22.02.2020
Selbstverständlich hat sich die Lektüre mehr als gelohnt. Sie waren/sind in jeder Beziehung Vorreiterin für den Erhalt und die Erforschung dieses deutschen/deutschsprachigen Kulturgutes und Kulturerbes, das in den wechselnden, oft wirren Zeiten nicht nur in Deutschland, sondern europaweit, gar weltweit seine Spuren hinterlassen hat.
Florian Derings Publikation bekam ich in den 80-ern von meinen Eltern geschenkt. Sie kommen aus dieser Welt, und sie haben Derings Erbe angetreten und haben die Eingangs-Tore weit geöffnet.
Die kunsthistorische Betrachtung und die Wechselwirkung zwischen der zeitgenössischen Kunst und Architektur und dem zeitgenössischem Geschmack auf das Fahrgeschäft sind spannend und aussagekräftig, alles ein Spiegel unserer Gesellschaft, unserer Sehnsüchte, unserer Träume, unserer Neugier, unserer vielleicht versteckten Wünsche auf den Kick, auf das, jenseits des Alltags.
Sie sind für mich aber auch in anderer Hinsicht auch leuchtendes Vorbild: WAS Frauen alles schaffen können, eine Frau in der Schaustellerbranche, die mir doch von außen gesehen auch noch stark von Männern dominiert ist, eine Frau, die ihren eigenen Bildungsweg geht, allen persönlichen, tiefen Verwundungen zum Trotz, eine extrem starke, fröhlich und lächelnde Frau, die Forschungsbereiche öffnet, die bislang hierorts unbeachtet geblieben sind.
Die Magisterarbeit habe ich mit großem Interesse durchgearbeitet, verweile auch fast täglich im virtuellen digitalen Kulturgut Volksfest-Archiv. Vorwiegend interessiere ich mich ja für Schaukelpferde und Karussellpferde/-tiere im weiteren Sinne.
Selbstverständlich ist zwischen 2004 und heute vieles passiert. Die Aktenlage, bzw. der Zugang zu Dokumenten wurde einfacher und umfangreicher. Es wurden möglicherweise hier «auf dem Kontinent» auch mehr Augen geöffnet und Interesse geweckt, während in den Staaten und im angelsächsischen Bereich schon früher «Fairground, Fairs, Markets, etc.» als Forschungsobjekt entdeckt worden sind und man um den Erhalt bemüht ist.
Ihre umfangreiche und toll bebilderte Doktorarbeit habe ich mit großem Wissenshunger durchgearbeitet und mir in der Folge diese oder jene noch in meiner Sammlung fehlende Publikation nachträglich besorgt.
Die Bestandsaufnahme und Entwicklungen der Schaustellergeschäfte seit den 80-er Jahren des 19. Jahrhunderts bis in unsere Zeit sind einzigartig. Das Bildmaterial macht Lust auf mehr «Volksfest», auf mehr «Kulturgut». Die fast unbeachtet gebliebene Kunst und Architektur im Land der bunten Lichter, der Gerüche, der rasenden Fahrten, der romantischen Runden, der Ohrwürmer, des einmaligen Rausches, usw., ins Licht zu rücken, ist Ihnen mit Ihren Arbeiten gelungen. Sie geben diesem Gewerbe mehr als bloß eine Stimme. […] […] Ich bin stolz, in Ihr Schaffen Einblick bekommen haben und zolle Ihrer Forschungsarbeit und Ihnen grössten Respekt. Wer weiß, vielleicht begegnen wir uns einmal irgendwo in diesen Landen auf einem Kirmesplatz. Oder vielleicht reisen Sie einmal ferienhalber durch die Schweiz Richtung Gotthard in Süden. Dann sind Sie hier bei mir herzlich willkommen für einen Zwischenhalt.