Leben und arbeiten als Schausteller A - Z

Entwicklung vom Fahrenden Volk zum Schausteller der Gegenwart

Der moderne Schausteller der Gegenwart entwickelte sich mit der
Industrialisierung in der 2. Hälfte des 19. Jahrhunderts. 

Dies hatte auch Einfluss auf die Lebensform, die Wohnsituation und die Schulbildung der Schausteller.

Entwicklung vom Fahrenden zum Schausteller

Weit war der Weg vom Fahrenden zum Schausteller. 
Seit dem Mittelalter zogen die „Fahrenden Leute“ von Stadt zu Stadt anlässlich der dort stattfindenden Jahrmärkte. Unter ihnen waren Händler, Barbiere und Kaufleute verschiedener Herkunft und Ausbildung. Dazu gesellten sich ortsansässige Zuckerbäcker, Schlächter, Wirtsleute, Handwerker wie Schmied, Schlosser oder Tischler. Komödianten, darunter waren Gaukler Musikanten und Artisten rundeten das bunte Bild des Jahrmarktes ab. 

Gewohnt haben sie in Planwagen oder selbstgebaute einfache Fuhrwerke, dies ist durch alte Stiche, Zeichnungen und Gemälde überliefert. Die Darstellungen erinnern manchmal an Gemälde von Carl Spitzweg.

Galerie I

Die Fahrenden hatten kein leichtes Leben, sie wurden nicht durch die bürgerlichen Gesetze geschützt und durften auch keine Heiligen Sakramente empfangen.
Es ist überliefert, dass beim Fahrenden Volk der Ursprung vieler Berufe liegt und technische Errungenschaften meist auf Jahrmärkten dem Volk vorgestellt worden sind.
Bänkelsänger verkündeten die neusten Nachrichten zum Zeitgeschehen.
Moritatenmaler zeichneten und verkauften Karikaturen und Bilderbögen.
Barbiere oder Quacksalber behandelten große und kleine Wehwehchen der Menschen und verkauften Wunderheilmittel.
Wanderbühnen boten Lyrik, Poesie und auch politische- und soziale Kritik.
Dem Guckkasten folgten die Laterna Magica und später der Kinematograph, der die ersten beweglichen Bilder auf Jahrmärkten die Ära der Filmgeschichte einläutete.

Preußisch Allgemeinen Landrecht von 1794

Mit dem ‚Preußisch Allgemeinen Landrecht von 1794’ wurden die Bedingungen für das ‚Fahrende Volk’ besser. Zum ersten Mal wurden begrenzte Konzessionen für eine bestimmte Zeit in einem gewissen Territorium zu reisen, ausgestellt. 
1822 soll der Begriff „Schausteller“ bei Theodor Heinsius aufgetaucht sein. (Heinsius 1822. S.122) Dazu Definition des Begriffs Schausteller. 

Mit der Industrialisierung, die Erfindungen der Dampfmaschine und der Eisenbahn  in der zweiten Hälfte des 19. Jahrhunderts begannen grundlegende Veränderungen für die Fahrenden, jetzt auch schon Schausteller genannt. 
Die Form ihrer Gewerbeausübung wurde in der Wandergewerbeordnung festgelegt. Überliefert ist der Gewerbeschein Nr. 1566, der am 9.11.1864 von der Königlichen Bezirksregierung Arnsberg der Witwe Heinrich Heitmann aus Kamen für das „Aufstellen eines Karussells mit Musikbegleitung auf einer Drehorgel im Regierungsbezirk Münster 1865“ ausgestellt worden ist. (Stadtmuseum Münster 1986. S. 129)

Die Gründung des Deutschen Reiches im Jahre 1871 sowie die Verdichtung des Eisenbahnnetzes ermöglichte eine enorme Ausbreitung des Reisegebietes. Schon bald entwickelte sich  das Schaustellergewerbe zu der heute bekannten Berufsgruppe.

Damals wie heute zielt das Volksfest darauf ab Leben und Entspannung in die Gemeinschaft zu bringen und kulturelle Traditionen der Kirchengemeinden, Kommunen und Schützenvereine lebendig zu halten.
Das moderne Volksfest der Gegenwart entwickelte sich mit der Industrialisierung im 19. Jahrhundert, die das Angebot an Schaustellergeschäften stark veränderte. Inzwischen werden Volksfeste nach den in §§ 60b bzw. 68 der Gewerbeordnung oder nach in den Gemeindeordnungen der Länder festgelegten Regeln durchgeführt.

© Margit Ramus

Die Abbildungen in der Galerie I wurden mit Genehmigung von Claus-Dieter Müller-Knocke ins Archiv eingestellt.

 

Irsigler&Lasotta 1998.

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