
Name(n) des Geschäftes | Seesturmbahn >> Happy Sailor |
Typologische Bauaufgabe | Fahrgeschäft |
Bauform | Rundfahrgeschäft |
Baujahr | 1978 |
Hersteller | Mack |
Maler | Heinz-Werner Opitz u.v.a. |
Bauherr / Inhaber | Manfred Hovey >> Vera Krug |
Baugeschichte
1978 greift Heinrich Mack die Konstruktion der Seesturmbahn nach den Vorgängerbauten der Herstellerfirmen Bothmann und Heyn auf. Unter Berücksichtigung technischer Entwicklungen entsteht das Karussell Seesturmbahn. 1979 entscheidet sich der Schausteller Manfred Hovey als Auftraggeber dieses neuen Karussells für den Namen Happy Sailor.
Baubeschreibung
Die technischen Neuerungen, die in den 1970er Jahren bei dem Karussell Musikexpress entwickelt worden waren, wurden nun auch für das neue Karussell übernommen. Die Dachkonstruktion des feststehenden Rundbaus mit Ringdach, wird von zwei hydraulisch ausfahrenden Säulen getragen. Sie sind auf einem langen Mittelbauwagen montiert.
Nach Justierung des Mittelbauwagens wird die Dachkonstruktion mit der permanent montierten Dekoration auseinandergeklappt. Weitere Dekorationselemente, wie zum Beispiel die figürlichen Flachornamente an der Schmuckdachkante, Namen oder Fahnen und die geschwungenen Lichtgitter, werden vor dem hydraulischen Hochfahren der Dachkonstruktion angebracht.
In der Sockelzone befindet sich ein über Täler und Höhen geführter, teilweise mit Riffelblechen belegter Umgang, der von bemalten Panneaux umschlossen und darüber von einem Geländer eingefasst wird. Die Fahrbahn neigt sich zum Einstieg hin auf normales Bodenniveau. Im Inneren des Baus werden auf die Ausleger Fahrgastgondeln in Form von kleinen Segel booten aufgesetzt. Die Boote drehen sich um 180°. Jeweils zwei können durch eine besondere Schalttechnik zueinander gewandt werden.
Galerie I Aufbau Crange 2008
In der folgenden Galerie sind Bilder vom Auf- oder Abbau in Crange eingestellt. Das © von Mark Schumburg ist zu beachten.
Dekoration
Bereits der Name des Karussells sowie die Form der Gondeln gaben das Thema einer maritimen Dekoration vor. Die Bildinhalte der aufgelegten Kartuschen auf der wellenförmig angelegten Schmuckdachkante zeigen Segelschiffe auf See. Die Konturen sind mit Kappenbirnen akzentuiert.
Außerdem schmücken verschiedene Plastiken die Übergänge der einzelnen Schmucktafeln, so zum Beispiel Poseidon, Gott aller Meere, oder der Pirat Ragetti mit dem Holzauge, der im 18. Jahrhundert die Karibik unsicher machte.
Die Plafonds, die den Einblick zum Dachstuhl verschließen, sind mit weißen Wellenformen bemalt. Zusätzlich sind beleuchtete Seesterne aufgelegt. Darunter werden die umlaufenden Stützen mit Lichtgittern verbunden. Sie nehmen die Wellenform von den Lichtleisten der Schmuckdachkante und den gemalten Wellen der Plafonds auf.
Das Zentrum der Konstruktion wird mit einer kreisrunden imaginären Meeresplatte geschmückt. Sie wird von einem Springbrunnen bekrönt.
Galerie II
Alle Fotos die aus unterschiedlichen Jahren stammen sind aus der Sammlung von Mark Schumburg. Bitte sein Copyright © beachten.
Verschiedene Skulpturen in Form von springenden Delfinen und Wassernixen runden das Bild ab. Der Sockelbereich und die Kassenverkleidung sind ebenfalls mit Ornamenten bemalt, die mit mediterranen Bildthemen gefüllt sind.
Nach Angaben Manfred Hoveys wurden jeden Winter Renovierungen vorgenommen und zusätzliche Dekorationselemente in das Gesamtbild eingefügt. Nicht umsonst gilt das Karussell Happy Sailor als eines der gepflegtesten und schönsten Rundfahrgeschäfte der Reise.
Im Jahr 2009 wurde ein Rückwandwagen, der das Karussell nach hinten eingrenzt, mit Südsee-Abenteuer neu bemalt.
Galerie III Deko Rückwandwagen.
Fotos der Rückwandbemalung aus dem Jahre 2011 Sammlung Mark Schumburg. Bitte sein Copyright © beachten.
Bei kritischer Betrachtung können heute die Südsee-Darstellungen der Bemalung der rückwandigen Fassade klischeehaft bis diskriminierend wirken.
Dazu ist vielleicht die Interpretation der Dekoration des Karussells Fahrt ins Paradies durch die Gutachter des LVR – Amt für Denkmalpflege im Rheinland, interessant. Das kleine Karussell aus dem Jahre 1939 ist als Vorgängerbau der Seesturmbahnen von Heinrich Mack einzustufen. Es zeigt Alltagsszenen einer paradiesischen Welt, mit Frauendarstellungen. Es ist das erste Karussell, welches im Juli 2025 unter Denkmalschutz gestellt wurde. Im Gutachten heißt es:
„Thematisch bedient die Darstellung das Bedürfnis nach einer außergewöhnlich prunkvollen oder eben auch paradiesischen Welt.“
Provenienz und Verbleib
Manfred Hovey ließ dieses Karussell 1979 bei der Firma Heinrich Mack bauen. 45 Jahre lang war wurde es von ihm gepflegt und außergewöhnlich gut betrieben. Im März 2024 legte Manfred Hovey sein Karussell vertrauenswürdig in die Hände der Firma Vera Krug aus München. Wir hoffen, dass es noch viele Jahre lang, große und kleine, junge und alte Festplatzbesucher in Deutschland erfreuen wird.
© Margit Ramus
Quellen | Ramus 2013. Kat. Nr. 70 |