Im Herzen der ungarischen Hauptstadt Budapest, im sogenannten Varosliget, dem Stadtwäldchen zwischen dem Széchenyi-Bad, dem Zoologischem Garten und dem Ungarischem Staatszirkus, wurde 1896 ein Freizeitpark der „Vurstli“ eröffnet.
Der größte Vergnügungspark Ungarns wurde leider 2012 endgültig geschlossen, obwohl er auf eine lange und abwechslungsreiche Geschichte zurückblicken konnte.
1908 wurde in direkter Nachbarschaft des Vurstli der Englische Park angelegt. Nach dem Zweiten Weltkrieg im Jahre 1950 wurden beide Parks zum Vidam-Park vereint und verstaatlicht. Drei Jahre später, 1953 war die Zusammenlegung vom Englischem Park und vom Vurstli Park so weit abgeschlossen, dass das neu entstandene Gelände mit einer Fläche von 6,5 Hektar eingezäunt wurde.
Einige der früheren Attraktionen wie beispielsweise das Liliputaner Dorf und die Gaststätte „Kék Hordó“ waren ausgetauscht worden. Der Moskauer Gorki-Park wurde Vorbild zum Ausbau und Verschönerung des neuen Vidam-Parks.
1956 gab es schon 65 Unterhaltungs- und Automatikspiele, was zu steigenden Besucherzahlen führte, die in den Jahren 1959 und 1960 ihren Höhepunkt erreicht haben sollten. Da der Schwerpunkt in der Anschaffung von Spielgerätschaften lag, fehlte der Stadt in den Folgejahren das Geld für neue große Attraktionen und für die Modernisierung der vorhandenen Fahrgeschäfte.
Dies führte mehr und mehr in eine Krise und schließlich sah sich die staatliche Parkführung 1967 gezwungen, die Verstaatlichung rückgängig zu machen. Der Park sollte sich von nun an selbst verwalten und finanzieren. Langsam ging es wieder aufwärts.
1970 wurden fünf neue Attraktionen aus dem Ausland in Betrieb genommen und neue elektronische Spiele angeschafft, die so erfolgreich waren, dass sie auch die verlustreichen alten Attraktionen mittragen konnten und die Aufrechterhaltung des laufenden Betriebs sicherten.
1994 wurde der Park in eine Aktiengesellschaft umgewandelt.
Dies ermöglichte, dass zahlreiche neuen Attraktionen wie Riesenrutsche, Break Dance, Ikarus, Looping Star, erworben werden konnten. In den letzten Jahren fanden weitere deutsche Geschäfte ihren letzten Standplatz im Vidam-Park. So zum Beispiel 2008 der Flying Circus, der von 1997-2008 im Besitze von Peter Barth & Söhne aus Bonn gewesen war.
Zwei Jahre später, nach einer erneuten Krise im Jahr 2010 konnte ein Eigentümerkredit und Fördermittel in Höhe von jeweils 100 Millionen Forint die Schließung des Parks noch einmal abfangen. Weitere Umbauten und Modernisierung sollte den Park wieder in Schwung bringen.
Neben vielen modernen Fahrgeschäften spürten die Besucherinnen und Besucher jedoch auch nach wie vor etwas vom Flair vergangener Zeiten. Fünf der noch in Betrieb befindlichen Spiele und Bahnen waren inzwischen als historische Denkmäler geschützt. Dazu gehörten die Grottenbahn und das eingehauste Pferdekarussell, beide aus dem Jahr 1906. Einer der noch beliebten Hauptattraktionen war die älteste Holzachterbahn Europas, die 1926 im Englischen Park eröffnet worden war. Es soll auch ein großes Riesenrad gegeben haben.
Für die gelungene Mischung aus Tradition und Moderne wurde der Vidam Park 2005 mit dem Golden Pony Preis ausgezeichnet.
Bis zur Schließung des Parks soll die Holzachterbahn in Betrieb gewesen sein. Die Anlage hatte eine Streckenlänge von 480 m und eine Höhe von 17 m bei einer maximalen Höhendifferenz von 18 m und einem maximalen Gefälle von 45°.
Jeder der sieben Züge hatte drei Wagen, auf deren fünf Sitzreihen je zwei Personen Platz nehmen konnten. Eine Besonderheit war, dass in der ersten Reihe des mittleren Wagens ein Bremser mitfuhr, der, während der gesamten Fahrt die Geschwindigkeit des Zugs zu regeln hatte. Später fuhren nur noch maximal vier Züge gleichzeitig, wodurch sich eine Kapazität von 1344 Personen pro Stunde ergab.
Die Achterbahn wurde 2012 vom Budapester Zoo übernommen.
Foto von Website: https://www.parkscout.de/magazin/der-vidampark-in-budapest
Die Bilder in der folgenden Galerie wurden von der Verfasserin während ihrem Besuch des Vidam-Parks in Budapest am 15.06.2012, wenige Monate vor der Schließung fotografiert. © Margit Ramus
© Margit Ramus
Quellen | https://www.parkscout.de/magazin/der-vidampark-in-budapest |