Name(n) des Geschäftes | Pferdekarussell |
Typologische Bauaufgabe | Karussell |
Bauform | Rundbau |
Baujahr | 1878 |
Hersteller | Frankreich |
Maler | |
Besatzung | Heyn |
Bauherr / Inhaber |
Johann Schleifer > Toni Schleifer |
Baugeschichte
Der Metzger und Schustergeselle Johann Schleifer aus Füssenich kaufte 1878 in Frankreich sein erstes Pferdekarussell. Ältester urkundlicher Beleg ist eine Postkarte, die ‚Schleifers Pferdekarussell’ 1896 auf der Dürener Annakirmes zeigt. Als Johann Schleifer 1915 starb hinterließ er seiner Familie zwei Pferde- ein Kettenkarussell und drei Häuser im Heimatort Füssenich. Der älteste Sohn Johann übernahm das hier abgebildete Karussell und übergab es 1981 an seinen Sohn Reiner. Reiner Schleifer verkaufte es 1999 an seinen Vetter Toni Schleifer, der heute noch mit dem Karussell des Urgroßvaters reist. Inzwischen besuchte die Familie Schleifer über 100-mal die Dürener Annakirmes und ist auch Stammbeschicker des ‚Historischen Jahrmarkts’ im Freilichtmuseum in Kommern.
Während des Zweiten Weltkriegs war das Karussell hinter einer alten Scheune in einem Packwagen eingelagert. Bei einem Fliegerangriff wurde in den Wagen geschossen, und eine Kugel bahnte sich ihren Weg durch acht Tafeln des Schmuckfrieses.
Baubeschreibung
Auf einer kreuzförmigen in Waage gelegten Sohle wird ein Mast aufgestellt und von vier Holzbalken abgestützt. In zweidrittel Höhe ist ein drehbarer Zahnkranz fest am Mast montiert, über dem inzwischen Elektromotor und das Getriebe für den Antrieb befestigt sind.
An der Mastspitze werden 16 Zugstangen eingehängt und mit den in den Zahnkranz horizontal eingeschobenen Auslegern verbunden. Die einzelnen Ausleger werden am äußeren Ende durch Kranzlatten zu einem Kreis von zehn Meter Durchmesser verbunden. Zwischen die Ausleger werden horizontal Befestigungsbalken für die späteren Besatzungsteile und Transmissionsstangen für die Auf- und Abbewegung der Schiffe und Gondeln angeschraubt.
Zwischen dem Sohlenkranz werden konisch zulaufende Bodenbretter eingelegt, die den feststehenden Fußboden bilden.
32 quadratische Holzpfeiler ohne Basen werden je 16 innen und 16 außen vertikal in die Ausleger eingehängt. Sie tragen die Balkenkonstruktion des Zeltdaches, welches mit einem Tuch bespannt und einer Krone abgeschlossen ist. Unten wird der innere Holzpfeiler mit dem äußeren durch einen Holzbalken verbunden. Auf diesen Holzbalken wird der konisch zugeschnittene Fußboden eingelegt, auf dem die Besatzungsteile fest montiert werden. Am Außenkranz des Fußbodens werden eine durchlaufende Treppenstufe und eine Stoßleiste eingehängt.
Besatzung
Obwohl das Geschäft in Frankreich erworben sein soll, ist die Besatzung von der Firma Heyn. Sie setzt sich zusammen aus acht großen Ritterpferden und drei kleinen Pferden, zwei Trillergondeln, zwei Schlittenwagen und zwei Schiffen. 1905 wurden nachträglich ein Esel, ein Elefant und eine Hirschkuh angeschafft.
Die Pferde sowie die gesamte Besatzung sind alle liebevoll restauriert.
Dekoration
Der Mittelbau ist mit einem trichterförmigen Umbau verkleidet. Dieser Trichter ist unterteilt in einen feststehenden und einen sich mit dem Karussell drehenden Teil. Form und Bemalung unterscheiden sich bei fast allen Pferdekarussells. Die zurückgesetzte feststehende Verkleidung ist mit Schmuckfeldern, auf denen Kinderdarstellungen gemalt sind, geschmückt. Auf dem drehbaren Teil sind abwechselnd Porträts und Tierdarstellungen auf Kartuschen gemalt. Die Motive wiederholen sich in der Deckenmalerei.
© Margit Ramus