Schaustellergeschäfte A - Z

Round UP

Name(n) des Geschäftes Round UP
Typologische Bauaufgabe Offenes Rundfahrgeschäft
Bauform Rundbau
Baujahre 1958
Hersteller Kaspar Klaus
Maler  
Dekorationsstil Flower Power
Dekorationsthema  
Bauherr / Inhaber  Gustav Emde
Verbleib  
Baugeschichte

Anfang der 1950er Jahre entwickelte der Amerikaner Frank Hrubetz ein Karussell mit hydraulischem Hebemechanismus. Aufgrund der schnellen Umdrehungsgeschwindigkeit und der damit auftretenden Zentrifugalkraft wurden die Fahrgäste stehenden mit den Rücken in einen runden Käfig gepresst. Neu war, dass ein Hubarm den rotierenden Käfig um 75° anheben konnte. Bereits 1954 wurden viele Karussells dieser Baureihe auf amerikanischen Volksfesten erfolgreich betrieben.
Der Schwede Gunnar Manson importierte die erste Anlage nach Europa und verkaufte sie 1957 an den deutschen Schausteller Gustav Emde. Das Geschäft erwies sich als Sensation auf den großen deutschen Volksfestplätzen und erweckte bei den Kollegen Interesse.
Die Maschinenfabrik Kaspar Klaus aus Memmingen hatte hervorragende Kenntnisse in Pneumatik und Hydraulik, und war bereits seit 1951 durch den Bau der Karussells der Baureihe Hurricane bekannt. Klaus zeigte Interesse für diese Innovation. Er erhielt die Lizenz aus den USA und lieferte 1958 acht Karussellanlagen nach Vorlage des amerikanischen Originals unter Beibehaltung des Namens Round Up.
Das amerikanische Original wurde von Gustav Emde auf der Weltausstellung in Brüssel 1958 vorgestellt und möglicherweise im Anschluss daran nach England verkauft.

Baubeschreibung

Ein offener Rundbau, 20 Meter im Durchmesser, dessen Oberfläche nach hinten leicht ansteigt. Das Zentrum bildet eine Mittelkonstruktion mit hydraulischem Hubarm an dessen Ende zwölf Stahlträger sternförmig eingehängt sind. Sie sind an ihren äußeren Enden mit Fußbodenplatten und mannshohen Gittersegmenten zu einem freitragenden, runden Käfig verbunden.
Einzelne Gittersegmente sind als Stehplatz für je drei Personen mit ausgeformten Rückenmulden unterteilt. Der Umgang ist von umlaufenden Gittern gesäumt. Zwei gegenüberliegende Eingänge sind mit Gitterflügeltüren zu schließen. Die Kopfseite der Mittelkonstruktion ist zum Betrachter hin mit
hohen Panneaux verkleidet, die von zwei schräg nach hinten verlaufenden flankiert sind. Rechts und links führen Treppenaufgänge in die Einstiegsplattform.
Ein Kassenhaus mit einem aufgesetzten Schriftzug aus Leuchtbuchstaben ist seitlich positioniert.

Dekoration

Die abhebende, rotierende Stahlkonstruktion erinnert an ein imaginäres außerirdisches
Flugobjekt. Dies wird betont durch Neonröhren, die die sternförmig angelegten Ausleger konturieren.
Ebenso sind die Inhalte der Bildträger der Panneaux ganz dem Thema Weltraum gewidmet. Das Zusammenwirken von Neonlicht und klassischem, abstraktem, in Pastelltönen gemaltem Dekor der 1950er Jahre unterstreicht den Zeitgeist, der in der damaligen Kunstszene herrschte.
In den 1960er Jahren erhielt das Karussell eine neue Malerei mit Bezug zur Raumfahrt. Die Pastelltöne des farblichen Auftrags wurden gegen ein leuchtendes Blau als Hintergrundfarbe ausgetauscht. Flugobjekte und Astronauten flogen nun durch die Himmelssphäre.

Zur Betonung der Stirnseite der Verkleidung der Mittelkonstruktion wurde ein Ornament mit einem
plastischen halbrunden Globus angebracht und mit einem Glühbirnenring gefasst.
Mitte der 1970er Jahre wechselte die farbliche Fassung unter einem neuen Besitzer noch einmal. Panneaux, Kasse und Ornament erhielten ein poppig buntes Flo wer-Power-Design in Anlehnung an das Musical „Hair“. Das Ornament wurde mit dem geschwungenen Schriftzug Round Up versehen. Die Umgangsgitter wurden ausgetauscht. Eine bauliche Änderung musste aus Sicherheitsgründen durchgeführt werden, indem die zwei gegenüberliegenden Eingänge des kreisrunden Käfigs mit Gittertüren geschlossen wurden. Der Round Up ist eines der wenigen Karussells, an denen man
die zeitgenössischen Veränderungen in der Malerei präzise verfolgen kann.

Provenienz und Verbleib

Das amerikanische Original wurde von Gustav Emde auf der Weltausstellung in Brüssel 1958 vorgestellt und möglicherweise im Anschluss daran nach England verkauft. Gegenwärtig
soll das Karussell in Irland unter dem Namen Meteorit betrieben werden. 
Vorgestellt ist hier der Round Up Nr. 4 von der Schaustellerfirma Schippers und v. d. Ville
aus Hamburg. 1970 wurde er an die Brüder Manfred und Waldo Parpalioni aus Herford verkauft. 1980 wechselte das Karussell erneut den Besitzer und wurde von der Firma Horz aus Detmold übernommen.

Gegenwärtig soll das Karussell in Irland unter dem Namen Meteorit betrieben werden. Gustav Emde gehörte zu den ersten Auftraggebern für das deutsche Exemplar und war bis zu seinem Tod 1977 auf vielen großen Volksfestplätzen damit anzutreffen.

Bereits 1959 produzierte auch der Holländer De Boer einige Karussells dieser Bauweise. Es gab technische und dekorative Veränderungen.

© Margit Ramus

 

Bonhoff, Round Up. In: KR 7, 1998. 
Gespräch der Verfasserin mit Waldo Parpalioni im Januar 2011.

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