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Oldenburger Kramermarkt

„Der Oldenburger Kramermarkt ist ein zehntägiges Schaustellervolksfest im Nordwesten Deutschlands mit langer Tradition.

Verschiedene Märkte als Handelsplatz für Waren aller Art hatte es seit Gründung der Stadt Oldenburg immer schon gegeben. Im Jahr 1608 erließ Graf Anton Günter deshalb „die oldenburgischen Kramermärkte betreffende Verordnung“, um das bisherige Marktgeschehen zu regeln (Geschichte der Stadt Oldenburg, Bd. I, S.204).  
Der Zeitpunkt dieser Urkunde gilt als Gründungsjahr des heutigen Kramermarktes, der auch Michaelismarkt genannt wurde, da er bis heute traditionell nach dem Michaelissonntag beginnt.

Verteilte sich das Marktgeschehen in der Vergangenheit zunächst innerhalb der ganzen Altstadt, gewann der Pferdemarkt vor dem Heiligengeisttor zunehmend an Bedeutung. Gemeint ist damit ein Platz und kein Verkaufsmarkt. Bereits im 19.Jahrhundert „verwandelte (er) sich in eine Budenstraße, in der Bäcker, Drechsler, sowie etliche andere Handwerker ihre Waren anboten“ (ebd. Bd. II, S.136). Ab den 1870er Jahren kam es dann zu einer immer deutlicheren Trennung vom Waren- und Vergnügungsmarkt, bis letzterer auf dem Pferdemarkt schließlich ganz überwog.

Von den Auswirkungen des Zweiten Weltkrieges blieb die Stadt Oldenburg äußerlich fast unversehrt. Das führte dazu, dass die Stadt nach dem Krieg eine große Anzahl Vertriebener aufgenommen hat. 
Dieses sehr schnelle Wachsen Oldenburgs in den Nachkriegsjahren zu einer Großstadt hatte auch  Auswirkungen auf den Kramermarkt. Wegen der dadurch bedingten Intensivierung des Straßenverkehrs wurde der Pferdemarkt, der zudem durch die Straßenverläufe getrennt war, zunehmend untauglicher als Ort für ein Volksfest dieser Größenordnung.
So erfolgte im Jahr 1963 der Umzug auf ein neues Gelände an der in den 1950er Jahre erbauten Weser-Ems-Halle, das etwas abseits des Pferdemarktes liegt. Damals eher noch ein Randgebiet, befindet es sich heute mitten im gewachsenen Stadtzentrum mit fußläufiger Anbindung an den Hauptbahnhof und ZOB.

Schnell hat sich dieses „neue“ Areal des Kramermarktes etabliert und wurde von den Besuchern angenommen. Nun konnten zudem auch Großbahnen gastieren, wie beispielsweise die Looping-Achterbahnen Silberpfeil, Dreierlooping und Teststrecke.

Die Besucherzahl wuchs ebenfalls stetig. So heißt es bereits für das Jahr 2005: „Durch die attraktive  Auswahl von Schaustellergeschäften aus 1200 Bewerbungen angelockt, kommen über 1,5 Mio Besucher und lassen den Markt für die Schausteller absolut zufriedenstellend verlaufen“ ( Michael P. Hopp / Peter Parnicke: Spektakel, Schau & Hightech-Power, S. 154).

Diese herausragende Bedeutung des Kramermarktes als „5. Jahreszeit“ der Stadt ist ungebrochen. Und er bleibt die besucherstärkste Veranstaltung Oldenburgs im Jahr. © Michael Stulken

Anmerkung von Margit Ramus
Michael Stulken, der sich selbst als ein „großer Freund  von privat“ der Schausteller-Volksfeste“, nennt, sandte mir diesen Bericht. Ihm liegt als gebürtiger Oldenburger der Kramermarkt besonders am Herzen.
Er hatte schon als Kind auf vielen Karussell auf dem Kramermarkt fahren dürfen. Sein Vater war Beamter beim Gewerbeaufsichtsamt und für die Bauabnahmen der Schaustellergeschäfte vor Beginn des Kramermarktes zuständig. Damals, in den 1970er Jahren, war auf den meisten Volksfesten  üblich, dass die Behördenmitarbeiter dabei reichlich Fahrchips und Freikarten von den Schaustellern geschenkt bekamen. Stulken schrieb, dass es für die Kinder immer eine freudige Überraschung war, wenn der Vater die Tüte mit den Karten nach Hause brachte. Damals wurde  der Grundstein für seine Sammlung von Fahrchips und Ehrenkarten von Schaustellergeschäften gelegt, die er bis heute gerne pflegt.
Ich habe den Text sehr gerne ins Archiv eingestellt. Nur so kann das Archiv wachsen und schöne Erinnerungen bewahren.

 

 

Michael P. Hopp / Peter Parnicke: Spektakel, Schau & Hightech-Power, Isensee Verlag Oldenburg 2007
Günter Müller: Der schöne alte Oldenburger Kramermarkt, Isensee Verlag Oldenburg 1982
Oldenburger Schaustellerverband e.V. (Hrsg.): Festschrift zum 54. Delegiertentag des Deutschen Schaustellerbundes e.V. in Oldenburg, 2002
Peter Parnicke: Oldenburger Jahrmarktstradition, Isensee Verlag Oldenburg 1995
Stadt Oldenburg (Hrsg.): Geschichte der Stadt Oldenburg, Band I+II, Isensee Verlag Oldenburg 1997 und 1996

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