Schaustellergeschäfte A - Z

Wanderkino Franz Siebold

Zirkuskino der Familie Heitmann © Sammlung Siebold & Pfennig

„Palais Electrique“

Nachdem die ersten Kinematographen auf den Jahrmärkten vorgestellt worden waren, entwickelte sich die Vorführung beweglichen Bilder recht schnell. Bevor jedoch in vielen deutschen Großstädten stationäre Kinos entstanden, läuteten die Wanderkinos die Ära der Filmgeschichte ein. 
Einer der ersten Schausteller, der erfolgreich gleich zwei Wanderkinos betrieb, war Franz Siebold.

Im Jahr 1903 kaufte Franz Siebold, neben seiner Karussellbaufirma und dem Betreiben der Karussells, für 75.000 Goldmark einen Kinematographen. Er konstruierte erst eins, später ein zweites Wanderkino, „Palais Electrique“ genannt, von Ort zu Ort.
Die Filme wurden von einem eigenen Orchester von 10 Musikern untermalt, die das große Kino auch auf- und bauen mussten. Den ersten Tonfilm gab es in Essen erst 1939.

1905 baute Franz Siebold das Wanderkino auf der Albertwiese in Essen auf. In dem riesigen Zelt fanden 2000 Personen Platz und der Erfolg war enorm.

 Zirkuskino der Familie Heitmann © Sammlung Siebold Pfennig

Wie ein solches Wanderkino aussah, wird durch eine Fotografie eines Circus-Kinematographen aus dem Jahre 1907 von der Firma Carl Heitmann aus Herford überliefert. 

Mit den Wanderkinos haben die Betreiber, meist Schausteller, auch ab 1907 Carl Heitmann aus Herford, viel Geld eingenommen. Deshalb richteten einige von ihnen mit der Zeit in vielen deutschen Städten auch stationäre Kinos ein. Auch Franz Siebold plante ein stationäres Kino in seiner Heimatstadt Essen. Inzwischen hatten die Gebrüder Pathé aus Frankreich in Berlin einen Filmverleih gegründet, sodass das Angebot an Filmstreifen bedeutend größer geworden und leichter zugänglich war.
1910 war es soweit. Franz Siebold hatte am Viehofer Platz 12 eine Immobilie erworben und ein Ladenlokal umgebaut. Dort eröffnete er ein Kinotheater mit 350 Plätzen. Das Kino hatte bereits einen elektrischen Vorhang und eine Belüftungsanlage.

„Franz Siebold war ein Genie. Die Geschäfte, die er anfasste, gelangen. Er hatte eine Nase für das, was in war. Der „olle Franz“, wie die Essener ihn nannten, war schon eine originelle Person. In seinem Fach war er unbesiegbar. Über seine Pionierdienste für den Film habe ich schon berichtet, es bleibt nachzutragen, dass er überall auch in der Vergnügungsbranche eine Rolle zu spielen wusste.“ (Anderheyen, Wilhelm: Von den Anfängen der Filmkunst in Essen. In: Essener Lokalpost, 26.03.1939. 13.Jhg. Nr. 15 Gelesen in: Stadler, AndreaVernetztes Vergnügen. Aufsatz 2007)

Die Vorlage zur Einrichtung hatte ihm sein Sohn Friedrich Wilhelm Siebold aus Paris besorgt. Die eleganten Pariser Kinos hatten im Zuschauerraum Balkonlogen und gepolsterte Sessel. Die Essener Presse bezeichnete das „Pariser Cinema“ als schönstes Lichtbildtheater der Stadt. (Hildegard Pfennig)
Franz Siebold erwarb in den kommenden Jahren neben Grundstücken in Altenessen und Wohn- und Geschäftshäusern an der Hindenburgstraße noch mehrere Grundstücke am Viehofer Platz.
1910, während der Umbauten für das Kino am Viehofer Platz, war der Antrag von Franz Siebold für eine Schankgenehmigung abgelehnt worden, da es in einem Umkreis von 300 m bereits 30 Schankgeschäfte gab.
1912 erhielt er die Bau- und Schankgenehmigung für einen Neubau in unmittelbarer Nähe.
1913 erschien in der Essener Volkszeitung ein Artikel über die Fertigstellung eines modernen Gebäudes von Franz Siebold am Viehofer Platz. Darin seien eine Gastwirtschaft mit Restaurant im Erdgeschoss und ein Café im ersten Stock eröffnet worden. In den darüber liegenden Geschossen hätten sich Wohnungen befunden. 

© Margit Ramus

Anderheyen, Wilhelm: Von den Anfängen der Filmkunst in Essen. In: Essener Lokalpost, 26.03.1939. 13.Jhg. Nr. 15 Gelesen in: Stadler, AndreaVernetztes Vergnügen. Aufsatz 2007

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