Name(n) des Geschäftes | Hurricane und Helikopter |
Typologische Bauaufgabe | Offenes Rundfahrgeschäft |
Bauform | Skelettbau |
Baujahre | 1951 |
Hersteller des Hurricane | Kaspar Klaus |
Hersteller des Helikopters | Alfred Völker Frohnlach |
Dekorationsstil | Flower Power |
Bauherren des Hurricane | Georg Koch & Hans Dom, München; u.a. |
Bauherren / Inhaber der Helikopter | Bruch; Barth; Rosenzweig; Wendler; u.a. |
Baugeschichte
Der Münchner Schausteller Georg Koch hatte sich seit 1946 mit der Umsetzung einer Idee für ein Luftfliegerkarussell beschäftigt. Anfang der 1950er begann Kaspar Klaus gemeinsam mit dem Techniker der Firma Klaus Mathias Haug dessen Idee eines völlig Bewegungsablauf eines Karussells zu entwickeln. 1951 war der Prototyp realisiert.
Baubeschreibung
An einer Mittelkonstruktion sind zwölf Hubzylinder ringförmig angebracht. Darüber sind in umlaufenden Gelenkvorrichtungen zwölf Ausleger eingehängt und mit den Kolbenstangen der Hubzylinder verbunden. Am äußeren Ende der Ausleger sind Gondeln in Form von kleinen Raketen montiert, die Platz für zwei hintereinander sitzende Fahrgäste bieten.
Die Konstruktion wird von einem hölzernen Umgang mit einer Pergola umschlossen.
Dekoration
Form und Funktion des Karussells sind bereits Teil der dekorativen Gestaltung. Die Mittelkonstruktion wird mit einem umlaufenden Lichtband mit Namenszug des Auftraggebers betont. Darüber erhebt sich ein aus Leuchtstoffröhren bestehender, senkrecht stehender Turm mit Turmspitze.
Auf dem geraden Gebälk der Pergola, welches mit Lichtleisten akzentuiert wird, sind Lichtkreise von kleinen Bögen gefasst, die an barocke Wellengiebel erinnern. Der Umlauf der Sockelzone wird teilweise mit Gitterelementen, in denen sich die Form der Wellengiebel wiederholen, verschlossen.
Die Fahrgastgondeln in Raketenform, die vorne und hinten spitz zulaufen sind, mit zwei seitlichen Holzflügeln gestaltet. Durch eine Steuervorrichtung in den einzelnen Raketen konnte jeder Fahrgast die Luftzufuhr individuell regeln und somit die Höhenlage der Flugbahn selbst bestimmen.
Provenienz
Der erste Hurricane von Koch & Dom wurde bereits nach einer Saison nach Südafrika verkauft. Es folgte eine Reihe von technisch ausgereiften Ausführungen.
Koch & Dom, ab 1953 bereits getrennt, sollen eigene Karussells dieser Baureihe betrieben haben. Bekannt ist, dass 1953 Koch viele Großveranstaltungen wie das Münchner Oktoberfest, die Cranger Kirmes, die Erlanger Bergfest u.v.a. beschickte.
Die Berliner Firma Beuermann war die dritte deutsche Schaustellerfirma, die einen Hurricane erwarb. Es folgte Bernhard Biermann aus Gelsenkirchen als Zweitbesitzer einer Anlage.
Hurricane von Beuermann 1953
Beim Hurricane von Beuermann erkennt man bereits eine aufwendigere Dekoration.
Im Zentrum erhebt sich ein zweifach getreppter Turm, an dem das Schriftband hydraulisch mit hinaufgefahren wird. Die Ausleger sind akzentuiert mit Lichtleisten. Die Form der Flugraketen ist ausgeprägter als bei den ersten Modellen. Neben den seitlichen Flügeln ist dem Heck ein Steuerungsflügel aufgesetzt.
Als Besonderheit tritt hier zum ersten Mal die für Klaus typische Gestaltung der Umlaufgitter in Erscheinung. Die liegenden Spazierstöcke wird Klaus an vielen zukünftigen Bautypen verwenden.
Aufgrund des großen Erfolges dieses ersten hydraulischen Karussells sicherte sich Koch 1953 die Patentrechte für das Drehventil und die Selbststeuerung. Patentrechte, Gebietsschutz und Lizenz-Pflicht führte dazu, dass interessierte Schausteller sich einem anderen Hersteller zum Nachbau dieser Anlage zuwandten.
Helikopter von Alfred Völker
So kam es, dass zeitgleich zur ersten Entwicklungsphase des Hurricanes die Metallwarenfirma Alfred Völker aus Frohnlach bei Lichtenfels ebenfalls ein Auslegerflugkarussell konstruierte. Allerdings setzte Völker Hydraulikstempel ein, um die Auslegerarme auf und ab zu bewegen. Alfred Völker beschränkte sich auf einen einzigen Typus, nannte ihn Helikopter und baute zwischen 1952 und 1961 etwa 30 Anlagen dieser Baureihe.
1952 wurde der erste Helikopter ausgeliefert. Das Karussell wurde von den einzelnen Auftraggebern mit den unterschiedlichsten Namen versehen wie z.B. Düsenjäger. Foto 1950er Jahre
Die Kassenverkleidung stellte sich als weitere Möglichkeit zur Dekoration heraus. Die Fassade der Kasse des Bauherrn Grauberger wurde von Fritz Hilbert Anfang der 1960er Jahre gemalt. Es sind imaginäre Architekturobjekte zu sehen. Die Konturen der Fassade sind mit Lichtleisten betont.
Nachfolgend vorgestelltes Karussell war 2006 noch auf deutschen Volksfestplätzen in Betrieb.
© Margit Ramus
Quellen | Ramus 2013. Kat. Nr. 35 |