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Specht

Lebensdaten von LUDWIG SPECHT 1870–1952.

Ludwig Spechts Vater war Dekorationsmaler, der während der Wintermonate für Bremer Schausteller arbeitete. Drei Brüder seines Vaters waren ebenfalls Maler oder Künstler. Der Tiermaler Friedrich Specht zeichnete die Illustrationen zu Brehms Tierleben. August Specht war Maler, Lithograf und Illustrator. Der dritte Bruder Carl Gottlieb Specht war ausgebildeter Holzstecher und hatte ab 1868 eine xylografische Anstalt in Stuttgart.

Beeinflusst durch die Familie wurde auch Ludwig Specht Maler und lernte durch den Vater das Schaustellergewerbe kennen. Dering schreibt, dass Specht „neben seiner Tätigkeit als Maler in kleinerem Umfang auch Hersteller von Fahrgeschäften [war]“. (PUMU Specht)
Der Erfolg als Karussellhersteller und Schausteller blieb aus. Durch den Verlust eines nicht versicherten Geschäfts bei einem Brand wandte sich Specht zunächst aus finanziellen Schwierigkeiten wieder ganz der Schaustellermalerei zu. 
Aufgrund der Qualität seiner Arbeiten holte Fritz Bothmann ihn zum 1.  Januar 1912 nach Gotha und stellte ihn als Leiter der „Abteilung für Malerei und dekorative Ausstattung“ (Dering 1986. S. 182) ein. In Bothmanns Firma hatte Specht mehrere Mitarbeiter. Jeder von ihnen hatte sein Spezialgebiet, so gab es zum Beispiel Blumen- oder Landschaftsmaler sowie Maler für figürliche Darstellungen und für Ornamente.

Wie  in der Biografie von Bothmann zu lesen ist, fertigte dieser Karussells in Serie für den Export in alle Welt. Diese recht ungewöhnliche und sonst nicht übliche Vorgehensweise beim Bau von Schaustellergeschäften verlangte eine rasche Arbeitsweise. Dering schreibt dazu, dass Bothmann in den 1920er Jahren etwa 30 Kettenflieger in die USA exportiert hätte. Sie seien nicht mit einer aufwendigen figürlichen Malerei gearbeitet, sondern im Atelier von Specht seriell alle gleich bemalt worden. Um Kosten zu sparen, habe man Pausen für die Ornamentrahmen und auch für die Amoretten verwendet. Die Umrisse seien mit schnelltrocknender Tinte konturiert und von den Mitarbeitern, zu denen auch Fritz Hilbert gehörte, ausgemalt worden. Specht habe der Malerei „den letzten Schliff“ (PUMU Specht) gegeben.
Zu bemerken ist, dass der Export schon im ersten Jahrzehnt des neuen Jahrhunderts begonnen hatte, denn 1921 verließ Specht das Atelier bei Bothmann bereits wieder und machte sich in Gotha selbstständig. Ludwig Specht arbeitete in der Halle einer ehemaligen Maschinengewehrfabrik und beschäftigte zwei bis drei Maler sowie mehrere Schüler. Darunter war auch Fritz Hilbert. Später soll Specht einmal gesagt haben: „Ich hatte 19 Schüler, aber nur einen Fritz.“ (PUMU Specht ) Dazu unter Hilbert mehr.

Ludwig Specht war als Maler für Schaustellerdekorationen weit über die Grenzen Thüringens bekannt geworden. Er übernahm in den Wintermonaten Aufträge direkt von Schaustellern und wohnte auf seinen Reisen durch ganz Deutschland in Hotels oder Gasthöfen. In den Sommermonaten arbeitete er weiter für Fritz Bothmann.

Nach Angaben von Holger Vespermann malte Ludwig Specht 1928 die zweite Ausführung der Schmuckdachkante des seit 1893 im Familienbesitz befindlichen Bodenkarussells. Specht wählte damals gemeinsam mit dem Inhaber Szenen aus der Nibelungensage. Fritz Hilbert restaurierte sie in den 1960er Jahren.

Aufgrund der Thematisierung der Nibelungensage wäre die Zuordnung des Karussellpalasts/El Dorado von Haase zu Specht ebenfalls möglich. Auch bei dieser Dekoration wurden Szenen aus der Nibelungensage dargestellt. Die Schmuckdachkante des Wiener Eispalasts der Familie Hans Strössner ist ebenfalls Ludwig Specht zuzuordnen. Seine Signatur von 1930 war viele Jahre erhalten. Dem Geschmack der Zeit entsprechend malte Specht kleine, in sich geschlossene Bilder mit neubarocken Rahmen. Die Bildinhalte entsprachen der Salonmalerei des ausgehenden 19. Jahrhunderts. Die Gestaltung der Blendfassade als Kulisse war ein typisches Merkmal des Barocks.

Ludwig Specht starb 1952 im Alter von 82 Jahren. Die Fassade des Wiener Eispalasts wurde in den 1950er Jahren von Fritz Hilbert erneuert, am neubarocken Stil wurde festgehalten.

© Margit Ramus

Ramus 2013.
Dering 1986.
Archiv PUMU Specht 2010. Handschriftliche Aufzeichnungen von Dr. Florian Dering im Archiv des Stadtmuseum München Abteilung Puppenmuseum kurz PUMU

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