
Name(n) des Geschäftes | Swing Around – Swing Up |
Typologische Bauaufgabe | Hochgeschäft |
Bauform | Skelettbau |
Baujahr | 1994 |
Hersteller | Huss |
Maler | afaw; Bernhardt |
Dekorationsstil | Pop Art |
Dekorationsthema | Strandthematik |
Bauherr / Inhaber | Heinrich Feldl, Max Eberhard, Charles Senn u. a. |
Baugeschichte
Ende der 1960 Jahre suchte der Bremer Polizist und Modellbauer, Helmut Kastner einen Hersteller für seine Konstruktionspläne eines Flugkarussells.
Kastners Pläne wurden zunächst über den Schausteller Ernst Hartkopf von der italienischen Karussellbaufirma Spaggiari & Barbieri aus Reggio ausgeführt. Weil aber bereits während der Planung technische Schwierigkeiten nicht ganz behoben werden konnten, wandte sich Kastner 1969 an deutsche Hersteller.
Er erhielt viele Absagen, so zum Beispiel von Kaspar Klaus, Anton Schwarzkopf, Alfred Weber. Nur die Firma Heinrich Mack war zum Bau des Karussells unter der Auflage bereit, dass Kastner während der Planungs- und Ausführungszeit im Werk anwesend war, was Kastner jedoch ablehnte. (Bonhoff, Swing Around. In: KR 3, 1997, S. 29-31)
Schließlich wandte sich Kastner an die Maschinenfabrik Heinrich Wilhelm Huss in Bremen. Die Firma HUSS war völlig unerfahren im Bau von Karussells. Nach anfänglichem Zögern und dem Zureden seines Prokuristen Hans Koch willigte Heinrich Huss schließlich ein, nach den Plänen Kastners ein Karussell mit dem Namen Swing Around zu bauen.
„Die zugehörigen Pläne hatte der Erfinder zuvor nach einem freundschaftlichen Tipp des alten Herrn Robrahn vorsorglich patentieren lassen.“ (Bonhoff, Swing Around. In: KR 3, 1997, S. 29-31)
Noch während des „Bremer Freimarkts“ 1969 war das Interesse namhafter Schausteller geweckt.
„Das Rennen machte schließlich der Schausteller Heinrich Feldl aus München, der das Investitionsrisiko durch einen Platz auf dem Münchner Oktoberfest und ein mit dem Hersteller ausgehandeltes 2-jähriges Exklusivrecht im Inland überschaubar halten konnte.“ (Bonhoff, Swing Around. In: KR 3, 1997, S. 29-31)
Der Beginn einer neuen Karussellbau-Ära
Mit dem Erfolg des Karussells in München im Jahre 1970 begann ein neuer Zeitabschnitt im Karussellbau. Da zwei Jahre Gebietsschutz eingehalten werden mussten, wurde die zweite Anlage nach Schweden an Gunnar Manson geliefert. Erst 1972 erwarb Max Eberhard aus Hamburg die dritte Ausführung des Swing Arounds. Es wurden insgesamt elf Anlagen dieser Baureihe von HUSS gebaut. (Ruisinger, Huss Rides. In: KR 83, 2004, S. 55)
Baubeschreibung
An der Mittelkonstruktion eines Skelettbau ragen14 stählerne Ausleger ringförmig nach außen geneigt in die Höhe. Sie sind kegelförmig miteinander verbunden. An den Querverbindungen sind nach unten hängende Schwingarme angebracht, an deren Enden Fahrgastgondeln montiert sind. Die Konstruktion wird von einem dreistufigen Umgang mit kurzem Stützenkranz umfasst. Die Zwischenräume der Stützen sind abwechselnd offen oder mit Geländern geschlossen.
Dekoration
Die Form des Karussells erinnert im Still stand an einen riesigen Blütenkelch. Die dekorative Gestaltung der Mittelkonstruktion variiert je nach Auftraggeber. Bei einigen Modellen dieser Baureihe wecken aufgesetzte Lichtkreise die Vorstellung eines Blütenstempels.
Bei anderen ist ein rundumlaufendes Schriftband mit dem Namen Swing Around aufgesetzt.
Die Ausleger und Schwingarme sind mit Lichtleisten geschmückt und nehmen in ruhendem Zustand die Form von leuchtenden Rundbögen an.
In Bewegung verändert sich die Form. Zunächst waren die Fahrgastgondeln mit Blechen verkleidet und wirkten ein wenig klobig. Später entwickelte Huss flache und windschnittige keilförmige Schalensitze aus Polyester.
Auch bei den Gitterelementen des Umgangs wurden spezielle Wünsche der Auftraggeber berücksichtigt, zum Beispiel wurde bei Feldl der Schriftzug SWING eingearbeitet.
Bei einigen Modellen grenzte ein Kassenwagen der Firma Heinrich Mack den Bau nach hinten ab. Die Kassenfassade wurde individuell gestaltet und von Heinz Opitz gearbeitet.
Feldl beispielsweise entschied sich für das Thema südamerikanische Impressionen. Männer und Frauen sind in folkloreähnlicher Kleidung in zarten Pastelltönen auf einem zartgelben Hintergrund zu sehen. Die freie Nachbildung eines sakralen Zentralbaus mit Kuppeldach wird in einer angedeuteten Nische dargestellt. Bunte Blumenblüten runden das zeitgenössische Flower Power Design ab.
Namengebend für das Karussell wurde die Fahrweise, die vollautomatisch gesteuert an den südamerikanischen Tanz „Swing“ erinnert. Die Lichtinstallation schafft am Abend ein rotierendes Lichtspektakel. Die einzige noch auf den Volksfestplätzen präsente Anlage ist der Swing Up der Schaustellerfirma Senn
Provenienz und Verbleib
Den ersten Swing Around erwarb die Firma Feldl aus München. 1984 wurde das Karussell nach Pittsburgh/Amerika verkauft. 1972 erwarb auch Max Eberhard einen Swing Up, der 1982 in einen thailändischen Vergnügungspark in Bangkok wechselte. Der 1974 von dem Schweizer Schausteller Charles Senn erworbene Swing Up wird noch von ihm betrieben.
© Margit Ramus
Quellen | Ramus 2013. Kat. Nr. 89 |