Allgemeines zu Volksfesten A - Z

Standort und Bebauung der Volksfeste

Allerheiligenkirmes Soest. Foto 1930er Jahre ©Rudi Wendler

Der Standort eines Volksfestes wird oft durch den Ursprung des jeweiligen Festes bestimmt.

Sakrale Feste 

Seit Bestehen der Sakralen Feste fanden diese generell in der Kirchen- oder Domimmunität statt.
Mehrere Tage wurde rund um das Gotteshaus gefeiert. Die Integration des Festbereichs in das Stadtbild zeigt das Miteinander von Kirche und traditionellen Feiern.
Erst im 20. Jahrhundert wurden viele Volksfeste infolge städtebaulicher Veränderungen auf speziell dafür eingerichtete Festplätze verlagert. Meist hatte dies keinen Einfluss auf die wirtschaftliche Bedeutung der Volksfeste.
Eine der wenigen Ausnahmen bildet die Soester Allerheiligenkirmes, die als Sakrales Fest zu Ehren St. Petri stattfindet, dem Schutzpatron von Soests ältester Kirche, die am Allerheiligentag geweiht wurde. Hier wird die Veranstaltung rund um die Kirche traditionsgemäß bis in die Gegenwart fortgesetzt. Die Integration der Schaustellergeschäfte ins Stadtbild steht außer Frage und unterstreicht die Veranstaltung als Kulturgut Volksfest.

Schützenfeste

Schützenfeste entstanden durch Schießübungen im freien, Freischießübungen genannt, der Schützengemeinschaften. Der Veranstaltungsort lag und liegt noch bis zur Gegenwart fast immer außerhalb der Domimmunität, so zum Beispiel die Größte Kirmes am Rhein am Düsseldorf-Oberkasseler Rheinufer. 
Meist fanden die Feste auf dem Gelände statt, auf dem die Freischießübungen und auch das „Schießen nach dem Vogel“ stattfanden. 

Viehmärkte 

Die Wurzeln einiger Volksfeste liegen in der Verbindung mit Viehmärkten, wie z.B. die Cranger Kirmes. Diese Viehmärkte fanden meist außerhalb des Ortskerns auf Wiesen und Freiflächen statt.

Höfische Feste

Ein bekanntes Beispiel für ein Höfisches Fest mit profanem Ursprung ist das Münchner Oktoberfest. Anlässlich der Vermählung des Kronprinzen Ludwig von Bayern mit der Prinzessin Therese von Sachsen-Hilburghausen im Jahre 1810 wurde vor den -Toren der Stadt auf der Wiese ein riesiges Fest veranstaltet. Die Wiese erhielt den Namen Theresienwiese.
Im Laufe der beiden folgenden Jahrhunderte ist die Wegführung des Festplatzes schachbrettartig mit Längs- und Querachsen angelegt worden.  Ein großes Eingangssegment führt in das Gelände.

Auslagern der Volksfeste

Als Beispiel für das Auslagern des Volksfests, weg vom zentralen Stadtkern auf einen eigens dafür vorgesehenen Platz ist der Send von Münster zu nennen. Der Send fand bis nach dem Zweiten Weltkrieg in der Domimmunität statt.
1951 wurde der dreimal jährlich stattfindende Münsteraner Send auf den Hindenburgplatz verlegt. (Münster-Send 1986. S. 58 -60) Allerdings befindet sich der Platz vor dem Schloss noch innerhalb der städtischen Bebauung.

Standplatz und Bebauung

Regelmäßig wiederkehrend entsteht für einen begrenzten Zeitraum eine Stadt in der Stadt.
Der Standplatz und die Bebauung eines Volksfestplatzes bilden oftmals eine temporäre Binnenarchitektur außerhalb neben der innerstädtischen Stadtstruktur. Dennoch kann eine Korrespondenz mit der sakralen Architektur (Kirchenbauten) oder mit dem modernen Städtebau beobachtet werden.
Betrachtet man die Anordnung der Schaustellergeschäfte an den unterschiedlichsten Veranstaltungsorten, fällt auf, dass sie in der Regel der Anordnung der umgebenden Bebauung gleicht. Beispielhaft sei hier eine Luftaufnahme von Düsseldorf genannt. Sie zeigt eine Übereinstimmung zwischen der temporären Bebauung des Volksfestplatzes mit der Gebäude-Anordnung des Städtebaus der 1950er Jahre. Rechteckig angeordnete Wohnblöcke korrespondieren mit dem rechteckig angelegten Blocksystem des Volksfestplatzes mit seinen Schaustellergeschäften. Innerhalb der Blöcke sind die Wohnwagen ähnlich wie innerstädtische Wohnsiedlungen angeordnet.

Luftaufnahme Düsseldorf. Foto 2007 © Mark Schumburg

Oft fügen sich einzelne temporäre Bauobjekte harmonisch in das Stadtbild ein. Es entsteht für einen begrenzten Zeitraum ein spezifischer Ort, der oft mit einem Eingangstor nach außen versehen ist. Der temporär existierende Ort ist für Menschen aller sozialen Schichten und Nationalitäten bei freiem Eintritt zugänglich.
Oft stehen hinter den Geschäften die Wohnwagen der Schaustellerfamilien. Bei sehr beengten Platzverhältnissen werden die Wohnwagen auf einem externen Gelände untergebracht. Dennoch ist jeder bestrebt den Arbeits- und Lebensraum in räumlicher Nähe zu halten.

© Margit Ramus

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