Kulturgut Volksfest - Historisches Digitales Archiv und Enzyklopädie  
 

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Liebe Newsletterleserinnen und -leser ,

Verehrte Leser*innen, vielleicht haben schon einige von Ihnen einen neuen Newsletter des Kulturgut-Volksfest-Archiv vermisst? 
Die lange Pause wurde genutzt um viele formale Änderungen im Archiv vorzunehmen. Kategorien wurden neu sortiert und viele Artikel ergänzt oder hinzugefügt.

Aber heute beschäftigt uns ein anderes Thema!
Unfassbar ist, dass die ganze Welt von einem Virus auf den Kopf gestellt wird. 
Alle Menschen sind privat oder beruflich davon betroffen, ebenso die Kultur und die gesamte Weltwirtschaft.
Die Krise trifft auch die deutsche Volksfest-Kultur unmittelbar.
Ihre Träger sind die Schausteller und Schaustellerinnen, ohne die die modernen Volksfeste nicht denkbar sind! Die gesamte Schaustellerbranche wird nun einige Monaten ohne Einnahmen dastehen, gerade am Beginn ihrer jährlichen Volksfestsaison.
Schnell werden die Reserven für die Fixkosten aufgebraucht sein und nach der langen Winterphase ohne Einnahmen wird es bald zu existenzbedrohenden Entwicklungen kommen. Dies betrifft überwiegend Familienbetriebe.

In der Tradition der Schausteller werden Wissen und Erfahrungen seit vielen Generationen innerhalb der Familie weitergegeben. Für sie bedeutet das Familiengeschäft Familienbewusstsein, Zusammengehörigkeit und Identifikation mit dem Beruf. Ihre Mobilität, ihre traditionellen Handwerkstechniken zur Herstellung von Waren oder zur Entwicklung und Überarbeitung von Geschäften, die Werbetechniken vom Handzettel bis zur Ansage vor Publikum haben sie jahrhundertelang ausgearbeitet, perfektioniert und tradiert. 
All dies ist zurzeit aufs Eis gelegt. Kein Rad dreht sich mehr. Begonnen hat eine Zeit voller Unsicherheit und Zukunftsangst.

Tröstend wirken die Solidarität der Schausteller untereinander und insbesondere die Arbeit der beiden Dachorganisationen DSB und BSM sowie vieler angeschlossener Vereine und Verbände. Sie tun alles, damit der Schaustellerbranche geholfen wird. Auf diesem Wege ein Dankeschön für diesen Einsatz!

Wir wissen nicht, wann die Krise vorbeisein wird, aber die Menschen werden nicht vergessen, dass Volksfeste und Kirmesveranstaltungen Orte der Freude und Entspannung sowie des kulturellen und sozialen Austauschs sind.
Wir können nur hoffen, dass sich die Besucher schon bald wieder der spannenden Mischung von bunten Bildern, Geräuschen, Nervenkitzel und Geschmacksreizen hingeben können und beim Bummel über den geschützten Raum des Festplatzes den Reiz des Zusammenspiels von Dynamik und einer fast vergessenen Romantik, die nur ein Volksfest bietet, genießen können. Dazu kommt das jeweilige Festprogramm, das auf Bräuchen und Rituale traditioneller sakraler und weltlicher Feste zurückgeht, wie Kirchweihfest, Schützenfeste und höfische Feste. 
Deshalb werden die Menschen nach der Krise in Scharen wiederkommen.

Das zeigt auch die Geschichte der Volksfest-Kultur.
Wegen des Ausbruchs von Cholera-Epidemien wurden in den Jahren 1873 und auch 1892 Volksfeste in ganz Deutschland ohne Vorankündigung abgesagt.

Als 1914 der 1. Weltkrieg begann, wurden die großen deutschen Volksfeste von heute auf morgen ausgesetzt. Nach dem Waffenstillstand im November 1918 strömten die Menschen schon im Dezember 1918 wieder auf den Hamburger Dom.

Bei älteren Schaustellern und Schaustellerinnen wird noch die Zeit des Nationalismus im Gedächtnis sein. Größere Volksfeste wurden direkt nach Beginn des Krieges 1939 abgesagt, andere noch kurze Zeit in minimierter Besetzung abgehalten. Kleinere Volksfeste wurden dagegen noch bis in die 1940er Jahre durchgeführt, obwohl der Krieg tagtäglich viel Leid über die Menschen brachte. 
Das Schaustellergewerbe überlebte diese schwere Zeit. 
Die meisten Schaustellerfamilien bauten nach Ende des Zweiten Weltkriegs ihre Geschäfte zwischen den Trümmern auf und brachten den Menschen wieder ein wenig Freude und ließen die Kinderaugen strahlen. 

Auch die derzeitige Krise werden die meisten Menschen überleben und überstehen. Neben den Existenzsorgen hat inzwischen die Gesundheit Priorität bekommen. 
Positiv ist zu erkennen, dass durch die körperliche Distanz, die der Virus erzwingt, gleichzeitig neue Nähe entsteht. Alte Freunde werden wieder häufiger kontaktiert, Bindungen verstärkt, die lose und locker geworden waren. Familien, Nachbarn, Freunde rücken wieder näher. Die gesellschaftliche Höflichkeit nimmt wieder zu, auch das Vertrauen in die Politik. 

In diesem Sinne, wünsche ich Ihnen alles Gute, gehen Sie umsichtig mit sich und Ihrer Familie um und bleiben gesund.

Margit Ramus

 
     
   
 

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