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Power Tower I und II

Name des Projektes  Power Tower I und II
Typologische Bauaufgabe Hochgeschäft
Bauform Skelettbau
Baujahr Tower I 1998; Tower II 2002
Hersteller Maurer & Söhne
Maler Tower I André Eisermann
Maler Tower II afaw / Bernhardt
Bauherr Ewald Schneider; Kinzler
Baugeschichte

Ende 1997 gelang Huss die Verwirklichung der ersten transportablen Freifalltürme. Nach den ersten drei Anlagen von Huss lieferte die Firma Maurer & Söhne bereits 1998 eine größere Ausführung mit 55 Metern und 32 Fahrgastsitzen an den Schausteller Ewald Schneider aus Bielefeld und später
an die Firma Kinzler aus Stuttgart.
Der Unterschied zum Huss-Turm lag in der Technik des Bewegungsablaufs. Bei Huss wurde die Fahrgastgondel nach oben geschossen, bei Maurer mittels eines Seilförderantriebs innerhalb weniger Sekunden auf 52 Meter Höhe befördert. Bei beiden Modellen gelangte sie anschließend im freien Fall wieder nach unten.

Baubeschreibung

Auf einer Grundfläche von 20 x 21 Metern erhebt sich aus einer Mittelbaukonstruktion von 40 Tonnen ein 55 Meter hoher, stählerner Gittermast mit einem ringförmigen Fahrgastträger, um
den herum 32 nach außen gerichtete Sitzplätze mit Beinfreiheit angeordnet sind.

Dekoration des Power Towers I

Der Turm von Schneider bekam einen blauen Farbauftrag mit aufgesetzten gelben Lichtleisten. Der Fahrgastträger war in Neongrün gehalten. Die Rückwand der Einstiegsebene sowie das Kassenhaus wurden von Andrè Eisele im Backsteindesign ausgeführt. 
Über der Kasse mit einem Design in Anlehnung an ein Stahlfachwerk von Industriebauten der 1930er Jahre, zum Beispiel der Zeche Zollverein Essen, prangte die Neonschrift:
„Verschärft!“, die das neue Fahrgefühl ankündigte.

Provenienz und Verbleib Tower I

Ewald Schneider verkaufte seinen Power Tower I nach Saisonende 2001 nach Valencia/Spanien an die dortige Schaustellerfirma Pedro und Alberto Fraguaes.
Etwa um 2004 gab es einen erneuten Besitzerwechsel.
Der Power Tower I gelangte an seinen stationären Standort in einen Vergnügungspark in Mexiko-City. Aufgrund eines Sponsorings wird er dort als Coca-Cola-Tower betrieben.

Power Tower II

Zur Saison 2002 präsentierte Ewald Schneider den Power Tower II. Mit 66 Metern Höhe ist er der höchste transportable Turm der Welt. 

Dekoration

Bei dieser Konstruktion gelang ein Zusammenspiel von Form, Funktion und Material.
Dominierend ragt der 66 Meter hohe Stahlskelett Turm über jeden Volksfestplatz hinaus. Gigantisch wirkt der umlaufende Fahrgastträger. Auch ohne Dekoration würde diese Anlage den Betrachter in ihren Bann ziehen, aber der Bauherr wünschte die zusätzliche Betonung durch einen repräsentativen Eingang. Dafür wurde das Thema Hotelrezeption gewählt. Beauftragt wurde das afaw. Der im dortigen Atelier arbeitende Künstler Bernhardt führte die Arbeiten aus. (Er machte sich später selbstständig und führte auch die arbeiten am Höllenblitz u.a. Geschäften aus)

Zwei Kassenschalter mit Mittelgang bilden den Portal- oder Eingangsbereich. Mit bronzierten Geländern abgegrenzt führen die Zugänge über eine Treppe in die Einstiegsebene des riesigen Lifts. Rechts und links gelangen die Fahrgäste wieder aus der Anlage hinaus.
Dem flachen Kassenhaus ist ein kleiner Rundgiebel aufgesetzt. Darin ist das große Zifferblatt einer Uhr angebracht. Als Sonnenschutz der Kassenschalter dient eine Ausstellmarkise, die mit einem Segmentbogen nach oben abschließt. Zusätzliche Flaggen schmücken den Eingangsbereich sowie die Rückwand. Der Sockelbereich ist in dezentem, edlem Holzdekor in Kirsch gehalten. Personen des öffentlichen Lebens sind in lustigen Szenen auf den Bildträgern der Sockelzone dargestellt.

Provenienz und Verbleib Tower II

Der Power Tower II ist noch in vollem Einsatz. Seit 2008 ist er auf dem Oktoberfest in München präsent, aber auch im benachbarten Ausland, zum Beispiel in Basel zur traditionellen Herbstmesse sowie in Luxemburg zur Schober Messe. Als besondere Referenz dieser Stahlkonstruktion ist die
erstmalige Teilnahme am Weihnachtsmarkt im „Hyde Park“ in London 2009 zu betrachten. In London
stand 1851 der erste, wieder abbaubare Stahlgerüstbau des Kristallpalasts.

© Margit Ramus

 

Ramus 2013. Kat. Nr. 92.
Gespräche der Verfasserin mit Ewald Schneider in Düsseldorf im Juli 2006 und im Juli 2010.
Schmitt, Mobile Türme. In: KR 58, 2002.
Schmitt, Überraschungscoup von Huss. In: KR 10, 1997.
Schmitt, Power Tower. In: KR 7, 1998.
Besuche im Atelier Bernhardt in Düsseldorf im August und im September 2010.

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