Landesarchiv Thüringen – Hauptstaatsarchiv Weimar LATh – HStA Weimar
Während der Recherche zur ihrer Dissertation stieß die Verfasserin (Margit Ramus) im Landesarchiv Thüringen-Hauptstaatsarchiv Weimar, auf bisher unbekanntes Material über Fritz Bothmann, welches neue Informationen über den Beginn des Karussellbaus in Deutschland brachte. Aufgrund der Teilung Deutschlands waren sie noch nie wissenschaftlich ausgewertet worden.
Einige Dokumente wurden mit Genehmigung des Landesarchiv Thüringen in die Arbeit Kulturgut Volksfest Architektur und Dekoration im Schaustellergewerbe (Ramus 2013) aufgenommen.
Mit einem Schreiben vom 25.09.2018 wurde die offizielle Genehmigung zur Verwendung aller Dokumente der Firma Fritz Bothmann aus Gotha, im Kulturgut-Volksfest-Archiv erteilt. Eine Gebühr wurde nicht erhoben.
Welchen tatsächlichen Wert der Fund der Dokumente der Firma Fritz Bothmann ist, wird erst den nächsten Generationen bewusst werden. Dokumente, Schriftverkehr, Kundenverzeichnis und Grund- und Aufrisse vieler Schaustellergeschäfte sind Zeugnis der Deutschen Volksfest-Kultur des 19. und frühen 20. Jahrhunderts. Sie geben Aufschluss über die Ingenieur-Kunst im deutschen Karussellbau, die ihre Spuren in der ganzen Welt hinterlassen hat. Bothmann war der erste deutsche Karussellbauer der Geschäftsverbindungen in alle Kontinente der Erde aufbaute.
Im Jahre 1883 gründete Fritz Bothmann in Gotha die erste Manufaktur für den professionellen Bau von Karussells und anderen Volksbelustigungen. Schon bei den frühen Bauaufgaben zeigen sich der Einfluss der Architektur und die Gestaltung von Dekorationen der Fahrgeschäfte.
Die aufgefundenen Bauzeichnungen sind der fundierte Beweis, dass Fritz Bothmann sich an vier Bauformen, die bereits aus der Architektur bekannt waren, orientierte.
Die ausführliche Darstellung der Entwicklung der einzelnen Bauformen von Schaustellergeschäften und ihre Vorbilder finden Sie beim Anklicken von:
Welche interessanten und wertvollen Erkenntnisse längst vergessene Schriftstücke bringen können, zeigt das Beispiel einer Rechnung datiert auf den 11. 11.1905 über ein Karussell-Ersatzteil, ausgestellt von der Firma Bothmann an Josef Schoeneseifen, den Ur-Großvater der Verfasserin. Bis zum Fund im Staatsarchiv war der Familie nicht bekannt, dass Josef Schoeneseifen II. im Besitz eines Karussells des Herstellers Bothmann gewesen war.
Auch die beiden Auftragsbestätigungen für die Firmen: Joseph Feldl für eine Russen-Schaukel sowie für Stephan Tusch für ein Fahrrad-Karussell sind wichtige Zeugnisse der deutschen Volksfest-Kultur.
Unbedingt festzuhalten sind auch die Namen, noch heute existierender, Schaustellerfirmen die zum Kundenkreis von der Firma Fritz Bothmann gehörten.
Dazu nur ein „kleiner“ Auszug:
Adam Buntenbroich Köln Achterstraße 20
Theodor Renoldi Oberhausen Friedrich-Karlstraße 99
Josef Reminder Duisburg Hecherstraße 51
Johann Rosenzweig Köln Sudermannsplatz 5
Toni Schleifer Köln Riehlerstraße 167
Josef Burghausen München Rabletraße 31
Theodor Fischer Hannover Nordfelderreihe 23 II
Wilhelm Novack Berlin Adalbertus 74 Hof II
Fritz Osselmann Düsseldorf Kaiserwertherstraße 259
G. Osselmann Köln-Ehrenfeld Venloerstraße 330
August Ottens Bremen Gr. Johannisstraße 207 II
Heinrich Ottens Bremen Buntentorsteinweg 201
Gebr. Robrahn Bielefeld Friedrichstraße 72
Michel Rosenzweig Oberhausen Friedenstraße 12
Josef Schmid Köln Riehlerstraße 162
Christian Schmitz Köln Geresbergstraße 7
Hans Steiger Paderborn Chuerweg 24
Ludwig Steininger München Unterfeldstraße 2
Hubert Teigeler Gelsenkirchen Wilhelminenstraße 39
Josef Schoeneseifen Köln-Sülz Auerbachplatz 7
Komplette Liste wird in Kürze als Link hier eingesetzt.
© Margit Ramus
Auszug aus der Archivgeschichte des Landesarchiv Thüringen – Hauptstaatsarchiv Weimar.
„Bereits im 15. Jhr. war die Burg zu Weimar Aufbewahrungsort herrschaftlicher und behördlicher Dokumente der Wettiner. 〈…〉
Nach der Überführung der bisherigen Archive nach Weimar und der Zusammenfassung der archivalischen Überlieferung der ernestinischen Regierungen und ihrer Vorgänger entstand hier das Gemeinschafltiche Hauptarchiv des Sachsen-Ernestinischen Gesamthauses.
Für die Aufbewahrung des behördlichen Schriftgutes des Herzogtums Sachsen-Weimar, das 1741 mit dem Herzogtum Sachsen-Eisenach vereinigt und 1815 zum Großherzogtum erhoben wurde, bildete sich seit dem letzten Drittel des 16. Jhr. ein eigenes Geheimes Archiv heraus.
Als Geheimes Haupt- und Staatsarchiv (seit 1815) übernahm es bis zum Ende der Monarchie (1918) und des Freistaates Sachsen-Weimar-Eisenach (1920) die kurrenten Registraturen und Behördenarchive des Weimarer und Eisenacher Landesteils.
Nach der 1920 erfolgten Gründung des Landes Thüringen wurden die bisherigen Archive in Weimar 1923 zum Thüringischen Staatsarchiv vereinigt, das ab 1926 mit der Direktion aller Staatsarchive in Thüringen verbunden war.
Seit 1951 führte es die Bezeichnung Thüringisches Landeshauptarchiv, seit 1965 Staatsarchiv und firmiert nach der Wiederentstehung des Landes seit 1991 als Thüringisches Hauptstaatsarchiv Weimar.
Im Jahr 2016 wurden die zuvor selbständigen sechs Staatsarchive organisatorisch zu einem Landesarchiv Thüringen zusammengefasst und das Hauptstaatsarchiv Weimar eine Abteilung.“
www.thueringen.de/landesarchiv
Quellen | Das Landesarchiv Thüringen – Hauptstaatsarchiv Weimar LATh – HStA Weimar |