In vielen deutschen Großstädten organisierten sich Ende des 19. Jahrhunderts die Schausteller und Schaustellerinnen in eigenen Interessenverbänden, so auch in Köln. Der historische Kontext der Kölner Berufsorganisationen schildert die Sorgen, Nöte und Erfolge einer Berufsbranche, die in Deutschland kaum ihresgleichen findet.
Kölner Schausteller organisieren sich
Am 2. Januar 1897 wurde der „Verein reisender Handelsleute, Schausteller und Berufsgenossen“ gegründet. (Protokollbuch vom 12. März 1897)
Zu den Gründungsmitgliedern gehörten die Schausteller:
Josef Ganssen; Jean Dorff; Peter Eberich; Martin Kalenberg; Josef Krämer;
Everhard Plien; Theodor Rechmann; Karl Saas; Karl Scholten; Jakob Spiro;
Heinrich Zimmermann; Franz Weindorf
Im Jahre 1899 wurde der Verein dem „Zentralverband deutscher Händler, Markt- und Messereisender“ angeschlossen.
Der Zentralverband war bereits 1891 gegründet worden und 1905 seinen 14. Kongress in Aachen und 1906 seinen 15. Verbandstag in Halle an der Saale abgehalten.
Die Jahre zwischen 1921 und 1933
Beginnend mit dem Jahre 1921 — entstanden eine Anzahl neuer Vereinsgründungen:
- Verein Rheinischer Fahrgeschäftsinhaber und Schausteller Köln – Sitz Berlin – Gau Rheinland
- Verband der Spielbudenbesitzer, Sitz Köln, Ortsgruppe Köln
- die Vereinigung der Kölner Spezialisten
- 1926 Frauenbund Colonia
Diese Vereine waren alle dem Reichsverband Ambulanter Gewerbetreibender Deutschlands e. V., unterstellt oder angeschlossen. Der später, 1951 als Hauptgeschäftsführer des Deutschen Schaustellerbundes (DSB) gewählte Walter Oeser, war damals maßgeblicher Funktionär des Reichsverbandes Ambulanter Gewerbetreibender Deutschlands e. V.. Oeser vertrat schon damals die These, dass eine Berufsvertretung nur dann stark sein kann, wenn ihr alle Gruppen oder Sparten — in diesem Falle „alle ambulanten Gewerbetreibenden“ — angeschlossen sind. Schaustellerinnen hatten wenn überhaupt nur als Gäste Zugang zu den Versammlungen, ohne Stimmrecht. Deshalb war 1926 der Frauenbund Colonia von Hubertine Schoeneseifen gegründet worden, der als geselliger Ausgleich zu den Berufsverbänden gesehen wurde.
Aufgrund überlieferter Anschreiben an die Stadt Köln kann die Existenz dieser Vereine bewiesen werden. Die Dokumente konnten vor dem Einsturz des Historischen Stadtarchiv Köln gesichtet und kopiert werden. Die Originale sind bisher noch nicht wieder identifiziert.
Neben den bereits erwähnten Vereinen gab es in Köln in den 1930er Jahre weitere Berufsorganisationen. Über die Gründung konnte bisher nichts herausgefunden werden. Einige Mitglieder konnten aufgrund der Unterschriften auf den Schriftstücken ermittelt werden.
- Reichs-Union reisender Schausteller und Berufsgenossen
- Reichsverband ambulanter Gewerbetreibender Deutschlands, Sitz Berlin + Ortsverwaltung Köln, Fachgruppe der Händler, Schausteller und Berufsgenossen
- Wirtschaftliche Vereinigung Kölner Lustbarkeitsunternehmer (WVKL), Sitz Köln
- Verein reisender Handelsleute, Schausteller und Berufsgenossen gegründet am 02.01.1897, 1899 Anschluss an den 1891 gegründeten Zentralverband deutscher Händler, Markt- und Messereisender.
- Volkswohlfahrt e.V. Bezirksleitung Köln
- Wirtschaftsgruppe ambulantes Gewerbe in der Reichsgruppe Handel, Gau: Köln-Aachen
1933 Gleichschaltung und Zwangsvereinigung aller beruflichen Organisationen
Am 1. April 1936 erfolgte die Zwangsvereinigung aller beruflichen Organisationen in die „Wirtschaftsgruppe ambulantes Gewerbe“.
Die Umbenennung des Reichsverbandes Ambulanter Gewerbetreibender Deutschlands in die Wirtschaftsgruppe Ambulantes Gewerbe erfolgte nach 1933 durch den damaligen Reichswirtschaftsminister im Zuge der einheitlichen Benennung der Verbände der damaligen gewerblichen Wirtschaft.
Nach dem Zweiten Weltkrieg
Nach Ende des Zweiten Weltkrieges wurde die „Wirtschaftsgruppe ambulantes Gewerbe“ wieder aufgelöst.
In den nächsten Jahren wurden folgende Vereine und Vereinigungen gegründet:
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- 1948 aus dem ehemaligen Verein Reisender Handelsleute, Schausteller und Berufsgenossen wurde der „Verein reisender Schausteller und Berufskollegen“. Später wurde er in Geselligkeitsverein Kölner Schausteller umbenannt.
- 1950 Deutscher Schaustellerbund e.V. Sitz Berlin, kurz DSB
- 1950 Schaustellerverband e.V. – Sitz Köln
- 1952 Hauptvereinigung des Ambulanten Gewerbes und der Schausteller in Deutschland e.V. kurz HAGD. 1993 wurde die HAGD in den Bundesverband Deutscher Schausteller und Marktkaufleute e.V. kurz in BSM umbenannt.
- 1960 Bezirksverband des Ambulanten Markt- und Schaustellergewerbes für den Regierungsbezirk Köln-Aachen e.V. Sitz Köln
- 1960 Fachgruppe I Kölner Schausteller
- 1961 Arbeitsgemeinschaft Kölner Schausteller
Ab 1980
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- 1980 Gemeinschaft Kölner Schausteller e.G. kurz GKS
- 1980er Jahren Schausteller Union Köln e.V.
- 1988 Jugendclub Kölner Schausteller
Weitere Informationen gibt es beim Anklicken der einzelnen Vereinigungen.
© Margit Ramus
Quellen | Die Akte: Jahrmärkte, Kirmessen 1932-1943, wird heute im Historischen Stadtarchiv der Stadt Köln unter folgenden Signatur geführt:
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