
Name(n) des Geschäftes | Pferdekarussell |
Typologische Bauaufgabe | Karussell |
Bauform | Rundbau |
Baujahr | 1870 |
Hersteller | ? |
Maler | Andreas Giezen |
Besatzung | Heyn |
Bauherr / Inhaber |
W. Brinksma-Vermolen, Kleve |
Baugeschichte
Nach Angaben von W. Brinskma ist das Pferdekarussell seit vier Generationen im Familienbesitz der Familie Brinskma-Vermolen. Der Erstbesitzer soll die Familie Giezen gewesen sein.
1942 übernahmen die Gebrüder Vermolen das Geschäft. Einer war der Schwiegersohn von Giezen
In den Bewerbungsunterlagen für Standplätze wird damit geworben, dass das Karussell 1986 an der Weltausstellung in Vancouver, 1987 an der 750-Jahr-Feier in Berlin, 2000 an der Expo in Hannover teilgenommen und als Krönung seiner Laufbahn 2001 auf dem Münchner Oktoberfest gebaut wurde. Das Pferdekarussell ist in den Niederlanden als das ‚Schönstes Karussell des Landes’ gekürt worden sein.
Baubeschreibung
Auf einer kreuzförmigen in Waage gelegten Sohle wird ein Mast aufgestellt und von vier Holzbalken abgestützt. In zweidrittel Höhe ist ein drehbarer Zahnkranz fest am Mast montiert, über dem ein Elektromotor und das Getriebe für den Antrieb befestigt sind.
An der Mastspitze werden 16 Zugstangen eingehängten und mit den in den Zahnkranz horizontal eingeschobenen Auslegern verbunden. Die einzelnen Ausleger werden am äußeren Ende durch Kranzlatten zu einem Kreis von elf Meter Durchmesser verbunden. Zwischen die Ausleger werden horizontal Befestigungsbalken für die späteren Besatzungsteile und Transmissionsstangen für die Auf- und Abbewegung der Schiffe und Gondeln angeschraubt.
Auf der Originalaufnahme sind ein Teil der 32 Holzpfeiler, von denen je 16 innen und 16 außen vertikal in die Ausleger eingehängt werden, zu erkennen. Sie tragen die Balkenkonstruktion des Zeltdaches, welches mit einem Tuch bespannt und einer Krone abgeschlossen ist.
Am unteren Ende wird der innere Holzpfeiler mit dem äußeren durch einen Holzbalken verbunden. Auf diesen Holzbalken wird der konisch zugeschnittene Fußboden eingelegt, auf dem die Besatzungsteile fest montiert werden. Am Außenkranz des Fußbodens werden eine durchlaufende Treppenstufe und eine Stoßleiste eingehängt.
Zunächst erfolgte der Antrieb mittels Pferde, die im Innenbereich ihre Runden drehten. Heute wird das Karussell elektrisch angetrieben.
Besatzung
Die Sitzplätze der Fahrgäste sind im kreisrunden Säulengang fest montiert. Die ursprüngliche Besatzung: zwei bewegliche ‚Venezianische’ Gondeln, zwei römische Galawagen, zwei kleine begehbare Rundgondeln und zwei Schlittenwagen von der Firma Heyn, außerdem 16 Pferde von der Firma Hübner. Im Laufe der Zeit wurden einige Teile ausgetauscht, so kamen zwei Löwen und zwei Hähne dazu. Alle Besatzungsteile sind nahezu im Original erhalten. Einige der Pferde bewegen sich durch Transmissionsstangen auf und ab. Das Karussell wurde in den späten 1990er Jahren bei einem traditionellen Restaurateur für Holzskulpturen in Hertogenbosch restauriert.
Dekoration
Die Rundfassade wird nach außen mit einem breiten aus Holz geschnitzten Schmuckfries abgeschlossen. Er besteht aus 16 aneinandergereihten gearbeiteten Tafeln. Im Mittelpunkt steht ein Ornament mit reicher Verzierung, das von einem Kopf bekrönt wird. Das Ornament, welches bei näherer Betrachtung einer Figur im aufgebauschten Kostüm mit Krauskragen ähnelt, wird flankiert von zwei galoppierenden Pferden. Jedes Pferd ist ohne Hinterteil dargestellt und findet eine Einheit mit dem Pferd auf der nächsten Tafel. Anders betrachtet, bildet ein Pferd mit zwei Köpfen und zwei Vorderläufen die vertikale Achse der Fassade, die noch durch ein Wappenschild hervorgehoben wird. Als Schmuckabdeckung der Übergänge und der fehlenden Hinterläufe dient eine kleine Rocaille mit einer spitz zulaufenden Verzierung. Unter den bemalten Plafonds hängen Glasperlgardinen, die von handgearbeiteter Spitze gesäumt sind. Plafonds und Schmuckfries wurden von Andreas Giezen gemalt.
© Margit Ramus