wird auch die Freizeit-Hobby-Unterhaltung eG, die unsere Trödelmärkte ausrichtet, zur Kasse gebeten und beteiligt sich anteilmäßig an den Kosten der Bürogemeinschaft. 
Aus all diesen Anstrengungen können Sie, verehrter Kollege Schoeneseifen erkennen, wie sehr uns das Wohl und der Fortbestand unseres Bezirksverbandes in Köln am Herzen liegt, zumal dieser hier in unserer Stadt als eine gewichtige Organisation Anerkennung findet.

Es fällt mir schwer, die Einstellung des Kollegen Kleiner zu verstehen, erst seine Mitglieder um ihr Einverständnis befragen zu müssen, um dem Vorschlag des Kollegen Rudolf van Hees zuzustimmen. 
Offenbar hatte man doch auf der Mitgliederversammlung den Eindruck, dass, die Arbeitsgemeinschaft aus zwei Personen besteht – den Herren Schoeneseifen und Kleiner – die sich nur gegenseitig über Gewinn- und Verlustrechnung der Arbeitsgemeinschaft Auskunft zu geben haben. 
Warum dann erst eine Mitgliederbefragung von Herrn Kleiner?

Mit Nachdruck weisen wir noch einmal die Bemerkung des Kollegen Kleiner energisch zurück, dass sich die Tätigkeit des Bezirksverbandes für die Arbeitsgemeinschaft nur in Form eines „Briefe Schreibens “ erledige.

Sie, Herr Kollege Schoeneseifen, wissen zu genau, wie sich der Bezirksverband in den letzten Jahren für unsere internen und speziell Kölner Probleme, die in Schaustellerfragen anstellig waren, engagiert, bemüht und eingesetzt hat. 
Ohne all diese Bemühungen wären unsere Politiker und Verwaltungsbeamte nie an unsere Probleme und Sorgen herangeführt worden, die unser Schaustellergewerbe betreffen.
Auf Initiative des Bezirksverbandes kam das Hearing im Rathaus und die anschließende Standortbesichtigungsfahrt nach der Suche für einen geeigneten Festplatz, zustande.
Dies hier sind nur einige Beispiele die ich anführen möchte, obwohl ich die Liste über von uns geleistete Arbeit beliebig fortführen könnte, die Ihnen, verehrter Kollege, sowieso bekannt ist.
Ohne besonders aktiv oder Ideen beigesteuert zu haben, profitierte gleichermaßen der Kölner Schaustellerverein von unseren Bemühungen und unserem persönlichen Einsatz, quasi als Trittbrettfahrer.

Unseres Wissens ist vom Kölner Schaustellerverein nie ein Büro betrieben bzw. geführt worden, so dass es uns eigentlich gar nicht wundern kann, dass Kollege Kleiner keine Vorstellung von den Kosten und der Arbeit eines Bürobetriebes hat.
Somit werden wir uns also in Zukunft dagegen verwahren, unsere Arbeit zum Wohle unserer Organisation, von dieser Seite als ein „Nichts“ abqualifizieren zu lassen. Für unsere Leistungen sind vom Kölner Schaustellerverein, und das stellen wir mit Bedauern fest, nie Gegenleistungen erbracht worden.
Wir werden auch in Zukunft zum Wohle aller Kölner Schausteller tätig bleiben, das sind wir unserem Bezirksverband und unserer Person schuldig. 

Lassen Sie mich bitte zum Abschluss noch einmal an die Miet- und Wassergeldrückstände des Takufeldes erinnern, da diese Angelegenheit unbedingt erledigt werden muss. Sie haben die Möglichkeit die Schuldner vom Ostervolksfest auszuschließen, wenn diese sich nicht bereit erklären, bis zum 31.3.1978 ihre Miet- und Wassergeldrückstände auszugleichen.

Sollten wir zu dem von uns genannten Termin nicht zum Abschluss und zum Kontenausgleich gekommen sein, wird der Bezirksverband zum 3.11.78 das Pachtverhältnis aufkündigen. Dies geschieht dann in Hinblick auf alle Konsequenzen, die unsere Mitglieder erwarten.
Da beide hier in diesem Schreiben aufgeführten Komplexe dringend zum Abschluss gebracht werden müssen, erinnern wir an Ihr Versprechen, uns bis zum 31.3.1978 in dieser Angelegenheit zu unterrichten.
Sollte das Resultat Ihrer Gedankengänge negativ für den Bezirksverband ausfallen, sehen wir uns leider gezwungen, die Zusammenarbeit mit der Arbeitsgemeinschaft aufzukündigen.
Die Konsequenz würde zu einem absoluten Informationsstop führen, da wir nicht einsehen, unsere Ideen, Vorstellungen sowie Kontakte mit Parlamentariern, Verwaltungen und für uns wichtige wirtschaftliche Institutionen, mit der unqualifizierten Führung eines anderen Vereins zu teilen. Dass diese Tätigkeit mit viel Mühe, Arbeit, Zeit und persönlichem Einsatz verbunden ist, sei hier nur am Rande erwähnt. 
Für heute grüßt Sie herzlich und kollegial 
Der Vorstand
Helwig / Kossmann


Ende der 1970er Jahre wurde von Herrn Fritz Helwig auf einer Versammlung der Fachgruppe I, erstmalig die Gründung einer seriösen Gesellschaftsform, die von der Stadt Köln protegiert behandelt werden würde, vorgeschlagen.
Josef Schoeneseifen als Fachschaftsleiter der Fachgruppe I und der Kölner Schaustellerverband e.V. Sitz Köln, unter der Leitung von Willi Kleiner, gründeten nach langen Überlegungen mit einigen Mitgliedern beider Vereinigungen die Gemeinschaft Kölner Schausteller, kurz GKS, in der Gesellschaftsform einer Genossenschaft.

Der Grundgedanke der Vereine in Köln lag seit Jahrzehnten in der Beschaffung von Verdienstmöglichkeiten für alle Kölner Schausteller, dies sollte ab nun auch von der GKS fortgeführt werden.

© Margit Ramus

Hier geht es zur Arbeitsgemeinschaft Kölner Schausteller
Hier geht es zur Fachgruppe I Kölner Schausteller

Schreiben Sie uns einen Kommentar

Haben Sie ergänzende Informationen? Über sachdienliche Hinweise freuen wir uns.

Ihre E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind markiert *