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Top Spin – Colorado – Revolution

Gesamtansicht Top Spin N°1 der Firma Bausch auf dem Münchner Oktoberfest. Foto 2009 © Mark Schumburg
Name(n) des Geschäftes Top Spin – Colorado – Revolution
Typologische Bauaufgabe Schaukel
Bauform Skelettbau
Baujahr und Bau Nr. 1990 2 / 24360
Hersteller Heinrich Wilhelm Huss
Maler Courtois Festi Decor,; Art-Studio Stritzel
Bauherr / Inhaber in Deutschland Bausch; Ludewigt; Bruch & Schneider; Kinzler & Nickel u. a.
Baubeschreibung

Form und Funktion dieses Baus erinnern an eine riesige Hollywoodschaukel. Auf einem rechteckigen Fundament ist rechts und links je ein Wassertankturm aufgestellt. Die beiden Türme sind in der Längsrichtung mit einer Stahlachse verbunden.
Daran ist eine riesige Schaukel eingehängt. Zwei Fahrgastsitzreihen sind quer zum Publikum hin montiert.
Die technischen Neuheiten waren der Überschlag der Gondel und der Stillstand auf dem Zenit.
Die Sockelzone ist in Eingangsbereich, Einstiegs- und Ausstiegszone gegliedert. Die einzelnen Bereiche werden mit Gittern abgegrenzt.
Über zwei dreistufige Treppenanlagen gelangt der Fahrgast in die Einstiegsebene.
Ein schräger Aufgang führt zum Kassenhaus. Die Anlage ist nach hinten mit einer Rückwand mit aufgesetztem Schriftzug geschlossen. Neben den beiden beleuchteten, sich nach oben verjüngenden Türmen war die Gestaltung der Rückwand Teil der Dekoration.
Den Prototyp erhielt die Firma Rudolf Bausch.

Dekoration

Beim ersten Modell der Firma Bausch bekommt der Betrachter zunächst den Eindruck, dass auf eine figürliche Malerei verzichtet wurde. Der Kunstmaler Courtois malte bizarre Formen und Linien in kräftigen Farben und setzte in die tosenden Wirbel nur zwei einzelne Surfer. Leuchtendes Lila,
Blau, Gelb und Weiß dominieren im Farbauftrag der gesamten Dekoration. Über einem wellenförmigen Abschluss, ausgefüllt mit Kappenbirnen, ist der Name der Schaukel Top Spin N°1 aufgestellt. Der Zusatz N° 1 wurde in den späten 1990er Jahren angehängt.
Aufgesteckte Fahnen schließen die Rückwand ab. Als besonderer Belustigungs- und Dekorationseffekt ist unmittelbar vor der Einstiegsebene eine Streifenfontäne eingelassen, die manuell nur als Dekoration bei der Fahrt der Schaukel oder auch als kleine Abkühlung für mutige Fahrgäste eingesetzt werden kann. Sie basiert auf der Idee der Firma Bruch & Schneider, die
diese Neuheit als Erste für ihren Top Spin/Colorado Rafting einführte. 

Das Folgemodell erwarb die Firma Ludewigt aus Oldenburg, die in den darauffolgenden Jahren insgesamt noch vier dieser Anlagen ankaufte. Die formale Gestaltung der Rückwand sowie die Bemalung oblagen jeweils dem Wunsch des Auftraggebers. Bei der hier vorgestellten Anlage von Ludewigt wurde ein rund bogiger Bildträger gewählt. Ein Emblem mit dem aufgelegten Namen bekrönt die Fassade. Am Wassersport-Thema wurde festgehalten. Auf tosenden Wellen sind Surfer, Wasser Skiläuferinnen und kleine Boote gemalt. 

Zu den Erstbesitzern dieses Bautyps gehörte auch die Firma Bruch & Schneider aus Düsseldorf/Lippstadt. Diese gab die Gestaltung der Fassade ebenfalls dem Atelier Courtois festi decor in Auftrag.
Thematisiert wurde die Sportart Rafting, die auch zur Namengebung Colorado Rafting inspirierte.
In der farblichen Fassung dominierte Blau, das mit leuchtendem Orangegelb kombiniert wurde. Im Jahr 1996 wurde die Dekoration im Art Studio Stritzel neu gearbeitet.

Gesamtansicht des Colorado Raftings von Bruch & Schneider in Düsseldorf. Foto 1997 © Mark Schumburg

Die Schaustellerfirma Kinzler & Nickel entschied sich bei ihrem Modell für den Namen Revolution. Die sich nach oben leicht verjüngenden Wassertürme haben einen goldenen Farbauftrag. Die Rückwand zeigt im Vordergrund eine Reihung von Wahrzeichen verschiedener Metropolen. Der sich darüber erhebende Horizont ist erfüllt von bunten, leuchtenden Rosetten. Weiße, flammenartige Gebilde untermalen das Lichtspektakel am Himmel.

Provenienz und Verbleib

Der Prototyp wurde an Rudolf Bausch in München ausgeliefert. Die Anlage ist noch heute in dessen Besitz und auf vielen Volksfestplätzen präsent. Die Firma Ludewigt erhielt das zweite Modell dieser Baureihe, verkaufte nach einer Saison an den Franzosen Naisse und erwarb 1992 bereits einen neuen Top Spin. 
Es folgten noch zwei weitere, die alle inzwischen an außereuropäische Parkanlagen verkauft wurden. Der Colorado Rafting von Bruch & Schneider wurde 1999 an den Park „Gold Reef City“ in Afrika veräußert. Der Revolution von Kinzler ist noch unter der Regie von Kinzler & Nickel im Einsatz.

 

© Margit Ramus

Anmerkung der Verfasserin
Für alle veröffentlichten Beiträge von Fahrgeschäften der Firma HUSS gilt eine Bitte:
Sollten die Bildunterschrift oder die Quelle einer Abbildung nicht korrekt angegeben sein, bitte eine fundierte Info über die Kommentar-Funktion. Der Fehler wird dann unverzüglich bereinigt. Danke
© Margit Ramus

 

Ramus 2013. Kat. Nr. 84.
Blunck, Top Spin. In: KR 6, 1999.
Gespräche der Verfasserin mit Mark Schumburg in den Jahren 2009–2011.
Gespräch der Verfasserin mit Franz Bruch in Bergisch Gladbach im Mai 2009.
Gespräche der Verfasserin mit Familie Bausch in München im September 2005
und in Köln im April 2009.

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