Name(n) des Geschäftes | Autoskooter Mack Zwei-Säulen |
Typologische Bauaufgabe | Selbstfahrergeschäft |
Bauform | Hallenbau |
Baujahr | 1971 ff |
Hersteller | Heinrich Mack |
Maler | Heinz-Werner Opitz |
Dekorationsthema | Grafik; POP Art |
Bauherr / Inhaber | Grund, Barth, u.v.a. |
Baugeschichte
Zehn Jahre baute Heinrich Mack Sechs- und Acht-Säulen-Skooter. Aufgrund einer Patentanmeldung des Schaustellers Kurt Kalbfleisch gelang 1971 die bahnbrechende neue Konstruktion des Mack Zwei-Säulen-Autoskooter.
Kurt Kalbfleisch hatte Ende der 1970er eine technische Neuordnung konstruiert, indem die komplette Dachkonstruktion eines Fahrgeschäftes von vier auf zwei Säulen reduziert und zusammen mit der Dekoration ineinander geklappt werden konnte. Das System eines sogenannten Umlaufenden Dreiecks ließ er sich patentieren. Kurt Kalbfleisch hatte die Erfindung eines Zeltherstellers aufgegriffen und für die Konstruktion von Autoskootern und den Musikexpress weiterentwickelt. 1972 verkaufte er seine Patentrechte an die Firma Heinrich Mack.
Nach Angaben von Inge Kalbfleisch wurde nach dem frühen Tod ihres Mannes Kurt Kalbfleisch im Jahre 1983 das Patent gelöscht.
Auf der Dachkonstruktion der Zweisäulen-Technik der Musikexpress(e) und der Zweisäulenskooter hatte außerdem eine italienische Herstellerfirma ein zweites Patent über den Mittelbinder, der die beiden Säulen verband.
Nach Angaben von Frau Kalbfleisch wurde der erste Zwei-Säulen Autoskooter an den Gorki Park in Moskau geliefert. Der zweite soll die Schaustellerfirma Erich Grund erhalten haben.
Baubeschreibung
Das Zentrum bildet ein Mittelbauwagen auf dem an zwei Säulen der gesamte Dachstuhl mit einem Teil der Front geklappt ist.
Die unzerlegte Dachkonstruktion einschließlich der Fassadendekoration wird vollständig auf diesem großen Mittelbauwagen zusammengefaltet. Beim Aufbau wird die Konstruktion auseinandergeklappt. Zwei große Säulen an den Enden des Wagens tragen das gesamte Gewicht. Sie bieten außerdem Möglichkeiten zur individuellen Dekoration. Hydraulisch wird der Oberbau hochgefahren, und zusätzlich mit vier Stützen stabilisiert. Die Fahrbahnplatte und der Umlauf werden aus dem Unterwagen des Mittelbaus herausgezogen und auseinandergeklappt. Die Autos werden in einem zusätzlichen Wagen, Chaisen-Rolle genannt transportiert.
Dekoration der Zwei-Säulen-Autoskooter
Die Reduzierung auf zwei Säulen hatte kaum Einfluss auf die Dekoration. Zunächst beherrschte die Raute als auffälligstes Element die Dekoration der Autoskooter.
Mitte der 1970er Jahren begann eine spielerische Anordnung der Lichtleisten, durch die die geometrische Malerei miteinbezogen wurde. Die Zeit der vertikal aufgestellten, weißen Neonröhren ging zu Ende und es entstand eine geometrisch-abstrakte Farb-Licht-Beziehung. Gleichzeitig ließen sich Formen der beleuchteten Schmuckelemente auf architektonische Schmuckformen, wie beispielsweise der Eierstab, bis zur Antike zurückführen, wie bei dem Skooter von Loosen deutlich zeigt.
Ende des Jahrzehnts überraschte die Firma Distel mit einer Dekoration ihres Autoskooters, die einen Vergleich mit den Fassaden der Horten-Kaufhäuser von Egon Eiermann zulässt. Die Hortenkachel wurde auch Wabenfassade genannt. An dieser Wabenfassade wurde von der Firma Distel an ihrem Autoskooter in modifizierter Form bis zur Gegenwart – als Wiedererkennungsmerkmal – festgehalten.
In den 1980er Jahren trat die Beleuchtung wieder in den Hintergrund, die Farbigkeit wurde stärker, die Fächerformen wurden variiert. Es gab immer wieder Gemeinsamkeit zur traditionellen Kunst, so waren die Farbfächer auch bei dem amerikanischen Künstler Frank Stella zu finden.
Interessant ist, dass diese Kompositionen bei den Autoskootern bis zur Gegenwart geläufig sind, wie die Abbildungen von Steinhagen und Hartmann belegen. Gleichzeitig haben sich die grafischen Farbfelder aber auch in der Kunst über viele Jahrzehnte einen Platz geschaffen, wie Arbeiten von Michel Majerus oder Franz Ackermann zeigen.
Es gab aber auch Formen wie bei dem Skooter von Eiserloh, bei denen die Dachkante mit halbrunden und dreipassartigen Verbindungsfeldern gestaltet sind. Sie orientierten sich wieder an den neubarocken Kartuschen der Schaustellergeschäfte der Vorkriegszeit.
Weitere Autoskooter sowie Modellzeichnungen sind in der Galerie zu sehen. Sie wurden mit Genehmigung der Firma Mack Rides GmbH & Co KG und Heinz Opitz ins Archiv eingestellt.
© Margit Ramus
Dazu Schaustellergeschäfte im Archiv Kulturgut Volksfest:
- Autoskooter ab 1920er Jahren Holzpfosten
- Autoskooter ab 1936 Holzpfosten Mack
- Autoskooter ab 1954 Sechs-Säulen
- Autoskooter ab 1961 Acht-Säulen
- Autoskooter ab 1971 Zwei-Säulen
Quellen | Gespräche der Verfasserin mit Mack-Even in Waldkirch 2009 und 2017. |
Der erste 2-Säulen Autoskooter von der Firma Mack nach unserem Patent gebaut ging zum Gorgipark, der zweite bekam die Firma Erich Grund. Das Patent wurde nach dem Tod meines Mannes KURT Kalbfleisch, verstorben am 4.03.1983 mit 48 Jahren, gelöscht. Inge Kalbfleisch Ww.
Verehrte Familie Kalbfleisch, danke für die Info. Werde die neuen Erkenntnisse in den Beitrag einfügen.
Hallo Frau Ramus,
die eigentlche Konstruktion vom 2-Säuler geht aber von Kalbfleisch aus.
Ich habe da Kopien der Patentanmledungen von
Wenn Sie noch Bilder vom Aufbau, Mittelbau etc. suchen kann ich Ihnen gerne welche zukommen lassen, von einem der beiden ersten 2-Säuler von Mack der an Kreuser/Neuwied ging.
MfG
Hallo Herr Wolf
Das Archiv steht noch völlig am Anfang, dies wird mir durch viele Kommentare mit Informationen Tag für Tag bewusst. Viele bereits eingestellte Texte bin ich dabei zu überarbeiten und zu ergänzen. Hinweise von aufmerksamen Besuchern des Archivs sind dabei sehr hilfreich.
Das die Konstruktion des Zweisäulen-Autoskooter auf ein Patent von Kurt Kalbfleisch zurückzuführen ist, war mir bekannt. Ich wusste auch, dass ich das bereits irgendwo geschrieben habe. Mit Hilfe der Suchoption wurde ich schnell fündig. Der wichtige Hinweis habe ich beim Musikexpress wiedergefunden. Hier ein Auszug:
„Ende der 1970er gab es wieder eine technische Neuordnung, indem von vier auf zwei Säulen reduziert und die komplette Dachkonstruktion mit der Dekoration ineinander geklappt wurde. Das System eines sogenannten Umlaufende Dreieck hatte sich der Schausteller Kurt Kalbfleisch bereits Anfang der 1970er Jahre patentieren lassen. Er hatte die Erfindung eines Zeltherstellers aufgegriffen und für die Konstruktion von Autoskootern weiterentwickelt. 1972 verkaufte er seine Patentrechte an die Firma Heinrich Mack. Noch heute erhält die Witwe von Kurt Kalbfleisch Tantieme.“
Auf der Dachkonstruktion der Zweisäulen-Technik der Musikexpress(e) und der Zweisäulenskooter hatte außerdem eine italienische Herstellerfirma ein zweites Patent über den Mittelbinder, der die beiden Säulen verband.
Es wäre super die Kopie der Patentanmeldung sowie weitere Bilder zu bekommen. Das der erste Zweisäulenskooter an die Firma Kreuser ging, wusste ich nicht!!
Danke für Ihren Kommentar
Margit Ramus