Name(n) des Geschäftes | Olympia Looping |
Produkt-Nr. | 8509 |
Typologische Bauaufgabe | Hochgeschäft |
Bauform | Skelettbau |
Baujahr | 1989 |
Hersteller | Bayrischen Berg,- Hütten- und Salzwerke AG in Peißenberg kurz BHS |
Konstrukteur | Werner Stengel |
Bauherr / Inhaber | Rudolf Barth Bonn |
Aktuell
Die Szene und die Achterbahn-Fans schauen nach Köln zum Kölner Frühlingsvolksfest 2019.
Dort präsentiert die Firma Barth nach 23 Jahren wieder einmal ihren Olympia-Looping. Ein gigantisches, technisches und ästhetisch filigranes Wunderwerk, dessen Standort in wenigen Tagen gewechselt werden kann. Bis zur Gegenwart ist dieser Stahlkoloss die größte transportable Achterbahn der Welt.
Baugeschichte
Bis 1970 verband man die Firma Barth aus Bonn mit den modernsten Autoskootern, die die Werkshallen von Heinrich Mack verlassen hatten.
Die Branche war erstaunt, als Rudolf Barth, damals noch Junior, (Vater Rudolf Barth sen. starb 1972), zusammen mit seinem Cousin Josef Barth aus Andernach und Herbert Meyer aus Neuwied von Hans-Otto Schäfer aus Schwerte, eine gebrauchte Schwarzkopf-Familien-Achterbahn kaufte.
Bereits nach Saisonende trennte sich das Trio und Rudolf Barth führte das Geschäft alleine.
1975 verkaufte Rudolf Barth die Familien-Achterbahn, nachdem er bei dem Stahl- und Fahrzeugbauunternehmen Anton Schwarzkopf eine neue Bahn des Typus Jet Star II, mit dem Eigennamen Super Jet, in Auftrag gegeben hatte.
Es begann eine aufregende Zeit in der Entwicklung der transportablen deutschen Achterbahnen. 1978 brachten Oskar Bruch und Fritz Kinzler ihren Looping Star mit dem ersten Vertikal-Looping auf die Reise.
Rudolf Barth reagierte schnell. Zum Pützchens Markt 1979 fand die Premiere des Doppel-Loopings statt. Ganz Bonn stand gleich zweimal auf dem Kopf.
Nur ein Jahr später, erhielt Rudolf Barth mit dem Doppel-Looping die Zusage zum Münchner Oktoberfest. Der Erfolg beim Publikum war unbeschreiblich.
Im Jahre 1982/83 traf Rudolf Barth die Entscheidung zum Bau eines Dreier-Loopings. Er unterzeichnete bei Anton Schwarzkopf den Vertrag. Die Planung lief auf Hochtouren, als am 6.11.1983 die Nachricht, dass die Firma Schwarzkopf in Insolvenz gehen würde, wie eine Bombe einschlug. Unmittelbar nachdem das Gericht den Konkurs eröffnet hatte, wurde ein Konkursverwalter eingesetzt.
Die Produktion des Dreier-Loopings verlief nun unregelmäßig.
Kurzentschlossen gründeten Rudolf Barth, Herbert Breidenbach und Wieland Schwarzkopf 1984 eine Herstellerfirma. Sie übernahmen aus der Schwarzkopf-Konkursmasse das Projekt Dreier-Looping und sicherten damit die Fertigstellung der Anlage.
Mitte der Saison 1984 folgte die Premiere des Dreier-Loopings auf dem Schützenfest in Hannover. Nach der Auslieferung stieg Rudolf Barth wieder aus der Firma aus.
Zum Ende der Saison wurde der Doppel-Looping nach Amerika verkauft.
Wieland Schwarzkopf und Partner entwickelten in ihrem 1984 gegründeten Konstruktionsbüro später auch Fahrgeschäfte wie zum Beispiel die Krinoline sowie Ersatzteile für Schaustellergeschäfte.
1986 präsentierte Oskar Bruch den Thriller, eine Achterbahn mit vier Loopings.
Schon während der Bauphase begann Rudolf Barth gemeinsam mit Werner Stengel einen weiteren Superlativ im Achterbahnbau zu planen. Gleich fünf Looping-Ringe sollten durchfahren und damit ein neuer Weltrekord für transportable Bahnen aufgestellt werden.
Nach den Erfahrungen mit dem Dreier-Looping gründete Rudolf Barth zusammen mit einigen ehemaligen Mitarbeitern von Anton Schwarzkopf ein Konstruktionsbüro. Die Statik für das Projekt eines Fünfer-Loopings wurde von Werner Stengel ausgeführt.
Rudolf Barth wollte die neue Achterbahn Olympia Looping nennen und erregte damit das Interesse des Olympischen Komitees. Das Komitee wollte für die Nutzung des Namen Olympia Looping als Synonym und Markenzeichen der Olympischen Spiele, 5o.ooo Mark Lizenzgebühren haben.
Die Auseinandersetzung ging zugunsten von Rudolf Barth aus! Seine fünf Ringe, die den höchsten Punkt der Bahn schmücken sollten, waren nicht in bekannter Manier verschlungen, sondern nebeneinander aufgestellt. Auf in diese Weise angeordneten Kreise hatte das Sport-Komitee keine Rechte. Außerdem stellte sich heraus, dass der Name Olympia als Marke nicht geschützt war, sondern auch von einem Büromaschinenfabrikanten und einem Autohersteller als Logo genutzt wurde. Später sollte die Farbgebung der Loopings, trotz unterschiedlicher Anordnung, an die Olympischen Ringe erinnern.
Galerie I
Nachdem die erste Hürde genommen war, galt es die Finanzierung des 16-Millionen-Projekts zusichern. Als Grundlage war der Verkauf des Dreier-Loopings angedacht, aber es fand sich kein Käufer. Ein Amerikaner war kurzfristig abgesprungen. Aber der Kämpfer Rudolf Barth meisterte die Situation mit seiner Hausbank.
Der geplatzte Verkauf des Dreier-Loopings stellte sich in Folge als großer Gewinn heraus, indem die Anlage viele ostdeutsche Volksfestplätze bereicherte.
Zurück zum Fünfer-Looping. Mit den fertigen Produktionsplänen suchte Rudolf Barth einige Achterbahnhersteller auf, darunter die Firmen Vekoma Rides aus den Niederlanden sowie die schweizerisch-liechtensteinische Firma Intamin AG.
Intamin hatte von Schwarzkopf Patente gekauft, die das Konstruktionsbüro Rudolf Barth für das neue Projekt erwerben konnte.
Schließlich übergab Rudolf Barth den Auftrag an die Bayrische Berg,- Hütten- und Salzwerke AG in Peißenberg kurz BHS genannt.
1988 wurden die Baupläne des Fünfer-Loopings beim TÜV eingereicht. Aber zur Überraschung aller wurde die 6g Vertikalbeschleunigung von der Prüfbehörde nicht genehmigt. Beim Dreier-Looping war dieser Wert mit 6,1g durchgegangen.
Inzwischen waren jedoch neue Berechnungen zu allgemeinen Belastungsgrenzen von Fahrgeschäften in Arbeit. Den Ergebnissen wollte man nun mit der schnellen Abnahme der Konstruktionspläne einer neuen Anlage nicht vorgreifen.
Die Zeit drängte!
Werner Stengel, der Speziallist für Lösungen in Bezug auf komplizierte und komplexe Berechnungen der Fahrstrecken von Achterbahnen, begann die Überarbeitung der Schienenführung in der Raumkurve und löste mit den praktischen Ideen des Autodidakten Rudolf Barth sen. das Problem.
Die Schienenhöhe wurde um zwei Meter gesenkt. Der Zug würde anstelle mit 83 km, „nur“ mit 80 Stundenkilometer in den ersten 25 Meter hohen Looping einfahren. Dadurch konnte die Vertikalbeschleunigung von 6g auf 5,2 g herabgesenkt werden. Aufgrund dieser neuen Situation wurde die Genehmigung der Baupläne des Fünfer-Loopings erteilt. Die neue Raumhöhe sollte sich später positiv auf das Fahrverhalten auswirken.
1989 war es soweit! Die Szene und die Achterbahn-Fans der ganzen Welt schauten nach Deutschland zum Münchner Oktoberfest, auf die Firma Barth und ihren Olympia-Looping. Ein gigantisches, technisches und ästhetisch filigranes Wunderwerk, dessen Standort in wenigen Tagen gewechselt werden kann, war geglückt.
Bis zur Gegenwart ist dieser Stahlkoloss die größte transportable Achterbahn der Welt.
1990 erhielt Werner Stengel für Entwurf und Ausführungsplanung des Olympia Loopings den Ingenieur-Preis, der regelmäßig, von einem der führenden deutschen Fachliteraturverlage des Bauingenieurwesens, Ernst & Sohn, vergeben wird.
Galerie II
Baubeschreibung
Auf einer Grundfläche von 86 x 37 Meter erhebt sich eine offene Eisenkonstruktion in Skelettbauweise mit einer in sich geschlossenen Schienenführung. 1250 Meter Schienen führen nach einer Auffahrtstrecke in den ersten 25 Meter hohen Looping. Die Gesamthöhe der Bahn beträgt 32,5 Meter. Die Durchmesser der Loopings belaufen sich auf 20, 14 und 12 Meter.
Trotz unterschiedlicher formaler Anordnung erinnert ihre Farbgebung an die Olympischen Ringe. Vier der fünf Loopings sind in den Grundfarben lackiert, dazu überragt der hintere die in Zweiergruppen stehenden Kreise in einem leuchtenden Schwarz. Gemeinsam fügen sie sich harmonisch in das farbliche Gesamtbild der orangen Schienen und dem in Elfenbeinfarben lackierten Stahlgerüst (Böcke) ein.
Die Fahrt führt durch vier schraubenartig angelegte Ebenen, die sich rechts und links der im Zentrum stehenden Loopings gefällig und elegant in den Skelettbau einfügen.
Die Sockelzone der gesamten Konstruktion ist mit einem Zaun umschlossen.
Galerie III
An der zum Volksfestplatz gewandten Längsseite führt der Zugang zum Einstieg durch ein großzügiges Eingangselement, in dem sechs Kassendurchgänge eingerichtet sind.
Von der fast ebenerdigen überdachten Einstiegsebene können jeweils 20 bzw. in München 28 Fahrgäste in einen Zug ein- und aussteigen. In München werden längere Züge eingesetzt. Bis zu fünf Züge können gleichzeitig in der Bahn unterwegs sein. Die Fahrgäste werden neben Schoßbügeln mit zusätzlichen höhenverstellbaren Haltevorrichtungen gesichert, die über die Schultern reichen und so den Oberkörper in Position halten.
Form und Funktion dieses außergewöhnlichen Skelettbaus markieren einen Höhepunkt im Design einer modernen Architektur der Superlative.
Galerie IV
Technik und Fahrtverlauf
Entscheidend für die erstklassigen Fahreigenschaften und die Laufruhe sind drei Erfindungen: der Gebrauch der Klothoiden-Kurve beim Looping, die sogenannte Herzlinie und die Raumkurve. All diese Ideen haben das Achterbahnfahren ungefährlicher vielseitiger und ungemein angenehm gemacht. Werner Stengel hat mit den neuen Fahrfiguren und den Loopings dafür gesorgt, dass im Anschluss an die Fahrt keine Verletzungen diagnostiziert werden können. Der Nervenkitzel, der den Adrenalinspiegel ansteigen lässt und die Begeisterung verführen im Gegenteil, nicht selten dazu, sofort eine zweite Fahrt buchen zu wollen.
Die Züge werden über Reibräder mittels Kardanwellen über einen Motor angetrieben und auf die Auffahrtstrecke geschoben. Die erste Abfahrt führt über eine 180° Kurve in die Tiefe, fast im senkrechten Sturz geht es direkt hinein in den ersten Looping.
Die maximale Geschwindigkeit beträgt 100 km/h und wird durch zwei Aufzüge kontrolliert und elektronisch gesteuert. Die Bremsen funktionieren voll automatisch selbst bei Stromausfall. Das Block-System ist doppelt gesichert und hat eine Beleg- und Freigabeschaltung, die gleichzeitig die beiden Aufzüge kontrolliert.
Aus- und Einfahrt liegen mehrere Meter auseinander und etwa fünf Meter über dem Bodenniveau, das heißt, dass die Loopings nicht in einer reinen Kreisform, sondern mit behutsameren Übergängen bei der Ein- und Ausfahrt konstruiert sind.
Dadurch bleibt die Geschwindigkeit hoch und ein interessanter Richtungswechsel in der horizontalen Ebene schließt sich an. Der Kurvenausgang führt in hoher Fahrt an der Front der Anlage vorbei, direkt in die beiden 19 Meter hohen und dicht hintereinander folgenden Loopings hinein.
Nach drei sensationellen Überkopffahrten geht es wieder über eine 180° Kurve in die Höhe und dann zur Rückfront der Anlage, in eine mit Reibrädern kombinierte leicht ansteigende Blockbremse.
Der weitere Fahrverlauf führt in eine offene Acht, dann geht es durch die letzten beiden seitwärts etwas abgekippten Loopings in 14 Metern Höhe. Bevor es anschließend in die rechts der Loopings liegenden Schraube geht, durchfährt der Zug eine Sicherheitsbremse. Es folgt wieder ein abrupter Sturz in die Tiefe, dann ein Richtungswechsel, schon rast der Zug in die Schlussbremse der Zielgeraden an der Rückfront der Anlage. Insgesamt sind vier Wartefelder eingebaut, die eine absolute Sicherheit garantieren. Der Zug fährt mit 48 km/h in die Reduzierbremse ein und gelangt anschließend in den Bahnhof, wo er fast sanft in den Stillstand kommt.
Der Erfolg des Olympia Loopings ist nicht alleine der Tatsache zu verdanken, dass die Bahn die größte transportable Achterbahn mit den meisten Loopings ist, sondern auch den erstklassigen Fahreigenschaften, der abwechslungsreichen Streckenführung und dem Durchfahren von fünf vertikal stehenden Loopings. Diese verursachen einen unbeschreiblichen Nervenkitzel und üben einen besonderen Reiz auf die Fahrgäste aus.
Fahrgäste beschreiben das Fahrgefühl:
„Absoluter Adrenalin-Kick“
„Wahnsinniges Lebensgefühl“
„Power und Energie“
„Alles ist möglich, man muss sich nur trauen“
und vieles mehr.
Transport, Auf- und Abbau
Der Transport erfolgt mit firmeneigenen Sattelzugmaschinen direkt zum Volksfestplatz oder mit der Bundesbahn. Beim Verladen mit der Bahn sind 50 Eisenbahnwaggons mit 20 Großraum-Containern erforderlich, um die 900 Tonnen Stahl des Olympia Loopings von Volksfest zu Volksfest zu transportieren.
Die Auf- und Abbauzeit mit 10 Monteuren dauert in der Regel jeweils eine Woche. Ausnahmen und Rekorde beim Standortwechsel sind nicht ungewöhnlich.
Mitgeführte Wagen & Container
2 Wohnwagen, 2 Mannschaftscontainer, 1 Mannschaftswagen,
2 Kräne 200t, 2 Stapler 6t
Provenienz
Inzwischen betreibt Otto Barth mit seinem Sohn Michael den Olympia-Looping. Gemeinsam mit Rudolf Barth sen. führen sie die Firma Rudolf Barth & Sohn KG.
Der Fünfer-Looping ist in Topzustand auf deutschen und europäischen Großveranstaltungen unterwegs.
- 1990 erste Auslandsveranstaltung in Rotterdam
- Im selben Jahr wurde der Fünfer-Looping an die Messe in Bordeaux / Frankreich vermietet
- 2016 – 2018 auf dem Winter Wonderland Weihnachtsmarkt im Herzen von London im Hyde-Park
2018 feierte der Fünfer Looping sein 30-jähriges Jubiläum auf dem Münchner Oktoberfest.
In drei Jahrzehnten begeistert der Stahl-Gigant Millionen von Volksfest-Besucher auf deutschen Großveranstaltungen wie Bremen, Crange, Düren, Düsseldorf, Hamburg, Nürnberg, Bonn/Pützchen, Stuttgart und 2019 auch wieder auf dem Kölner Frühlingsvolksfest.
Galerie V
Aufbau in Köln zum Frühlingsvolksfest 2019
© Margit Ramus
Quellen | Der Text wurde von © Margit Ramus geschrieben, Otto Barth hat Inhalt und Fakten geprüft und den Text freigegeben. |
Weitere Literatur | Schützmannsky, Klaus: Roller Coaster. München 2001. S. 103ff |
Sie haben den Spielort Annakirmes in Düren unterschlagen!
Hallo Herr Laufenberg, bei all meinen Beiträgen habe ich nie vor Fakten zu „unterschlagen“. Übrigens ein sehr hartes Wort.
Ich weise des Öfteren darauf hin, dass ich nie den Anspruch auf Vollständigkeit erfüllen werden kann.
Ich danke, für Ihr aufmerksames Lesen. Ich habe Düren noch hinzugefügt. Freundlicher Gruß Margit Ramus