1971.12.13 Versammlung der Fachgruppe I

Versammlung der Fachgemeinschaft Schausteller am 13.12.1971
Gaststätte Gertrudenhof

Der Kollege Josef Schoeneseifen begrüßte die Anwesenden und bat sich in Gedenken aller Verstorbenen von den Plätzen zu erheben.
Er begrüßte den Vorstand des Bezirksverbandes Fritz Helwig, Lorenz van Hees und Josef Pippong, außerdem Ferdi Pyllmann vom Schaustellerverein.

Kollege Albert Kleiner verlas die Tagesordnung.
Gegen die Tagesordnung wurden von den Anwesenden keine Einwände erhoben.

Punkt 3 Karneval

Josef Milz machte allen Anwesenden die freudige Mitteilung, dass die Verträge für die Karnevalsplätze schon in Besitze wären. Es wäre wünschenswert, wenn sich der Einzelne die Verträge schon unter den Weihnachtsbaum legen könnte, aber das Liegenschaftsamt hat momentan so viel Arbeit. Hinzu kommt, dass bei der Stadt Köln 800 Angestellte entlassen wurden.
Auch Herr Bergmeier nimmt bald seinen Abschied. Wir hoffen, dass wir mit seinem Nachfolger genauso gut zurechtkommen.

Kollege Milz las den Vertrag vor. (liegt nicht vor)
Er erläuterte weiter: „Bei der Besprechung mit der Stadt Köln ging hervor, dass das Rechnungsamt 1971 bei der Abhaltung der Karnevalsplätze kein Interesse hatte. Vielmehr entstand hier der Eindruck eines Zuschussgebietes. Wir haben uns die Abrechnung vorlegen lassen. Wir, die Arbeitsgemeinschaft haben von unseren paar Mark die Reinigung des Platzes, Wasser und den Toilettenwagen bezahlt. Die Stadt Köln ist dazu übergegangen im kommenden Jahr einen Aufschlag von 25 % auf die Platzgelder zu erheben. 
Ich hoffe, diese 25 % werden von Ihnen akzeptiert werden.
Mit dem Beamten (Gebiet für unbebaute Grundstücke) Herrn Klosterhalven haben wir ein gutes Verhältnis behalten, wie es auch bisher mit der Stadt Köln war.“

Kollege Josef Schoeneseifen: Ich gebe Ihnen zu bedenken, dass in anderen Städten höhere Summen verlangt werden.

Josef Milz: In diesem Jahr werden nur Fahrgeschäfte zugelassen, wo der Besitzer als Eigentümer im gültigen Baubuch eingetragen ist.

Kollege Theo Rosenzweig fragt, wie ist es mit einer KG?
Josef Schoeneseifen gibt zur Antwort: Jede Familie bekommt in diesem Jahr einen Platz, die Bedingung ist: Unbedenklichkeitsbescheinigung, gültiges Baubuch und Reisegewerbekarte. Wer zu diesem Thema noch Fragen hat, stelle sie jetzt, nach der Versammlung hat das keinen Zweck mehr.

Punkt 4 Osterfest

Kollege Josef Schoeneseifen teilt mit, dass auch der Vertrag für das Osterfest klar wäre. Alle Kollegen werden auf dem Osterfest bauen können. Es geht hier natürlich auch wieder ums liebe Geld. Die Stadtverwaltung hat den Messeparkplatz 22 zur Verfügung gestellt und gleichfalls einen Aufschlag von 25 % erhoben. Aufgrund der höheren Kosten, die Reklame ist auch teurer geworden, wird das Platzgeld um 10 % erhöht werden. Bedenken Sie bitte, dass das Osterfest dieses Jahr acht Tage länger dauert als sonst. Ich bitte um weitere Wortmeldungen.

Karl van Hees: Von wann bis wann findet das Osterfest statt?
Kollege Josef Milz erwidert: Vom 1. April bis zum 23. April.
Meine Damen und Herren, die neue Reklame kostet 17. bis 18.000 DM.
Diese Reklame ist wichtig, vor allem wegen der längeren Dauer. Aber ich kann Ihnen allen versichern, die Reklame wird knallig.

Da keine weiteren Wortmeldungen erfolgten, bedankte sich Kollege Josef Schoeneseifen für das Einverständnis und geht zu Punkt 5 über.

Punkt 5 wichtige Berufsfragen

Josef Schoeneseifen gibt bekannt, dass am 25.01.75 im Stadtgarten Restaurant die physikalische Abnahme der Spielgeräte stattfindet. Falls sich dieser Termin verschiebt, wird dies vom Büro mitgeteilt. Es erfolgen keine weiteren Wortmeldungen.

Bei der zu klärenden Frage, wer die Verstopfung der Toilette auf dem Takufeld verursacht hat, ist bei der Versammlung kein Schuldner ermittelt worden.

[Weihnachtsmarkt in Köln]

Kollege Karl Frankholz: Von dem Flohr-Bericht im Kölner Stadtanzeiger „Baubuden-Weihnachtsmarkt“ distanziere ich mich und kann Unterschriften sammeln von Kollegen, die sich ebenfalls distanzieren.
Karl-Heinz Flohr: Herr Frankholz, kaufen Sie sich eine Brille.
Kollege Josef Milz liest den fraglichen Artikel den Versammelten vor.
Karl-Heinz Flohr der Ausdruck Maulwurfhütten stammt nicht von mir, ich habe Zementhütten gesagt. Außerdem Herr Pippong, haben Sie schon die 5.000 Mille Bestechungsgeld bekommen?

Bei dieser Anschuldigung ist bei den Anwesenden deutlich Empörung zu spüren.
Der Vorstand der Kölner Schausteller distanziert sich von Herrn Flohrs Äußerung.

Kollege Josef Schoeneseifen ergreift das Wort: Diese Darstellung ist eine Schädigung unseres Berufsstandes und wir Schausteller stellen uns ab davon.

Walter von der Gathen: „Unser Ziel war, den Weihnachtsmarkt mit Schaustellern zu besiedeln und ich werde mich weiter darum bemühen. Ich mache der Genossenschaft keinen Vorwurf, aber wir müssen sehen, dass wir dabei sind. Ein Schriftstück von uns genügte und der Weihnachtsmarkt wäre kaputt gewesen.“

Herr Flohr bittet, ein paar Briefe vorlesen zu dürfen und weist daraufhin, dass es sich um Korrespondenz des Kölner Schaustellervereins und teilweise um private handelt. Er sagt weiter, ein Wort und der Weihnachtsmarkt wäre geplatzt. Die entsprechenden Satzungen der GmbH sind nämlich nicht in Ordnung.

Fachschaftsleiter Josef Schoeneseifen: „Ich bin über die laufenden Unternehmungen der Kölner Weihnachtsmarkt GmbH unterrichtet und wenn Sie Herr Flohr sagen, ein Wort und der Weihnachtsmarkt wäre geplatzt, dann wären 17 Kollegen von Ihnen nicht dabei gewesen. Sie haben uns einen schlechten Ruf verschafft. Hier ist noch wichtig, dass sich die richtigen Leute gefunden und etwas zustande gebracht haben.“

Dem 1. Vorsitzenden des Bezirksverbandes Kollege Fritz Helwig wird das Wort erteilt:
„Ich danke Ihnen, dass Sie mir Gelegenheit geben, hier einige Fragen zu klären. Von uns erfahren Sie keine Tendenz. Herr Flohr, ich greife auf unsere und Ihre Korrespondenz zurück, welche aufs Äußerste empörte. Ich verlese das Schreiben vom 15.11.1971 und die nachfolgenden Schreiben. Herr Flohr, zu dieser Zeit standen noch keine Buden, also war doch von Ihnen alles von langer Hand vorbereitet.“

Kollege Josef Schoeneseifen richtet an Fritz Helwig die Frage: Wie verhält sich die Sache für uns auf dem Weihnachtsmarkt?
Fritz Helwig: „Wir haben uns verpflichtet, den Fachschaftsleiter der Kölner Schausteller über den Lauf der Dinge zu unterrichten. Die Genossenschaft setzt sich zusammen aus vier Mitgliedern des ambulanten Gewerbes und drei Mitgliedern des Einzelhandels.
Ihnen Herr Flohr kann ich nur sagen, ihre Fragen und Anschuldigungen lassen mich vollkommen kalt und Ihre Behauptung ein Wort und der Weihnachtsmarkt wäre geplatzt, darüber kann ich nur lächeln. Dass ein Weihnachtsmarkt und eine dazugehörige Weihnachtsmarktordnung geschaffen worden ist, ist alleiniger Verdienst des ambulanten Gewerbes.“

Kollege Josef Pippong: Zu der Angelegenheit Boehm nehme ich noch Stellung. Meine Damen und Herren, die Genossenschaft setzt sich aus dem Einzelhandel, je ein Vertreter unserer verschiedenen Fachgruppen zusammen. Außerdem bezweifle ich, ob Sie Herr Flohr, an dieser Sache etwas rütteln konnten. Ich möchte Sie nur darauf aufmerksam machen, dass ein Drittel der Fläche des Weihnachtsmarktes von Schaustellern belegt war und dass wir auf unser Risiko ein drittes Geschäft hinzugenommen [haben]. Die Frage der Fahrgeschäfte ist ganz objektiv geklärt worden. Ihre Anschuldigung und infame Behauptung mit den 5.000 DM werde ich gerichtlich regeln.“

An Frau Sorn, die Sekretärin des Bezirksverbands, stellte Herr Flohr die Frage: „Wann arbeiten Sie eigentlich, dass Sie die Briefe mit i. V. unterschreiben?
Darauf erfolgte ein Buh rufen der Versammelten.

Kollege Fritz Helwig bat noch einmal ums Wort: “ Ich möchte zum Schluss noch einiges sagen. Man muss die Arbeit doch auch honorieren. Er verliest das Schreiben vom Verkehrsamt, welches im Ausland ausgelegt wird, und in welchem sehr positiv über den Weihnachtsmarkt geschrieben wird.
Ich kann Ihnen nur sagen meine Damen und Herren, wäre der Weihnachtsmarkt von der Marktverwaltung durchgeführt worden, hätten keine 17 Schausteller dort gestanden. Dann wäre niemand dort gewesen.“

Kollege Josef Schoeneseifen in seiner Eigenschaft als Fachschaftsleiter der Fachgruppe I Schausteller: “ Meine Damen und Herren, wir müssen nun zum Schluss kommen, sonst sitzen wir morgen früh noch hier. Solch ein Thema ist sehr ergiebig und dehnbar. Ich möchte nun noch folgendes sagen: 
Der Rat der Stadt Köln hat dem Weihnachtsmarkt zugesagt und distanziert sich aber von einem Rummelplatz. Ein Markt ist Angelegenheit des ambulanten Gewerbes und ich darf Ihnen noch etwas sagen, wenn Herr Karl-Heinz Flohr Mitglied des Bezirksverbandes des ambulanten Markt- und Schaustellergewerbes Köln wäre, würde er mit heutigem Stand aus dem Verband ausgeschlossen, da er den ganzen Berufsstand des ambulanten Gewerbes und Schausteller mit seinem Artikel über den Weihnachtsmarkt, keinen guten Dienst erwiesen hat.
Ich schließe die Versammlung und wünsche allen Kollegen einen guten Start.“
[Josef Schoeneseifen]

Protokollführer Josef Milz — Abschrift © Margit Ramus 

Zum besserem Verständnis wurden einige Worte eingesetzt, die mit eckigen Klammern gekennzeichnet sind. Original des handschriftlichen Protokolls:
1971.12.13 Versammlung Fachgruppe I pdf

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Übertragung aus dem originalen Protokoll, geschrieben von Josef Milz, © Abschrift Margit Ramus

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