Volksfeste A - Z

Oldenburger Kramermarkt

1965 Programmheft zum Kramermarkt Sammlung Stulken
Entwicklung des Kramermarktes

„Der Oldenburger Kramermarkt ist ein zehntägiges Schaustellervolksfest im Nordwesten Deutschlands mit langer Tradition. 
Verschiedene Märkte als Handelsplatz für Waren aller Art hatte es seit Gründung der Stadt Oldenburg immer schon gegeben. Im Jahr 1608 erließ Graf Anton Günter deshalb „die oldenburgischen Kramermärkte betreffende Verordnung“, um das bisherige Marktgeschehen zu regeln (Geschichte der Stadt Oldenburg, Bd. I, S.204).  
Der Zeitpunkt dieser Urkunde gilt als Gründungsjahr des heutigen Kramermarktes, der auch Michaelismarkt genannt wurde, da er bis heute traditionell nach dem Michaelissonntag beginnt. 
Verteilte sich das Marktgeschehen in der Vergangenheit zunächst innerhalb der ganzen Altstadt, gewann der Pferdemarkt vor dem Heiligengeisttor zunehmend an Bedeutung. Gemeint ist damit ein Platz und kein Verkaufsmarkt. Bereits im 19.Jahrhundert „verwandelte (er) sich in eine Budenstraße, in der Bäcker, Drechsler, sowie etliche andere Handwerker ihre Waren anboten“ (ebd. Bd. II, S.136). Ab den 1870er Jahren kam es dann zu einer immer deutlicheren Trennung vom Waren- und Vergnügungsmarkt, bis letzterer auf dem Pferdemarkt schließlich ganz überwog.
Von den Auswirkungen des Zweiten Weltkrieges blieb die Stadt Oldenburg äußerlich fast unversehrt. Das führte dazu, dass die Stadt nach dem Krieg eine große Anzahl Vertriebener aufgenommen hat. 
Dieses sehr schnelle Wachsen Oldenburgs in den Nachkriegsjahren zu einer Großstadt hatte auch  Auswirkungen auf den Kramermarkt. Wegen der dadurch bedingten Intensivierung des Straßenverkehrs wurde der Pferdemarkt, der zudem durch die Straßenverläufe getrennt war, zunehmend untauglicher als Ort für ein Volksfest dieser Größenordnung.
So erfolgte im Jahr 1963 der Umzug auf ein neues Gelände an der in den 1950er Jahre erbauten Weser-Ems-Halle, das etwas abseits des Pferdemarktes liegt. Damals eher noch ein Randgebiet, befindet es sich heute mitten im gewachsenen Stadtzentrum mit fußläufiger Anbindung an den Hauptbahnhof und ZOB. 

Schnell hat sich dieses „neue“ Areal des Kramermarktes etabliert und wurde von den Besuchern angenommen. Nun konnten zudem auch Großbahnen gastieren, wie beispielsweise die Looping-Achterbahnen Silberpfeil, Dreierlooping und Teststrecke.

Die Besucherzahl wuchs ebenfalls stetig. So heißt es bereits für das Jahr 2005: „Durch die attraktive  Auswahl von Schaustellergeschäften aus 1200 Bewerbungen angelockt, kommen über 1,5 Mio. Besucher und lassen den Markt für die Schausteller absolut zufriedenstellend verlaufen“ ( Michael P. Hopp / Peter Parnicke: Spektakel, Schau & Hightech-Power, S. 154).

Diese herausragende Bedeutung des Kramermarktes als „5. Jahreszeit“ der Stadt ist ungebrochen. Und er bleibt die besucherstärkste Veranstaltung Oldenburgs im Jahr.“
© Michael Stulken

Anmerkung von Margit Ramus

Michael Stulken, der sich netterweise selbst als ein „großer Freund  von privat“ der Schausteller-Volksfeste“, nennt, sandte mir diesen Bericht. Ihm liegt als gebürtiger Oldenburger der Kramermarkt besonders am Herzen.
Er hatte schon als Kind auf vielen Karussell auf dem Kramermarkt fahren dürfen. Sein Vater war Beamter beim Gewerbeaufsichtsamt und für die Bauabnahmen der Schaustellergeschäfte vor Beginn des Kramermarktes zuständig. Damals, in den 1970er Jahren, war auf den meisten Volksfesten üblich, dass die Behördenmitarbeiter Fahrchips und Freikarten von den Schaustellern geschenkt bekamen. Stulken schrieb, dass es für die Kinder immer eine freudige Überraschung war, wenn der Vater die Tüte mit den Karten nach Hause brachte. Damals wurde  der Grundstein für seine eigene Sammlung von Fahrchips und Ehrenkarten von Schaustellergeschäften gelegt, die er bis heute pflegt.
Ich habe den Text sehr gerne ins Archiv eingestellt. Nur so kann das Archiv wachsen und schöne Erinnerungen bewahren.

Galerie I Volksfestplatz von oben

In der folgenden Galerie sind einige Bebauungspläne des Oldenburger Kramermarkt zu sehen. Michael Stulken hat dazu kurze Beschreibungen geschrieben.

„Zwei Fotos, die vom 9.10.1979 datiert sind. Zu sehen ist der Platz an der Weser-Ems-Halle. Diese ist noch ohne den Ergänzungsbau der „neuen Messehalle“ und der Platz ohne Eislaufhalle. Rechts oben im Hintergrund ist das Bahngelände mit Hauptbahnhof zu sehen. Dieses Gelände hatte noch keine direkte Verbindung zum Festplatz und stellte eine Grenze dar. Ganz im Gegensatz zur heutigen Situation!“ (Stulken)

„Ein Foto vom 9.10.1989. In diesem Jahr gastierte zum ersten Mal der Dreierlooping in Oldenburg (weil Fünferlooping Premiere in München und der Dreier damit „frei“). Dafür wurde der Platz einmalig umgestaltet: Die Achterbahn „verschob“ das Riesenrad, das in diesen Jahren von Wilhelm gestellt wurde, nachdem viele Jahre zuvor Bruch der Stammbeschicker war. Wilhelm hatte zunächst nur ein „kleines“ Rad, was die Oldenburger so empfanden, dass in diesem Jahr (1986) kein „richtiges“ Riesenrad da war. Das änderte sich erst, als Wilhelm das große Rad bekam, das hier zu sehen ist. 
Zu erkennen ist zudem die Entwicklung der Weser-Ems-Halle: Die „neue Messehalle“ wurde inzwischen in den alten Hallenkomplex eingefügt. Die Eislaufhalle nimmt Platz weg. Und der obere hintere rechte Teil des Festplatzes zwischen Riesenrad und Psycho (nur von hinten zu sehen) ist noch nicht „begradigt“.(Stulken)

„Ein Foto vom 5.10.1998. Auffälligste Veränderung der Wegführung: Die 1989 noch vorhandene „hintere Ecke“ (auf dem Bild hier rechts unten) ist nun „begradigt“. In diesem Bereich wird der Platz noch heute so bebaut.
Geändert hat sich inzwischen der linke Bereich des Bildes: Die Eislaufhalle gibt es nicht mehr und der Platz wurde hier völlig neu gestaltet. Auch die Anbindung zum Hauptbahnhof und zu dem neu gebauten ZOB, die es nun gibt, sind nicht zu sehen. Dazu fehlen mir aktuelle Fotos.“ (Stulken)
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Galerie II Titelblätter einiger Programmhefte

Die folgenden Texte wurden den Mails entnommen, die von Michael Stulken dem Archiv gesandt wurden. Kleine Abweichungen wurden vorgenommen.

Das älteste Heft ist von 1965. Es ist eine Art zusammengeklappter Flyer, der im Innenteil Auskunft über die Lage des Festplatzes und seine Anbindung an den ÖPNV, sowie die Festfolge des Kramermarkt-Umzuges und das Festprogramm gibt. 
Das Titelbild zeigt symbolisch neben einem Riesenrad und Kettenkarussell die Weser-Ems-Halle, den Lappan als Wahrzeichen Oldenburgs und zwei Häuser, die  aber nicht näher eingeordnet werden können.

Im Jahr 1968 wurde bei ähnlicher Machart und ähnlichem Inhalt das Titelblatt mit den Symbolen „aufgefrischt“. 
Die Häuser, die für 1965 nicht zugeordnet werden konnten, sind entfallen.
Dieses Titelbild wurde bis 1973 verwendet.

Die Hefte 1974 und 75 liegen nicht vor

Es folgt das Programmheft von 1976. Es ist nun tatsächlich ein Heft, weil in der Mitte geheftet und man kann in ihm (um-)blättern. Mit Titelblatt und Rückseite hat es 8 Seiten. Der Inhalt ist im Unterschied zu den Vorgängern um ein einleitendes Grußwort ergänzt.

Das 1977 Heft ist identisch gestaltet. Die Jahrgänge 1978 und 79 liegen nicht vor.

Die Jahre 1980 und 1981 sind bei identischen Titelbild und vergleichbarem Inhalt nun als aufklappbarer Stadtplan gestaltet: Aufgeklappt zeigt die eine Seite einen stilisierten Stadtplan Oldenburgs, die andere gibt die geschriebenen Informationen zum Kramermarktsgeschehen. Auffällig dabei ist, das eine rote Schrift auf gelben Hintergrund verwendet wird. Gelb und rot sind die Stadtfarben Oldenburgs.

1982 wird das Titelblatt neu gestaltet und den Vorgängern angepasst. Der „Pferdegraf“ Anton Günther wird herausgestellt. Die Gestaltung als klappbarer Stadtplan bleibt jedoch.

Die Jahrgänge 1983-85 liegen nicht vor.

Das Heft für 1986 ist wieder ein „richtiges“ Heft mit 52 Seiten. Nur das leicht veränderte Titelblatt ist noch in gelb und rot, ansonsten ist der Druck schwarz-weiß. Zudem findet sich nun reichlich zeitgenössische Werbung im Programmheft.

Ab 1988 findet Werbung auch auf dem Titelblatt statt.

Diese Art der Gestaltung gibt es bis einschließlich 1998.

1999 wird das Titelblatt erstmals andersfarbig unterlegt. In den folgenden Jahren wechseln die Farben.
In den folgenden Jahren fehlen mir Belegexemplare, wohl auch deshalb, weil die „Programmhefte“ zunehmend weniger Infos zum Kramermarkt selbst mehr geben.

Zum 400. Kramermarkt gibt es nur noch einen 4-seitigen Flyer zum Aufklappen,
allerdings mit „aufgefrischtem“ Graf Anton Günther.

Der letzte Flyer dieser Art, der Herrn Stulken vorliegt, stammt aus dem Jahr 2012.

 

1825 Erstes Karussell auf dem Oldenburger Kramermarkt

1825 kommt das erste Pferdekarussell nach Oldenburg.

(Dieser Beitrag wird in den nächsten Tagen ergänzt)

 

Michael P. Hopp / Peter Parnicke: Spektakel, Schau & Hightech-Power, Isensee Verlag Oldenburg 2007
Günter Müller: Der schöne alte Oldenburger Kramermarkt, Isensee Verlag Oldenburg 1982
Oldenburger Schaustellerverband e.V. (Hrsg.): Festschrift zum 54. Delegiertentag des Deutschen Schaustellerbundes e.V. in Oldenburg, 2002
Peter Parnicke: Oldenburger Jahrmarktstradition, Isensee Verlag Oldenburg 1995
Stadt Oldenburg (Hrsg.): Geschichte der Stadt Oldenburg, Band I+II, Isensee Verlag Oldenburg 1997 und 1996

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