
- Rückblick
- Gérald Aussiette
- Michel Orlinsky
- Galerie I Gemeinsame Arbeiten von Orlinsky und Aussiette
- Galerie II Atelier von Festi décor in Persan Juli 2019
- Galerie III Aktuelle Skizzen für Kinderkarussell-Fassaden
- Courtois Festi décor
- Galerie IV Aktuelle Skizzen und Bilder von Laufgeschäften
- Gegenwart
- Galerie V Französische Spiel- und Verkaufsgeschäfte
- Galerie VI Arbeiten für frz. Schausteller
- Galerie VII Malerei an Fassaden nach 2006 im neuen Atelier
- Galerie VIII Malerei an 1001 und eine Nacht eines französischen Schaustellers
Am 10. Juli 2019 besuchte die Verfasserin Gérald Aussiette in seinem Atelier in Persan, nördlich von Paris. Dort werden noch immer Fassaden von Schaustellergeschäfte unter dem Firmenname Festi décor für französische Schausteller bemalt.
Rückblick
1996 feierte Jacques Courtois seinen 60zigsten Geburtstag. Er hatte beschlossen als fairground -artist in Rente zu gehen um endlich Zeit für die bildende Kunst zu haben.
Er übergab seinen Kundenstamm an seine Mitarbeiter Michel Orlinsky und Gérald Aussiette und vermietete den beiden Künstlern sein Atelier in Montmagny. Orlinsky und Aussiette waren von ihm in die fairground art eingeführt worden und wussten welche Verantwortung sie übernehmen würden.
Die neue Firma sollte zunächst Festi décor heißen. Courtois war jedoch sofort damit einverstanden, dass seine Nachfolger seinen Namen ihrem neuen Firmennamen hinzufügen durften, weil der Name Courtois weit über die Grenzen Frankreichs bekannt war. So entstand: „Courtois Festi décor“
Gérald Aussiette
Gérald Aussiette wurde am 18.11.1960 in Paris geboren. Schon früh stand fest, dass er Maler werden wollte. Nach seiner Schulzeit besuchte er die école boulle, eine Kunstschule für Möbel-, Skulptur- und Holzverarbeitung.
Im Anschluss studierte er an der École-Beaux-Arts in Paris und schloss 1986 mit einem Diplom ab.
Nun suchte Aussiette Arbeit und war erfreut, als er in Sarcelles, nördlich von Paris einen zweiwöchigen Aushilfsjob in der Bühnenbildwerkstatt von der Comédie Française bekam.
Dort erzählte ihm jemand, dass der Pariser Maler Jacques Courtois große Aufträge für Deutschland ausführte und einen weiteren Maler suchte.
Gérald Aussiette war niemals zuvor in Deutschland gewesen, kannte keines der modernen Karussells, die in Bremen von der Firma Huss gebaut wurden. Ihm war die Bemalung der Fassaden von Karussells völlig unbekannt, aber er überzeugte Courtois mit seinen Arbeiten.
Courtois stellte ihn zunächst für drei Monate ein. Im Atelier lernte Aussiette, Michel Orlinsky kennen, der bereits einige Jahre mit Courtois zusammen arbeitete. Da die Aufträge von Huss oft saisonbedingt waren, bot Courtois dem jungen Maler Gérald Aussiette an, nach der Probezeit als freier Mitarbeiter in seinem Atelier mitzuwirken.
Michel Orlinsky

Jacques Courtois und Michel Orlinsky im Atelier. Archiv Courtois
Michel Orlinsky wurde am 28. Februar 1949 geboren
Wie er selbst auf seiner Internetseite berichtet, hatte er ebenfalls schon früh seine Leidenschaft für das Zeichnen entdeckt. Deshalb war für ihn die Ausbildung in einer Werbefachschule fast selbstverständlich.
Mit 19 Jahren ging Michel Orlinsky zum Militär und organisierte dort mit anderen jungen Malern seine erste Ausstellung. In den 1970er Jahren lernte er Jacques Courtois kennen und wurde von ihm in das Kunsthandwerk der Jahrmarkstkunst eingeführt. Courtois wurde nicht nur sein Lehrmeister, sondern auch sein Freund, mit dem er als fairground-artist 25 Jahre zusammenarbeitete.
1986 war Gérald Aussiette dazugekommen.
Gemeinsam mit Jacques Courtois malten Michel Orlinsky und Gérald Aussiette in der Rue Calais 19 in Montmagny bis 1993 die Fassaden von mehr als 150 deutsche Schaustellergeschäfte. An die zusätzlichen unzähligen französischen Aufträge konnte sich selbst Courtois nicht mehr erinnern.
Als Jacques Courtois 1996 in den Ruhestand ging, kauften Orlinsky und Aussiette den Kundenstamm von Courtois und bemalten unter dem Firmennamen Courtois Festi décor noch fast ein Jahrzehnt lang deutsche Schaustellergeschäfte des Herstellers Huss.
2002, im Alter von 53 Jahren beschloss Michel Orlinsky aus der gemeinsamen Firma auszusteigen und wieder in seine Heimat Creusoise zuzukehren. Dort wollte er sich ausgiebig der traditionellen bildenden Kunst widmen.
Orlinsky stellte in den Salons des Indépendants, den französischen Künstlern im Grand Palais aus. Sowie in ganz Frankreich in Gruppen- und Einzelausstellungen. Er erhielt zahlreiche Auszeichnungen, Preise, Goldmedaillen und Diplome.
Orlinsky blieb seinem figurativen expressionistischen Ausdruck treu. Seine Farbpalette umfasst warme und kalte Töne, Halbtöne und bunte Töne in denen er seine Stimmungen und Gefühle ausdrückt.
Die deutschen Anhänger seiner Arbeiten an Fassaden unzähliger Karussells mögen sich fragen, warum er schon 2003 aus der gemeinsamen Firma ausgestiegen ist. Möglicherweise beeinflusste das Ende der Aufträge aus Deutschland seine Entscheidung.
Bemerkenswert ist, dass er als erfolgreicher französischer Maler seine Zeit als fairground-artist nicht verschweigt. Er erwähnt die Welt der Schausteller, die Menschen, die warmherzig, einladend, mutig und großzügig und ihn in ihren Familie willkommen geheißen hatten. Er erinnert sich, dass im Atelier von Courtois Festi décor Holzpferde bemalt wurden, Dekorationen von Geisterbahnen, Lauf- und Belustigungsgeschäfte und Karussells geschaffen wurden. Die heute oft von Folien beklebt werden.
Auch in Deutschland wird sich gerne an ihn erinnert.
Galerie I Gemeinsame Arbeiten von Orlinsky und Aussiette
Galerie II Atelier von Festi décor in Persan Juli 2019
Zurzeit arbeitet Gérald Aussiette an der Fassade eines Eis- und Crêpe-Verkaufswagen
Galerie III Aktuelle Skizzen für Kinderkarussell-Fassaden
Courtois Festi décor
1996 übernahmen Gérald Aussiette und sein Freund Michel Orlinsky den Kundenstamm von Jacques Courtois und mieteten auch dessen Atelier in der Rue Calais 19 in Montmagny. Gemeinsam mit Jacques Courtois hatten sie bis 1993 mehr als 150 deutsche Schaustellergeschäfte gemalt.
Die beiden führten die Aufträge im Sinne von Courtois weiter aus.
Wie schon geschrieben, war Courtois sofort damit einverstanden, dass seine Nachfolger ihrem Firmennamen seinen Namen hinzufügen durften. Übergangslos erfolgten die Aufträge von der Firma HUSS für das Atelier „Courtois Festi décor“.
Auch die neuen Inhaber des Ateliers hatten keine direkten Kontakte zu deutschen Schausteller, alles lief weiterhin über Karl von Winterfeld.
Courtois hatte 2018 bei einer Begegnung in Paris erzählt, dass er anfangs noch an einigen Fassaden mitgemalt habe. Er habe auch noch Entwürfe für neue Geschäfte z.B. für den Booster entworfen und sei weiterhin gern gesehener Gast im Atelier gewesen.
Im Jahre 2006 ging Michel Orlinsky in Rente und Gérald Aussiette führte das Atelier alleine weiter. Er wechselte von Montmagny nach Persan, nördlich von Paris. Dort mietete er eine Halle und erfüllte die Aufträge französischer Schausteller. Seit dem Ende der Firma Huss waren keine Aufträge mehr von Deutschland gekommen. Es fehlte an Kontakten und die Sprachbarriere konnte nicht überwunden werden. Deshalb fanden keine deutschen Schausteller den Weg zu ihm. An einer Verbindung zu Deutschland wäre Aussiette jedoch interessiert. Er führt allerdings keine Restaurierungen durch, sondern nur komplett neue Bemalungen.
Galerie IV Aktuelle Skizzen und Bilder von Laufgeschäften
Nach 2006 nutzte Jacques Courtois das Atelier in Montmagny wieder selber. 2012 brach während der Ferienzeit im Nachbarhaus des Ateliers von Courtois ein Feuer aus. Der Brand zerstörte das Haus der Nachbarin und griff auch auf die Halle von Courtois über. Feuer und Löscharbeiten vernichteten in dem Atelier alle Dokumente der Arbeiten von Courtois, die dort in fast 40 Jahren zusammengekommen und aufbewahrt worden waren.
Gegenwart
Gérald Aussiette arbeitet noch immer mit einigen Mitarbeitern inzwischen unter dem Namen Festi décor für französische Schausteller. Längst sind die Aufträge für Huss aus Deutschland vergessen, dennoch befinden sich einige Fotos und Zeichnungen von deutschen Karussells in den Räumen in Persan. Die Handschrift von Jacques Courtois scheint ein wenig verloren gegangen zu sein, aber dies mag teilweise an den Objekten liegen. Die Einzigartigkeit der Karussells aus dem Hause Huss ist ohne Zweifel nicht nachahmbar.
Galerie V Französische Spiel- und Verkaufsgeschäfte
Genau wie sein Lehrmeister hat Aussiette unter dem Namen Festi décor einen guten Ruf als „fairground-artist!“ in der französischen „fairground world“ und noch immer wollen Schausteller ihre Geschäfte von ihm gemalt haben. Dazu gehören Fassaden von Geisterbahnen, Laufgeschäfte, Kinderkarussells, Schießbuden, Imbiss, Süsswaren und vieles mehr. Die Front eines Autoskooters hat er bemalt.
Noch immer arbeitet er meist mit Pelikan Plakat-Lacke und Britton-Farben. Airbrush soll nur für die Grundierung angewandt worden sein, diese Angabe wurde möglicherweise, aufgrund der Sprachbarriere, von der Verfasserin falsch verstanden worden sein. Wie bei näherer Betrachtung der Bilder 3, 4, 17, 21-24 in der Galerie V Französische Spiel- und Verkaufsgeschäfte festzustellen ist.
Galerie VI Arbeiten für frz. Schausteller
Galerie VII Malerei an Fassaden nach 2006 im neuen Atelier
Galerie VIII Malerei an 1001 und eine Nacht eines französischen Schaustellers
Bei dem Besuch der Verfasserin am 10. Juli 2019 in Persan war auch Gérald Aussiette, genau wie Courtois ein Jahr zuvor völlig überrascht und erfreut in Deutschland noch bekannt zu sein.
© Margit Ramus
Fassaden ab 1993 von Courtois Festi décor:
Courtois festi decor
Break Dance 1 Aigner > RoieBreak Dance 1 Becker
Break Dance 1 Franzelius
Break Dance 1 Hermann>Bruch
Break Dance 1 Lesnik > Noack
Break Dance 1 Offermann
Break Dance 1 Piontek
Break Dance 1 Rieger > Diebold
Break Dance 1 Rüdiger
Break Dance 2 Bonner
Break Dance 2 Kinzler
Jump Robrahn > Hanstein
Jumping Kinzler
Dazu Schaustellergeschäfte im Archiv Kulturgut Volksfest:
Quellen | Gespräch der Verfasserin mit Jacques Courtois in Paris am 15.05.2018
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