Name(n) des Geschäftes | Autoskooter Mack Pfosten |
Typologische Bauaufgabe | Selbstfahrergeschäft |
Bauform | Hallenbau |
Baujahr | ab 1936 |
Hersteller | Heinrich Mack |
Maler | Fritz Hilbert; Herber Sommer & Heinz Opitz sen. |
Dekorationsstil | Neubarock |
Dekorationsthema | Landschaftsmalerei mit zeitgenössischen Automobilen |
Bauherren / Inhaber | Karl Sartorio St. Ingbert; Rudolf Barth Bonn; u.a. |
1936 baute die Firma Heinrich Mack in Waldkirch/Breisgau die ersten Autoskooter.
Baubeschreibung
Langgestreckter rechteckiger Hallenbau mit Satteldach. Aus der doppelten Länge der Kopfseite ergab sich das Maß der Längsseite des Baukörpers. Das kassettenförmig angelegte Fundament war mit rechteckigen Eisenplatten verschlossen.
Die Dachkonstruktion wurde aus Einzelelementen am Boden zusammengesetzt. Es wurden zwei Holzsparren als Schenkel eines Dreiecks zusammengeschraubt und an beiden Enden, mit den später senkrecht stehenden Holzpfosten der Arkade verbunden. Zehn bis fünfzehn dieser Binder, je nach Länge der Halle, wurden hintereinander aufgestellt und mit Querbalken und Außenbalken stabilisiert.
Der Dachstuhl des Satteldachs wurde mit einem Tuch (Plane) geschlossen. Der Baukörper war von einem Arkadenkranz eingefasst.
Der Arkadenkranz war teilweise mit Gitterzäunen geschlossen. Er war nicht nur statikgebend für die gesamte Dachkonstruktion, sondern mit seinen Rundbögen auch dekoratives Element der Skooterhalle.
Über den Arkaden schloss eine Schmuckdachkante die Fassade nach oben ab.
Die umlaufende ausgestellte, stoffliche Markise suggerierte einen Dachüberstand.
Im Sockelbereich war die Eisenplatte als Fahrbahn für die Elektroautos von schmalen hölzernen Laufgang umschlossen, dem eine Treppenstufe vorgelagert war.
Für die Stromversorgung der elektrisch angetriebenen Skooter-Autos waren ursprünglich an den hölzernen Dachbindern Stahlrahmen mit Draht-Gittern für die Stromversorgung eingehängt.
Später wurde bis in Gegenwart ein unterhalb der Dachkonstruktion als Pluspol genutztes Metallnetz gespannt. Der Hallenboden aus Metallplatten dient noch heute als Minuspol. Am Heck der Autos befindliche senkrechte Stangen mit Stromabnehmerbügel berühren das Netz und schließen den Stromkreis, sodass die Autos sich auf der Fahrbahn in Bewegung setzen können.
Dekoration des Autoskooters der Firma Sartorio
Über dem umlaufenden Arkadenkranz schloss eine Schmuckdachkante die Fassade ab. Ihre Gestaltung bildete den Schwerpunkt in der Dekoration.
Die Längsseite wurde durch ein leicht erhöhtes, von einem konvex geschwungenen Bogen überfangenes Mittelteil betont. Darauf war der plastische Schriftzug Auto-Skooter aufgelegt, darunter standen Name und Herkunft des Auftraggebers.
Das Mittelfeld war beidseitig von Schmuckfeldern flankiert. Auf den Blenden der Übergänge der Bildtafeln standen kleine Skulpturen. Die Bilder waren mit neubarocken floralen Verzierungen und Voluten gerahmt. Sie zeigten Landschaften mit zeitgenössischen Automobilen in Anlehnung an die Funktion des Baukörpers.
Erstaunlich ist die Darstellung des ersten Volkswagens aus dem Jahr 1938. Entweder stimmt das Baujahr des Autoskooters nicht, oder der VW-Käfer wurde nachträglich auf in die Bemalung der Schmuckdachkante eingefügt.
Im Sockelbereich war die Eisenplatte als Fahrbahn für die Elektroautos von schmalen hölzernen Laufgang umschlossen, dem eine Treppenstufe vorgelagert war.
Zunächst waren die Autos mit Vollgummipuffern oder Stahlbändern rundum geschützt, seit Anfang der 1960er Jahre geschieht dies mit luftgefüllten Gummiwülsten. Die Form der Autos orientierte sich oft an aktuellen PKW-Modellen.
Die Autos, auch Chaisen genannt, der ersten Autoskooter wurden von der Eisengiesserei Mosebach & Sohn aus Nordhausen gebaut (Stoop 2005. S. 61), die ab 1929 bis 1945 in der Rüstungsindustrie tätig war.
Über den Verbleib des ersten Autoskooters von Mack ist nichts bekannt.
Dekoration des Autoskooters der Firma Rudolf Barth
Kurz vor Kriegsbeginn im Jahre 1939 baute Heinrich Mack das gleiche Modell unter anderem auch für Rudolf Barth aus Bonn. Bereits 1951/52 verkaufte Rudolf Barth den Autoskooter an Johann Baese aus Köln. Später wurde die Schmuckdachkante mit Glühbirnen nachgerüstet. Auf der überlieferten Abbildung erkennt man die gleichen Skooter-Chaisen wie bei Sartorio, anzunehmen ist, dass es sich auch um Autoskooter-Chaisen der Firma Mosebach & Sohn aus Nordhausen handelt.
Autoskooter Mack Pfosten der Firma Rudolf Barth. Bj. 1939 © Archiv Mack/Opitz
Rudolf Barth bestellte 1952 noch einmal einen Autoskooter wieder mit neubarocker Dekoration. Den Nachfolger ging an H.P. Barth.
Alle Abbildungen in der Galerie werden mit Genehmigung der Firma Mack Rides GmbH & Co KG sowie Herrn Heinz-Werner Opitz ins Archiv eingestellt.
© Margit Ramus
Opitz sen.
Dazu Schaustellergeschäfte im Archiv Kulturgut Volksfest:
- Autoskooter ab 1920er Jahren Holzpfosten
- Autoskooter ab 1936 Holzpfosten Mack
- Autoskooter ab 1954 Sechs-Säulen
- Autoskooter ab 1961 Acht-Säulen
- Autoskooter ab 1971 Zwei-Säulen
Weitere Geschäfte dieser Baureihe
volksfest.de/category/autoskooter-pfosten/">→ ÜbersichtWeitere Literatur | Baranowski, Frank: Rüstungsproduktion in der Mitte Deutschlands 1929 – 1945. 2013. |
Sehr geehrte Frau Dr. Ramus,
ihre Aussage über die Stromversorgung mit einem Metallnetz ist mit Sicherheit falsch. Ursprünglich waren an den hölzernen Dachbindern Stahlrahmen mit Draht-Gittern für die Stromversorgung eingehängt. Der Aufbau erfolgte schrittweise mit den Bindern. Die Stromabnehmer selbst konnten dank der Gitter relativ breit ausgeführt werden. Die Drahtnetze mit umlaufendem Spannseil kamen mit den Stahlpfosten-Hallen auf. Damit wurden aus den breiten Stromabnehmer-Bügeln die filigranen, gebogenen Drahtkonstruktionen. Nach meiner Erinnerung wurden auch Holzpfosten-Scooter auf dieses System umgerüstet. Ein Pionier dieser Entwicklung scheint mir die Firma André Chéreau aus Angers gewesen zu sein.
Im Saarland gab es Fahrgeschäfte französischer Hersteller in den 50er Jahren.
Die damaligen Platzhirsche waren die Familien Sartorio, Spangenberger und Jockers, wobei diese Schausteller ihre Scooter direkt nebeneinander in Städten wie etwa Völklingen aufbauten.
Sehr geehrter Herr Presser
Sie haben Recht mit den Angaben der Stromversorgung von Autoskooter über Drahtgitter. Als ich Ihren Beitrag las, konnte ich mich mit einem Mal an den ersten Autoskooter meiner Großeltern Josef und Maria Milz aus Köln erinnern. Sie erwarben ihn Mitte der 1950er Jahre von der Firma Kusenberg. In den hölzernen Dachstuhl waren die Drahtgitter eingehängt. Auch mein Bruder Hans-Josef Schoeneseifen konnte sich noch daran erinnern. Ich hoffe, weitere Informationen in den Unterlagen von Fritz Bothmann zu finden. Ich freue mich und danke Ihnen für Ihre Information. Werde mich wieder melden.
Margit Ramus
Hallo Frau Ramus,
Habe eben Ihren Kommentar gelesen… die Patentante und Onkel meiner Mutter waren Hilla und Artur Kusenberg, wo es auch noch Fotos von den Skootern gibt. Leider haben wir noch wenig selbst von den Kusenbergs außer ein Paar Fotos.
Vielleicht haben Sie noch Informationen
Liebe Grüße
Eric Bühler