- Historischer Kontext
- Veranstalter und Zulassungskriterien im 19. Jahrhundert
- Verlegung des Kölner Oster-Jahrmarktes vom Altermarkt auf den Heumarkt
- Vorläufiges Ende des Oster-Jahrmarktes
- Erste Hälfte des 20. Jahrhunderts
- Neue Zeit ab 1950
- Bildung der Arbeitsgemeinschaft Kölner Schausteller
- Neuer Standplatz für das Ostervolksfest in Köln
- Gründung der Gemeinschaft Kölner Schausteller
Was macht es aus, das große Frühlingsvolksfest am rechten Rheinufer von Köln mit Blick auf den Kölner Dom?
Warum zieht es jährlich über eine Million Besucher an?
Was lockt zu einem Bummel auf dem Platz zwischen den beiden Rheinbrücken?
Es kann nicht nur der Blick auf das Panorama unserer schönen Stadt sein.
Nein, Menschen unterschiedlicher Länder, Religionen und Kulturen, Menschen aller sozialer Schichten und aller Altersgruppen kommen auf dem Kölner Frühlingsvolksfest zusammen.
Neben dem kulturellen und sozialen Austausch geben die Menschen sich der spannenden Mischung von bunten Bildern, Geräuschen, Nervenkitzel und Geschmacksreizen hin. Sie genießen beim abendlichen Bummel den Reiz des Zusammenspiels von Dynamik und einer fast vergessenen Romantik, die ein Volksfest bietet.
Galerie I
Historischer Kontext
Die Deutsche Volksfest-Kultur ist Spiegel unserer Gesellschaft vom Mittelalter bis zur Gegenwart. Auch in Köln blicken wir auf eine fast tausendjährige Geschichte unseres Volksfestes zu Ostern am Frühlingsanfang zurück.
Im Jahre 1075 wird in der Vita Annonis, der Lebensbeschreibung des Erzbischofs Anno II von Köln, der weltberühmte Jahrmarkt wie folgt erwähnt:
„Nahte endlich die einzigartige und freudige Feier des Osterfestes, an dem in Köln nicht nur aus allen Städten am Rhein, sondern auch aus überseeischen und noch entfernteren Provinzen zahllose Völkerscharen zu dem in der ganzen Welt berühmten Jahrmarkt zusammenströmten, so war dieser Zulauf für die Kölner Anlass zu doppelten Freude.“ (Fuchs, 1990. Bd. I. S. 111)
Als Kaiser Karl V. bei seinem Besuch in Köln am 30. Oktober 1520 der Stadt alle Privilegien bestätigte (Fuchs, 1990. Bd. II. S. 53), gehörte dazu auch das Recht, den bereits seit dem 11. Jahrhundert in Köln jährlich stattfinden Jahrmarkt an Ostern weiterhin abzuhalten.
Auszug aus Urkunde:
„Vorsichtige und weise Herren Bürgermeister, Ratsherren und ganze Gemeinde, mein gnädigster Herr, der Römische Kaiser, hat Eure Huldigung mit gnädigem Dank empfangen und will darum auch alle und jegliche Eurer Privilegien, Freiheiten, Gnaden und gute löbliche Gewohnheiten, wie Ihr sie von den Römischen Kaisern und Königen und den Vorfahren seiner kaiserlichen Majestät erlangt, erworben und empfangen habt, hiermit bestätigen.“
Auch Napoleon I. erneuerte er das Jahrmarktsrecht zu Ostern bei seinem zweiten Besuch am 2. Juli 1808 Köln.
Im anbrechenden 19. Jahrhundert veränderte sich der Jahrmarkt durch die wachsende Bevölkerungszahl und die industrielle Revolution. Der Ort des Handels wurde zum Ort des Vergnügens und zur Verbreitung vieler technischer Innovationen wie z. B. der Phon- oder Kinematograph.
Aus Spielgeräten höfischer Gärten wurden von Dampfmaschinen angetriebene Karussells.
Veranstalter und Zulassungskriterien im 19. Jahrhundert
Aufgrund der vorliegenden Aktenfunde, ist sicher, dass das Marktamt der Stadt Köln, Veranstalter der Oster-Jahrmärkte war.
Überliefert ist eine „Ordnungsbehördliche Bestimmung“, datiert auf den 15. Dezember 1852. Darin wird ein genauer Bebauungsplan des Alter Marktes zum Oster-Jahrmarkt und zum Nicolai-Markt zu Weihnachten vorgeschrieben.
Auszug aus der Vergabe-Verordnung:
- Die Vergabe erfolgt über eine Verlosung der Standplatznummern.
- An der Verlosung dürfen nur Inhaber von fest gezimmerten Holzhütten teilnehmen.
- Das Standgeld beträgt 4 Pfennige pro Fuß (30,5 cm) der Frontlänge. Für kleine Buden bis 6 Fuß Front werden ein Standgeld von 16 Pfennig und für einfache Tische 10 Pfennig berechnet.
- Feilbieter von Waren haben vor Beginn des Jahrmarktes die Quittung der Gewerbesteuer dem Polizeikommissar und die des Standgeldes dem Marktmeister vorzulegen.
- In den Buden dürfen weder Kaffee gekocht, noch Kohlen zum Erwärmen angezündet werden.
- Wenn ein Marktbeschicker gegen diese Feuerschutz-Verordnung verstößt, wird dessen Bude sofort geschlossen.
Verlegung des Kölner Oster-Jahrmarktes vom Altermarkt auf den Heumarkt
Aus Akten, die vor dem Einsturz des Kölner Stadtarchivs gesichtet und kopiert wurden, kann eine kontinuierliche Folge von dem um Ostern stattfindenden Jahrmarkt auf dem Alter Markt im Herzen von Köln festgestellt werden.
Am 10. November 1876 wurde in einer Ratssitzung der Ostern-Jahrmarkt vom Altermarkt auf den Heumarkt verlegt.
Der § 32 der Polizeiordnung schrieb auch hier eine bestimmte Bebauung vor.
- Die Hütten müssen in gleichlangen Reihen an der Südseite des Platzes anfangen und dürfen nicht über den nach Osten verlängerten Straßenzug der Genergasse hinausgehen.
- Innerhalb der Budenreihen müssen an geeigneten Stellen Durchgänge freigehalten werden.
- Alle Hütten dürfen nur eine offene Verkaufsseite haben.
- Sogenannte Schirmdächer oder Dachüberstände der Hütten haben die Höhe von 2.20 einzuhalten.
In der Polizeiverordnung werden auch Komödianten erwähnt. Gaukler durften Kunststücke mit dressierten Affen und Hunden in Kleinmenagerien zur Volksbelustigung vorführen.
Bänkelsänger, die bei den Besuchern besonders beliebt waren, durften Nachrichten und die schaurigsten Mordgeschichten verkünden.
Auch Barbiere oder Quacksalber gingen ihren Geschäften auf dem Jahrmarkt nach.
Eine besondere Attraktion boten die beliebten Schaubuden, deren Repertoire von der Schaustellung des dicksten, kleinsten oder größten Menschen hin bis zu sonstigen Anomalitäten reichte.
Vorläufiges Ende des Oster-Jahrmarktes
Am 5. Februar 1885 wurde auf der Stadtverordnetenversammlung ein neuer innerstädtischer Bebauungsplan für den Heumarkt diskutiert.
Eine Promenade sollte angelegt werden, dafür müsse man aber den Standort des Oster-Jahrmarkts und des Nicolai-Markts vom Heumarkt verlegen oder ganz aufgeben.
Eine Verlegung auf den Domhof wurde vorgeschlagen. Der Platz am Dom sei groß genug, und der Markt würde den Anblick des Domes nicht im Geringsten beeinträchtigen, argumentierten einige Ratsherren. „Auch sei der Verkehr durch den Jahrmarkt am Dom nicht beeinträchtigt.“
Ebenfalls wolle man nicht darüber streiten, ob der Jahrmarkt „der Würde des Gotteshauses entspräche.“
Gegen eine eventuelle Aufhebung des Oster-Jahrmarktes sprachen der jährlich rege Besucherstrom der Bürger aus Köln und dem nahen Umland.
Auch waren durch die Standgeld Einnahmen als Volkswirtschaftliche Bedeutung der Volksfeste für die Stadt nicht unerheblich. Zahlte z.B. nur eine einzige Schaubude 2299 Mark, brachte der gesamte Töpfermarkt an St. Gereon nur 168 Mark ein.
Die anwesenden Ratsherren konnten zu keiner Einigung kommen, wollten noch einmal die Wirtschaftlichkeit des Oster-Jahrmarktes für die Stadt prüfen.
Die Diskussion wurde am 19. Februar 1885 in der 5. Stadtverordneten Versammlung (des Jahres, der Wahlperiode?) wieder aufgenommen. Zunächst sah es so aus, dass der Oster-Jahrmarkt und der Nicolai-Markt beibehalten würden.
Man überlegte den Standort der Volksfeste wegen ihrer „kulturhistorischen oder internationalen Bedeutung“ nach dem Ubierring oder Salierring zu verlegen.
Heftige Kontroversen entbrannten. Aus den amtlichen Listen geht hervor, dass von den 92 Budenbesitzern 42 Kölner Geschäftsleute waren, die ihre Existenz bei Aufhebung der beiden Jahrmärkte bedroht sahen.
Außerdem argumentierten einige, dass der Stadt erhebliche Steuereinnahmen verloren gingen. Deren Höhe hatte bereits Otto von Bismarck erkannt, als er in einer Parlamentssitzung einmal gesagt haben soll: „Hände weg vom Wandergewerbe, das sind meine besten Steuerzahler“. (Lehmann 1952. S. )
Völlig überraschend ergab eine Abstimmung die Stimmenmehrheit für die Aufhebung des Oster-Jahrmarktes und des Nicolai-Marktes.
Am Silvestertag des Jahres 1885 beschloss der Rat der Stadt, den Nicolai-Markt und den Oster-Jahrmarkt, bereits im 11. Jahrhundert als „in der ganzen Welt berühmten Jahrmarkt“(Fuchs, 1990. Bd. I. S. 111) bezeichnet, abzuschaffen, was auf Bedauern und Unverständnis bei den Kölner Bürgern stieß.
Die Protokolle der Stadtverordneten Versammlungen sind mit Genehmigung des Kölner Stadtarchivs in die Galerie II eingestellt. In Vergrößerung können die einzelnen Wortmeldungen nachgelesen werden. (© Kölner Stadtarchiv Bestand 771 (Marktverwaltung) A 66 Kirchweih und Schützenfeste.)
Sicherlich war niemandem bewusst, welche Auswirkungen dieser Verzicht haben würde. Denn das Ende eines seit vielen Jahrhunderten gängigen Brauchtums wirkte sich existentiell für die damaligen Kölner Schausteller, wie auch auf deren Nachkommen und die gesamte Schaustellerbranche der Zukunft aus.
Für die Stadt bedeutete es die freiwillige Entsagung eines Volksgutes, welches bis ins 2. Jahrtausend von Städten, Gemeinden und Kommunen in allen Großstädten Deutschland gepflegt wird.
Galerie II Protokolle der Stadtverordneten Versammlung 1885
Erste Hälfte des 20. Jahrhunderts
Nach der Aufhebung des Oster-Jahrmarktes im Herzen der Stadt bangten die Kölner nun auch um ihre kleinen Volksfeste in den Stadtteilen und Vororten. Kirchengemeinden, Gesang- und Schützenvereine bemühten sich um den Erhalt von dezentraler Kirmes und Volksfest-Veranstaltungen in Köln.
Mit Erfolg, aufgrund des Drängens der Kölner Bürger und der ortsansässigen Schausteller, gestattete das städtische Marktamt, an einigen Standorten in Köln kleine Oster-Jahrmärkte abzuhalten.
Es ergaben sich kleine Plätze an der Neusserstraße/Agneskirche, am Venloerwall/West-Bahnhof, in Mülheim/Oskarplatz, Sions Thal/Spielplatz, in Longerich und in Ehrenfeld/Neptunplatz.
Anfang des 20. Jh. wurden das Marktamt der Stadt von verschiedenen Berufsorganisationen, die sich in Köln gebildet hatten, bei der Vergabe von Standplätzen auf Kölner Kirmesveranstaltungen zu Karneval und Ostern unterstützt. Obwohl einige Berufsverbände bei der Stadt Köln Anträge zur Organisation der Oster-Volksfeste stellten, behielt sich das Marktamt die Vergabe vor.
Auch während der Zeit des Nationalsozialismus erfolgte die Vergabe der Standplätze mittels Versteigerung und Auslosung der einzelnen Schaustellergeschäfte.
1945 lag Köln in Trümmern…
Vergessen war das Bummeln auf Jahrmärkten, der Geruch von gebrannten Mandeln, der Nervenkitzel der Achterbahn, das Schaukeln in kleinen Schiffen oder das Schwingen an Ketten bis in die Wolken, vergessen der erste scheue Kuss auf der Raupe.
Aber die Überlebenden des endlich zu Ende gegangen Krieges waren zuversichtlich. Auch die Schausteller räumten an vielen Stellen in der Stadt die Trümmer weg. Kleine Kirmesveranstaltungen schossen in den amerikanischen und englischen Sektoren wie Pilze aus dem Boden. So auch in Köln. Die Überlebenden begannen wieder zu riechen, zu schmecken, zu fühlen. Die bunten Karussells, Los- und Schießbuden inmitten der Trümmer sorgten bei Männern, Frauen und Kindern für neue Lebensfreude.
Neue Zeit ab 1950
1950 gründete der Kölner Schausteller Willi von der Gathen den Kölner Schausteller Verband e.V. Er wurde dem Deutscher Schaustellerbund e.V. abgekürzt DSB, mit Sitz in Berlin angeschlossen.
Nun schien die Zeit gekommen zu sein, die alte Tradition eines zentralen Oster-Jahrmarktes wieder ins Leben zu rufen. Es sollte etwas Großes, etwas Besonderes werden. Ein Ort zum Verweilen. Ein Ort, die Seele baumeln zu lassen. Die Menschen sollten auf Köln und ihr Volksfest schauen.
Außerdem galt das Anliegen, den aus dem Krieg heimkehrenden Schaustellern wieder eine Möglichkeit zu verschaffen ihre Familien zu ernähren. Einige Schaustellergeschäfte waren teilweise zerstört, viele aber auch auf dem Land versteckt gewesen. Nun sollte das Leben wieder pulsieren.
Aber wohin? Alle in Frage kommenden Plätze in Köln lagen teilweise noch voller Schutt. Da kam der rettende Gedanke, die Kölner Messe in Deutz zu nutzen. Sie war 1924 gegründet worden und zählte zu den bedeuteten Messen in Deutschland. Dort würden schnell wieder freie Flächen geschaffen werden und eine Menge Besucher nach Köln locken.
1950 startete das erste große Oster-Volksfest in der Kölner Messe in Deutz; Veranstalter war wieder das Marktamt der Stadt Köln. Obwohl man die Rheinseite gewechselt hatte, strömten die Menschen in Scharen.
Die Original-Beschicker-Listen der Oster-Volksfeste der 1950er Jahre gingen mit dem Einsturz des Kölner Stadtarchivs verloren. Überliefert sind jedoch Anträge zu Karneval und Oster-Veranstaltungen der Vorkriegszeit von Kölner Schaustellerfirmen für ihre Geschäfte.
Von inzwischen verstorbenen Zeitzeugen wurde berichtet, dass alle fast Kölner Schaustellerfamilien den Krieg überlebt und ihre Geschäfte schnell wieder betriebsfähig gemacht hatten.
Übersicht der Anträge Kölner Schausteller aus der Vorkriegszeit:
• Drei Auto-Skooter von Rosenzweig, Hartkopf und Kusenberg
• Eine Achterbahn von Hartkopf
• Drei Raupe (n) von Schiffer, Heindrich, und Delcour
• Karussells von Buntenbroich, Hardt, Schüle, und Bauermeister
• Zwei Schaukeln von Schiffer und Rosenzweig
• Eine Schaubude von Walter von der Gathen
• Lauf- und Belustigungsgeschäfte von Baese und Schäfer
• Verlosung (en) von Köhler u.a.
• Schießbuden von Milz u.a.
• Spielgeschäfte von Schoeneseifen u.a.
• Imbiss von Sessenhausen
• Eis von Keim, sowie Verkauf von Bröhl
Nach dem großen Erfolg des ersten Oster-Volksfestes in Deutz beschloss die Stadt das Konzept einer großen einheitlichen Osterkirmes in Köln fortzuführen. Die kleinen Standplätze der Vorkriegszeit wurden teilweise für Karnevalsveranstaltungen beibehalten.
Bildung der Arbeitsgemeinschaft Kölner Schausteller
Am 7.12.1960 beschloss die Stadt Köln, die Organisation den beiden ortsansässigen Berufsverbänden zu übertragen, dem „Deutschen Schaustellerbund e.V.“ kurz DSB genannt, Ortsverband Köln, und der damaligen Hauptvereinigung des ambulanten Gewerbes und der Schausteller in Deutschland e.V.‘, HAGD .
Es wurde eine „Arbeitsgemeinschaft Kölner Schausteller“ gebildet, die sich aus dem Fachschaftsleiter der Fachgruppe I des Bezirksverbands, Theo Rosenzweig, und dem 1. Vorsitzenden des Kölner Schausteller Verband e.V., Willi von der Gathen zusammensetzte, aber keine Rechtsfähigkeit besaß. Es war ein Kompromiss, denn der DSB durfte und darf bis heute laut Satzung keine Volksfeste veranstalten. Das gleiche galt für die Fachgruppe I des Bezirksverband. Den Landesverbänden der HAGD dagegen war dies erlaubt. Deshalb war die Bildung einer Arbeitsgemeinschaft das Mittel der Wahl.
1960 war der sich bis dato jährlich verlängernden Vertrag mit der Kölner Messe, die des immer mehr expandierenden Ostervolksfest einen Teil ihrer Parkplätze zur Durchführung überlassen hatte, nicht mehr verlängert worden. Endlich entschied die Stadt den Schaustellern einen angemessenen Standplatz zur Verfügung zu stellen.
Neuer Standplatz für das Ostervolksfest in Köln
Es war das Gelände des Verkehrsübungsplatzes an der Constantin Straße im Herzen von Köln-Deutz. (Heutiger Standort der Lanxess-Arena).
Es begann eine interessante Zeit für die Entwicklung des Kölner Ostervolksfestes. Bis ins 19. Jahrhundert hatte die Veranstaltung ‚Oster-Jahrmarkt‘ geheißen, später wurde sie in ‚Oster-Volksfest‘ und ab 1980 in ‚Kölner Frühlingsvolksfest‘ umbenannt.
Eröffnet wurde am Ostersamstag und geendet am ersten Sonntag nach dem 1. Mai. Manchmal ergab sich eine Spielzeit über fünf Wochen. Inzwischen ist ein Zeitraum von 16 Tagen, beginnend mit dem Ostersamstag, festgelegt.
Leider wurde über das Ostervolksfest in diesen Jahren nichts konkret dokumentiert. Die einzigen überlieferten schriftlichen Quellen sind unter Arbeitsgemeinschaft Kölner Schausteller und der Fachgruppe I der Kölner Schausteller nachzulesen. Die Quellen wurden ergänzt mit den Erinnerungen der noch lebenden Zeitzeugen. Somit lässt sich ein buntes Bild beschreiben.
Köln wurde damals Anziehungspunkt vieler Schausteller aus Nah und Fern. Premieren wie die vom größten reisenden Zeppelin – Karussell wurden in Köln gefeiert. Die größten Achterbahnen und Riesenräder sorgten schon in jenen Jahren für den Nervenkitzel.
Bis weit nach Mitternacht konnten die Besucher damals über das Volksfest bummeln, alle Fahrgeschäfte benutzen, sich den herrlichsten Gaumenfreuden hingeben und beim Spiel ihr Glück versuchen. Schließzeiten waren damals in Köln noch nicht vorgeschrieben, wie auch heute noch in vielen Großstädten Deutschlands.
Gründung der Gemeinschaft Kölner Schausteller
Ende der 1970er Jahre wurde das Drängen der Stadt Köln immer stärker aus der „Arbeitsgemeinschaft Kölner Schausteller“ eine juristische Person zu machen, die Rechten und Pflichten selbst trug.
1980 wurde die Genossenschaft „Gemeinschaft Kölner Schausteller“ kurz GKS gegründet und im Dezember des gleichen Jahres beim Amtsgericht Köln in das Genossenschaftsregister eingetragen.
Der Vorstand wurde von den beiden Kölner Berufsorganisationen gestellt. Josef Schoeneseifen, Vorsitzender der Fachgruppe I (HAGD) und Willi Kleiner, 1. Vorsitzender Schaustellerbund Köln e.V.
Seitdem ist die GKS Vertragspartner der Stadt Köln und in ihrer Hand liegen die Durchführung und Ausrichtung vieler Kölner Volks-Festveranstaltung. Die Kirmes zu Ostern wurde in ‚Frühlingsvolksfest Köln‘ umbenannt und bildet einen der beiden Höhepunkte im Jahr, denn seit 1980 wird auch ein Herbstvolksfest in Köln veranstaltet.
Durch den Bau der Köln Arena ergab sich 1996 ein Standortwechsel. Zunächst trauerten viele Schausteller dem alten und bewährten Volksfestplatz an der Constantin Straße nach, aber es sollte anders kommen.
Der neue Standort am rechten Rheinufer zwischen den beiden Rheinbrücken wurde zum vollen Erfolg für die beiden Volksfeste im Frühling und im Herbst.
Damit auch der christliche Segen für die Veranstaltungen nicht verloren geht, wird von dem Vertreter der Katholischen Circus- und Schaustellerseelsorge an jedem Ostersonntag eine Heilige Messe auf dem Volksfestplatz abgehalten. Schausteller und auch die Bevölkerung von nah und fern sind dazu herzlich willkommen und nehmen das Angebot gerne an.
2010 feierte Pfarrer Martin Fuchs, Katholische Circus- und Schaustellerseelsorge die Hl. Messe in einem Festzelt auf dem Kölner Frühlingsvolksfest. Gleichzeitig erinnerte eine kleine Fotoausstellung an 60 Jahre Kölner Frühlingsvolksfest. Die Besucher der Messe wurde aus Datenschutz nicht veröffentlichte, aber das kleine Zelt war bis auf den letzten Platz belegt.
Galerie IV
Eine Studie(DSB 2002) hat ermittelt, dass etwa 178 Millionen Besucher die deutschen Volksfeste besuchen, davon können wir Kölner 1.8 Millionen für unsere Volksfeste in Deutz jährlich verbuchen. Darauf kann die Gemeinschaft Kölner Schausteller mit Recht stolz sein. Nicht zu vergessen ist an dieser Stelle der Dank an die Köln-Deutzer Bevölkerung, die im Frühjahr 16 Tage lang und im Herbst zehn Tage großzügig den Besucherstrom toleriert.
1993 Köln: Frühlings-Volksfest schaffte den Durchbruch
© Margit Ramus
Quellen | Alle Dokumente sind mit Genehmigung des Historischen Archivs der Stadt Köln eingestellt. Dort werden sie geführt unter der Signatur: Bestand 771 (Marktverwaltung) A66 Kirchweih und Schützenfeste, Karneval. Laufzeit 1931-1938.Gespräche der Verfasserin mit Zeitzeugen aus dem Jahre 2009.
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