Name(n) des Geschäftes | Kristallpalast |
Typologische Bauaufgabe | Lauf- und Belustigungsgeschäfte |
Bauform | Hallenbau |
Baujahr | 1957 |
Hersteller | Eigenbau |
Bauherr / Inhaber | Anton Gormanns > Marly > Ralf Sturm |
Baugeschichte
Im Jahr 1957 setzte der Aachener Schausteller Anton Gormanns, inspiriert durch die Konstruktion-Zeichnung des Kristallpalastes in Paris, die Idee einer völlig neuen Belustigung um. Ein temporäres Glaslabyrinth, auch Irrgarten genannt, wollte er bauen. Dies hatte es bisher in der Schaustellerbranche noch nicht gegeben.
Gormanns entschied sich für den Namen Kristallpalast. Er gehört zu der Bauaufgabe der Lauf- und Belustigungsgeschäfte und ist als erster Irrgarten im Untersuchungszeitraum zu nennen.
Baubeschreibung
Rechteckiger Baukörper mit Pultdach und Fassaden-Vorbau. Auf einem quadratischen Holzfußboden von 15 Metern Breite und neun Metern Länge, sind ungefähr 100 Glasscheiben in, am Boden befestigte Holzleisten eingesteckt, sodass ein Glaslabyrinth entstanden ist.
Dekoration
Die Fassadengestaltung war zunächst von einer schlichten Sachlichkeit. Auf einer geraden Fläche las man links den Namen Kristall in Schreibschrift, rechts prangte in großen Leuchtstoffbuchstaben die Bezeichnung Palast dem Betrachter entgegen.
Ein sich nach oben verjüngender Turm mit senkrecht stehenden Lichtleistenkästen, bekrönte das links eingestellte Kassenhaus. Aufgelegte Kugellampen leuchteten, die in Pastellblau bemalte Fassade aus.
Anfang der 1960er Jahre wurde die Stoffmarkise durch einen festen Dachüberstand ersetzt. Er wurde nach vorne mit einer beleuchteten Fries/Wulst abgeschlossen.
Der Turm, der dem Kassenhaus aufgesetzt war, wurde entfernt.
Anstelle dessen entschied man, eine plastisch wirkende Figur auf den linken Teil der Fassade zumalen. Es war die mystische Darstellung eines alten Manns mit langem, weißen Bart, der seine Hände über einen großen Kristall hielt.
Daneben erhob sich auf einem dunklen Hügel, vor einem hellen Hintergrund; eine imaginäre Palast-Architektur mit vielen Türmchen.
Einige Sterne leuchteten vor einem dunkelblauen Universum, die von zwei weißen Schweifspuren durchbrochen wurden. Die Gestaltung des Namens Kristallpalast wurde beibehalten.
Nach mehreren kleineren Veränderungen und der Einführung moderner Leuchtkörper, folgte 1990 im Inneren des Kristallpalastes eine umfangreiche Renovierung. Alle angebrachten weißen Leuchtstoffröhren wurden gegen blaue ausgetauscht. Das intensive Blaulicht gab dem Glaslabyrinth eine interessante, optisch faszinierende Reflexion und dazu eine geheimnisvolle mystische Transparenz.
Zusätzlich steigerten verschiedene Zerrspiegel die Verwirrung und die Heiterkeit der Besucher.
Im Jahre 1997 gestaltete der Kunstmaler Günther Stritzel, Art Studio Stritzel, die Dekoration der Vorwandfassade völlig neu.
Die Formgestaltung der neuen Fassade war dreigeteilt.
Das nach oben bogenförmig abgeschlossene Mittelfeld, wurde rechts und links von geraden, leicht zu den Ecken nach oben verlaufenden Seitenteilen, flankiert. Der rund umlaufende Abschluss war mit drei Reihen Kappenbirnen in LED akzentuiert.
Die mit Eiszapfen bemalten Wulst wurde mit leuchtenden Sterne zusätzlich beleuchtet.
Als Eyecatcher wurde im Mittelpunkt der Fassade eine opulente, plastische Darstellung eines kristallenen Märchenschlosses, inmitten einer Eisgebirgslandschaft, aufgelegt. Als Pendant fällt rechts an der Fassade ein Licht-Wasserfall, bestehend aus 2.500 Brennstellen, die zehn Meter hohe Fassade hinab.
Provenienz und Verbleib
Im Jahr 1957 präsentierte Anton Gormanns das erste temporäre Glaslabyrinth. Später übergab Anton Gormanns den Kristallpalast an seine Tochter Marly Sturm. Nach vielen Renovierungen und technischen Erneuerungen ist der Kristallpalast in einem ausgezeichneten Zustand und noch heute, unter der Leitung des Sohns Ralf Sturm, auf vielen großen Volksfestplätzen Deutschlands anzutreffen.
In den 1970 baute die Firma Dietz die ersten Glaslabyrinthe auf einem Wagen.
© Margit Ramus
Quellen | Ramus 2013. Kat. Nr. 40. |