
Name(n) des Geschäftes | Schiessbude |
Typologische Bauaufgabe | Spielgeschäft |
Bauform | rechteckige Bude mit Pultdach |
Baujahr | 1930 |
Hersteller | Eigenbau |
Maler | unbekannt |
Dekorationsstil | Neubarock |
Bauherr / Inhaber | Josef Milz Köln |
Firmengeschichte
Diese Schiessbude war das erste Geschäft der Eheleute Maria und Josef Milz aus Köln, den Großeltern der Verfasserin.
Durch Zufall fand man in einem Buch über die Luxemburger Schober Messe die Abbildung der Schiessbude. Das Foto belegt, dass die Schiessbude am Anfang des Zweiten Weltkrieges noch einige Male auf der Schober Messe betrieben worden war. Dann aber in Baumbach im Westerwald bei dem Großbauer Trumm in einer seiner Scheunen versteckt wurde und dadurch unbeschadet den Krieg überstanden hatte. Die Schiessbude wurde im Eigenbau hergestellt, und nach vielen liebevollen Restaurierungen und pfleglicher Behandlung bis in die 1960er Jahre betrieben.
Baubeschreibung
Der rechteckiger Raum mit Pultdach, war nach vorne mit einer etwas zurückgesetzten Sockelzone geschlossen, dem war ein Laufgang vorgelagert. Auf den Panneaux des Sockels waren Platten als Verkaufsfensterbrüstung aufgelegt. Darauf waren Ständer als Schiesshilfen zum Abstützen der Gewehre montiert.
Dekoration
Die Dekoration nahm stilistisch Zitate von Barockarchitektur auf.
Der Schwerpunkt der Dekoration bildete die Schmuckdachkante, die von schmalen Rahmen mit aufgesetzten kleinen Rosetten gefasst war. Zahlreiche Kugelbogenlampen, die am oberen Rand montiert waren, sorgten für die abendliche Beleuchtung. Die Schmuckdachkante wurde von sechs pilasterähnlichen Stützen getragen, denen ebenfalls kleine geschnitzte Rosetten aufgelegt waren.
Dem rundbogigen Mittelfeld war beidseitig eine separate Bildtafel hinzufügt. Darauf waren Landschaften mit Wildszenen gemalt. Der Maler der Schmuckdachkante ist nicht überliefert.
Das großzügige Mittelfeld zeigte eine Jagdgesellschaft. In der Bildmitte dominierte ein Reiter der Sagenwelt mit Umhang und germanischer Kopfbedeckung. Bekrönt war das Mittelfeld von einem kleinen Segmentfeld auf dem der Name des Eigentümers geschrieben stand.
Die Panneaux der Sockelzone waren mit marmorierten Barockspiegeln verziert. Eine stoffliche Ausstellmarkise schützte den Bau nach vorne.
Im Innern wurden über Nägeln in Holzleisten Tonröhrchen übergestülpt und darauf Blumen aufgesteckt. Im Fachterminus Pfeifenlatten genannt. Beim Abschuss der Tonröhrchen gab es die Blume als Gewinn für den Schützen.
Provenienz
Als die Familie nach dem Krieg mit einer Raketenbahn und ab den 1950er Jahre einen Autoskooter betrieb, wurde die Schiessbude an den Sohn Werner Milz abgegeben. Später wurde sie verschrottet.
© Margit Ramus
Quellen | Gespräche mit Maria Schoeneseifen, Tochter des verstorbenen Inhabers, Josef Milz und Mutter der Verfasserin |