Schaustellerbranche im Spiegel der Tagespresse A - Z

1976 Köln Funken haben den Neumarkt schriftlich

Signon telefonierte mit Funkenpräsident Hansgeorg Brock

„Guten Tag, Herr Brock. Was sind das für überraschende Nachrichten aus dem Rathaus: Das herrliche Biwak der Roten Funken am Karnevalssamstag soll vom Neumarkt weichen, weil die Stadt den Platz dem Schaustellergewerbe vermieten will, nachdem auf dem Josef-Haubrich-Hof gebaut wird? Was sagen Sie als Präsident des Traditionskorps dazu?“

„Wir haben am Dienstag davon gehört. Das Liegenschaftsamt der Stadt versucht, mit uns Kontakt aufzunehmen.“ 
„Und Ihre Reaktion, Herr Präsident?“
„Die Funken halten gar nichts davon. Ein Platzwechsel ist für uns einfach nicht zu schaffen. Schließlich haben wir monatelange Vorbereitungen getroffen.“

„Haben Sie denn vertragliche Zusagen von der Stadt für den Neumarkt, wo das Funkenbiwak seit 1973 doch eine ganz große Sache geworden ist?“

„Wir haben wie üblich im Sommer die schriftliche Genehmigung beim Amt für öffentliche Ordnung eingeholt. Das ist unsere Vertragsgrundlage.“

„Die Stadt ist also auf den guten Willen der Funken angewiesen, wenn sie den Schaustellern den Neumarkt vermieten will. Was würden Sie denn zu einem anderen Platz für das Biwak sagen, zum Beispiel zum Alter Markt?“

„Abgesehen davon, dass wir jetzt kaum noch umdisponieren können, halte ich diesen Platz für unser Funkenbiwak räumlich für ungeeignet. Darauf ersticken wir doch.“

„Haben Sie, Herr Brock, denn eine Vermutung, wieso die Schausteller, die ja im Grunde mit dem Fasteleer gar nichts zu tun haben, Ihnen den Samstag auf dem Neumarkt streitig machen können?“

„Es gibt so viel Einhelligkeit bei den Fraktionen im Rathaus zugunsten des Rummelplatzes, dass man fast den bösen Zungen glauben möchte, die da von Wahlspenden reden. Da können die Funken natürlich nicht mithalten.“

„Nun, die Schausteller werden eben Platzmiete auf dem Neumarkt zahlen müssen, und die Funken hatten den Platz gratis. Es liegt eben immer wieder am Geld. Wir danken Ihnen für das Gespräch, Herr Präsident, und wünschen dem Funkenbiwak eine gute Zukunft. Auf Wiederhören!“

Abschrift vom originalen Zeitungsartikel © Margit Ramus

Kölner Stadt Anzeiger 15.01.1976

 

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