Lebensdaten von ANDREA PATZER 1955 geb.
Patzer Andrea war die letzte und die einzige „Karussellmalerin“ vor der Wiedervereinigung Deutschlands in der damaligen DDR. Eine Fülle von Zeitungsartikeln bestätigten die Erzählungen von Mutter und Tochter bei unserem Interview im Jahre 2006.
Es war eigentlich nicht verwunderlich, denn Andrea, die Tochter von Horst Patzer, trat in die Fußstapfen von Vater, Großvater und Urgroßvater. Ihre Ausbildung wurde staatlich gefördert. Bereits 1985 überschrieben die „Neueste Nachrichten“ einen Artikel mit der Schlagzeile:
„Mit Ehrgeiz und Talent in Vaters berühmte Fußstapfen. Andrea Patzer – arbeitet zielstrebig am Meisterbrief und möchte ein seltenes Handwerk weiterführen: Karussellmaler.“
1986 begann Andrea Patzer nach ihrer Meisterprüfung zur Theatermalerin mit ihrem Vater gemeinsam zu arbeiten. 1988 eröffne sie als selbstständige „Karussellmalerin“ ihr eigenes Atelier in Chemnitz. Genau wie ihr Vater war ihr Auftragsbuch schnell gefüllt. Teilweise arbeitete sie in ihrem Atelier, aber genauso oft fuhr sie in den Wintermonaten während der Spielfreien Zeit zu den Schaustellern und arbeitete dort in deren Werkstätten.
Am 20. April 1990 hieß es in einem Artikel der Zeitung „Neue Zeit“:
„Die 35-jährige gelernte Theatermalerin eröffnete vor zwei Jahren einen eigenen Betrieb und ist damit die einzige private Handwerksmeisterin mit der Berufsbezeichnung Karussellmalerin der DDR.“
Einige Bildtafeln der Schmuckdachkante eines Kinderkarussells zeigen, dass sie an der formalen neu-barocken Form festgehalten hat. Dennoch war sie auch der modernen POP Art gegenüber aufgeschlossen, wie sich an der Bemalung der Rückwand eines Autoskooters belegen lässt.
Etwas wehmütig wurde das Gespräch mit der Familie Patzer beendet.
Sie trauerten um die „gute Zeit vor der Wende. Damals gab es Aufträge in Hülle und Fülle. Zwei Jahre Wartezeit mussten die Kunden in Kauf nehmen. Leider hat mit dem Fall der Mauer eine andere Zeit begonnen. Heute hat die „Karussellmalerei“ keine Zukunft mehr“. (Erika Patzer)
Direkt nach der Wende brachen die Aufträge abrupt ab. Die ostdeutschen Schausteller stellten teilweise ihre alten, aber doch sehr gepflegten Geschäfte ein und kauften alles, was im Westen angeboten wurde. Innerhalb von zwei-drei Jahren erfolgte ein Wandel auf den großen und kleinen Volksfesten der neuen Bundesländer.
Im Wandel der Zeit bekam die bekannteste Karussellmalerin der ehemaligen DDR, Andrea Patzer nur noch kleine Aufträge, insbesondere Ausbesserung-Arbeiten.
Im Jahr 2004 musste Andrea Patzer ihr Atelier schließen.
© Margit Ramus
Quellen | Ramus 2013. S. 123-126. |