1972.01.24 Gemeinschaftsversammlung der Kölner Schausteller

Versammlung der Arbeitsgemeinschaft Kölner Schausteller
am 24.01.1972 im Stadtgarten-Restaurant

Um 20.15 Uhr eröffnete der Fachschaftsleiter Josef Schoeneseifen die Versammlung und begrüßte die Anwesenden auf das herzlichste im Namen des Vorstandes. Er bat in Gedenken derer, die von uns gegangen sind, sich von den Sitzen zu erheben.

Er begrüßte besonders den 2. Kreisstellenleiter Lorenz van Hees und den 1. Vorsitzenden des Geselligkeitsvereins Josef Ostländer. Anschließend verlas er die Tagesordnung.

Karneval 1972

Walter von der Gathen: „Wir sind heute gezwungen an Ihre Kollegialität zu appellieren. Die Plätze werden immer weniger und die Kollegen immer mehr. Wir haben unser Ziel noch nicht erreicht, ob es uns gelingen wird, dass stellt sich noch heraus. Bei der Stadt sind eine Unmenge Anträge eingegangen. Viele werden enttäuscht sein, denn alle Kollegen können nicht untergebracht werden. Es ist sehr schwer. Ich bitte Sie, sich zur Diskussion zu melden, bitte bleiben Sie sachlich und ruhig. Ich bitte Sie um Vorschläge, wie wir die Sache am besten regeln können.“

Lorenz van Hees bekommt das Wort: „Wir haben jedes Jahr unsere Plätze gehabt. Ich bitte um präzise Auskunft, wie viele Meter dieses Jahr nun weniger zur Verfügung stehen und ob eventuell ein 3. Platz zur Verfügung steht.“

Herr von der Gathen erwidert: „Wir haben uns jeden Tag bemüht und das von 10 Uhr morgens bis nachmittags 17 Uhr einen oder vielleicht den zwei Plätze zusätzlich zu bekommen, die interessant wären. Z. B. den Neumarkt und noch einen anderen, den ich aber im Moment nicht nennen möchte, selbiger Platz hängt noch in der Schwebe. Wir haben deshalb weniger Meter zur Verfügung, weil durch die Erweiterung der Geschäfte, die Kinder werden größer und bauen sich selbst ein Geschäft auf, und dadurch die Erweiterung und die wenigen Meter dieses Jahr. Dadurch allein entsteht diese Steigerung.“

Josef Schoeneseifen: „Auf dem Sassenhof stehen 60 Geschäfte und auf der Fleischmengergasse 25. Eine Erweiterung erfolgt auch dadurch, dass die Geschäfte der Kollegen immer größer werden. Ich will nur ein Beispiel nennen, reichte Werner Schmidt sonst 6×10 mtr., in diesem Jahr 7×17 mtr.
Die beiden Plätze ergeben zusammen 85 Geschäfte, aber in diesem Jahr sind 119 Bewerbungen eingegangen.
Wie schon bei der 1. Versammlung im Gertrudenhof gesagt, kann jede Familie mit einem Geschäft bauen. Wenn dies so gehandhabt wird, ist alles in Ordnung. Doch jeder glaubt, wenn er im Besitz einer Reisegewerbekarte ist und sich ein Geschäft leiht, die anderen verdrängen zu können.Wir haben bei der Stadtverwaltung einen Mann bekommen, der rigoros vorgeht. Er sagte, kommen Sie mit einer Liste herauf. Sollte dies nicht möglich sein, wird verlost oder versteigert.“
Lautes Buh-Rufen der Versammelten.

Walter von der Gathen: „Der Herr da oben ist ein 100% Beamter.“

Theo Rosenzweig: „Ich habe das stille Gefühl, der Herr Klosterhalven ist der Bundeskanzler. Mir gefällt nicht, dass der Vorstand sich dies alles auf diktieren lässt. Was haben Sie für ein Gefühl für den 3. Platz?“

Vorstandsmitglied Hans Kossmann meldet sich zu Wort: „Das der Mann dort oben nichts tut, stimmt nicht, es kommt nur darauf an, wie wir uns heute Abend einigen.“

Kollege van Hees stellt an den Vorstand die Frage: „Wann ist der Karnevalsplatz eingereicht worden? Solche Angelegenheiten werden immer 5 Minuten vor 12 Uhr an uns herangetragen.“

Josef Schoeneseifen erwidert: „Im vergangenen Jahr und zwar Mitte Oktober hatten wir die Bestätigung. Ich glaube doch, dass das früh genug ist. In diesem Jahr sind 30 Anträge mehr eingegangen als im vergangenen Jahr. Mir scheint, wir haben zu Karneval einen richtigen Tummelplatz.“

Darauf erwidert Walter von der Gathen: „Ich möchte auch sagen, die Schuld liegt nicht bei der Stadt, sondern bei den Kollegen.“
Auch Herr Hans Kossmann meint: „Da muss ich dem Kollegen van Hees Recht geben, solche Sachen müssen unbedingt vorverlegt werden.“
Kollege Theo Rosenzweig ergreift das Wort: „Es hat keinen Zweck, sich hier gegenseitig anzupflaumen. Der Vorstand hat sich bemüht, er hat ja früh genug eingereicht, nur die Stadt Köln schaltet zu spät. Früher war immer die Firma Baese mit ihrer Geisterbahn da, jetzt ist eine andere Firma da, die sogar mit einem Anwalt auftritt. Ich bin bereit, meine Damen und Herren, mit Ihnen allen morgen früh zum Liegenschaftsamt hoch zu gehen. Versuchen Sie ja nicht, es den Herren da oben zu leicht zu machen, indem Sie Kippe ??? vorschlagen.“

Albert Kleiner: „Ich habe eine Idee, und zwar die Karnevalsgesellschaften bauen doch Tribünen und wenn man nun von diesen einige wegnimmt, können da noch einige Kollegen bauen.“
Walter von der Gathen erwidert auf diesen Vorschlag: „Das ist unmöglich, da lassen sich die Herren nicht darauf ein.“

Zu diesen ganzen Erläuterungen meint der Fachschaftsleiter Josef Schoeneseifen: „Meine Damen und Herren, so kommen wir nicht weiter. Ich lese nun ein paar Namen vor und zwar die Kollegen, die dieses Jahr eine Absage erhalten haben: Kleiner, Tullius, Schmid, Zander, Koch, Gormann, Schneider, Ramus und Brambach.
Sie sehen, allein hier am Vorstandstisch sind schon drei Absagen. Glauben Sie nur nicht, unsere Kinder könnten das Geld nicht gebrauchen.

Ich schlage vor, wir treffen uns am Freitag oder Samstag noch einmal, vielleicht können wir Ihnen dann näheres sagen.“

Dazu sagt Kollege van Hees: „Dieser Bescheid muss unverzüglich kommen, sie sehen ja, wie erregt die Versammelten sind.“

Ostervolksfest 1972

Kollege Josef Ostländer meldet sich zu Wort: „Vom Vorstand wurde im Gertrudenhof gesagt, dass alle Kollegen zu Ostern bauen können. Wie kommt es, dass ich während der Weihnachtszeit eine Absage bekommen habe?“
Herr Schoeneseifen gibt zur Antwort: „Werte Kollegen, sie wissen wie viel Arbeit das Osterfest macht, wir verbringen Stunden mit der Ausarbeitung der Pläne. Sind dieselben dann fertig, dann kommt da ein Herr vom Geselligkeitsverein und sagt, weil er mit seiner Standplatz nicht zufrieden ist zu einem 70-jährigen Vorstandsmitglied „du Stoppen.
Herr Ostländer bestreitet nun, diesen Mann als „Stoppen“ bezeichnet zu haben.

Auch Kollege Walter Schaefer fragt nach dem Grund seiner Absage.
Walter von der Gathen: „Sie haben zu mir bei der Platzverteilung (Ostervolksfest) gesagt, wenn ich hier nicht hinkomme, sorge ich dafür, dass keiner der Kollegen mehr einen Kredit bekommt.“

Hans Kossmann, der ebenfalls eine Absage erhalten hat und zwar weil er nach Ansicht des Vorstandes, einen Meter über Front gebaut hat.
Diese drei Kollegen dementieren diese Beschuldigungen, sie entschuldigen sich jedoch vor den Versammelten beim Vorstand.

Kollege Josef Schoeneseifen: „Der Vorstand kann sich nun mal nicht alles gefallen lassen, ich glaube, aber ich gehe recht, wenn wir diesen drei Kollegen in diesem Jahr wieder einen Platz geben. Aber beim nächsten Vergehen, gleich von wem, wird Absage erteilt, denn irgendwo müssen wir mit der Disziplin anfangen.“

Verschiedenes

Es wurde die Frage aufgeworfen, warum die physikalische Abnahme der Spielgeräte zu so einem ungünstigen Zeitpunkt und zwar mit dem Winterball zusammengefallen sei.
Herr van Hees erläuterte diesen Punkt wie folgt: „Die PTB wäre dieses Jahr direkt an den Verband herangetreten, obwohl das Jahre vorher von der Arbeitsgemeinschaft gemacht worden wäre und diese in diesem Jahr die Arbeiten hierzu abgelehnt habe.“

Da keine weiteren Wortmeldungen folgten, schloss der Fachschaftsleiter Josef Schoeneseifen die turbulente Versammlung
Protokollführer Josef Milz — Abschrift  © Margit Ramus

Original des handschriftlichen Protokolls:

1972 01.24 Protokoll Versammlung

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Übertragung aus dem originalen von Josef Milz geschriebenen  Protokoll.  © Margit Ramus

 

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