1971.03.15 Jahresbericht der Fachgruppe I 1970

Generalversammlung am 15.3.1971 in der Gaststätte Gertrudenhof
Jahresbericht der Fachgruppe I im Bezirksverband des Markt- und Schaustellergewerbes, aus dem Jahre 1970

Die erste und vordringlichste Arbeit des Vorstandes 1970 war, wie in den vergangenen, die Sicherstellung der Karnevalsplätze für den Session 1970 bei der Stadt Köln.
Es wurde bei dem Liegenschaftsamt die beiden zentral gelegenen Plätze Fleischmenger Gasse und Sassenhof auf dem uns bekannten Wege eingereicht.

Diese Eingabe erfolgte in Verbindung mit dem Vorstand des Kölner Schaustellervereins. Die Bemühungen hatten Erfolg, da uns die beiden Plätze vom Liegenschaftsamt zur Bebauung freigegeben wurden.
Die Fleischmenger Gasse konnte nur zum Teil bebaut werden, da die Unterführungs-U-Bahn aus baulichen Gründen noch nicht möglich war und deshalb die Straßenbahn noch zum Teil über den Platz fuhr. Bei einigermaßen gutem Wetter war das Geschäft zufriedenstellend.

Osterfest 1970

Das gleiche trifft auch für das Osterfest 1970 zu. Dort galt es ca. 100 Kollegen unterzubringen.
Die Arbeitsgemeinschaft der Kölner Schausteller gab sich die größte Mühe, das Osterfest so zu gestalten, dass der Besuch an Publikum nicht ausbleiben konnte.
Leider war es nicht zu vermeiden, dass der Platz in der Gestaltung nicht so fachmännisch bebaut wurde, wie es für ein Osterfestplatz der Stadt Köln sein sollte.
Der Grund war, dass verschiedene Kollegen Verträge unterschrieben hatten und grundlos nicht gekommen sind, sodass diese Plätze frei lagen.

Neu für unser Ostervolksfest war die Anwesenheit des Schausteller Seelsorgers Heinz-Peter Schönig. Die Messe, welche in dem für solche Dauereinrichtung werden.

Zur Eröffnung des Ostervolksfestes waren die einzelnen Rathausfraktionen der verschiedenen Parteien eingeladen. Erschienen waren:

Herr Conin CDU
Frau Bürgermeister Else Schmidt FDP
Herr Klaus Zöller vom Kölner Stadtanzeiger
Herr Casparek NRZ

An der Eröffnung nahmen ferner auch Pater Schönig teil, der den Anwesenden einen Überblick über das Leben und Arbeiten der Schausteller in moralischer und seelsorglicher Fürsorge gab. (Anm. der Verfasserin: Pater Schönig aß Karfreitag immer in der Versammlung beim Räucher Karl ein Schinkenschnittchen und hatte seine Jünglinge dabei, soviel zur Moral)

Nach einem Rundgang über den gesamten Festplatz, wurde das Osterfest 1970 eröffnet.
An einem Nachmittag gehörte der gesamte Festplatz mit all seinen Geschäften 700 Waisenkindern aus verschiedenen Heimen der Stadt. Sie machte nicht halt vor der Achterbahn und den gesamten Fahrgeschäften. Zudem war gutes Wetter, dass die Freude noch wesentlich begünstigte.
Nach einer reichen Bescherung und eines guten Trunkes fuhren sie wieder in die einzelnen Heime zurück.
Die Leiterin der Waisenkinder erklärte: „Zum 10. Mal komme ich nun zu den Schaustellern und in jedem Jahr werden wir mehr verwöhnt. Ich kann nur eins sagen, danke und nochmals danke.“

An einem Donnerstag morgens 10 Uhr bereiteten die anwesenden Schausteller den vielen Contergan-Kindern der Stadt Köln eine private Freude. Die Kinder mussten zum Teil in die einzelnen Fahrgeschäfte getragen werden. Ein Lob für unsere Frauen, welche sich trotz häuslicher Arbeiten an diesem Morgen zur Verfügung stellten.
Bei voller Musik und sehr viel Freude hatte man dafür gesorgt, dass an diesem Morgen die Öffentlichkeit ausgeschlossen wurde.
Nach dem Besuch des Festplatzes und einer sehr reichlichen Bescherung wurden die Kinder wieder mit Omnibussen nach Hause gefahren und die Musik spielte „Auf Wiedersehen“

Die Bitte an die Kollegen an der attraktiven Gestaltung unserer Festplätze mit zu helfen, konnten wir feststellen, dass dieser Ruf richtig verstanden worden ist. Mit Stolz können wir feststellen, dass sich im Raum Köln, unsere Geschäfte alle in einem sauberen Zustand befunden haben, sei es in äußerer Aufmachung oder in technischer Vollkommenheit, sowie in ihrer fabelhaften Beleuchtung. Wer seinen Beruf liebt, hat ja auch sein Geschäft mit sämtlichen Nebensächlichkeiten in Ordnung.

Bei den Verhandlungen mit dem Liegenschaftsamt für die Freistellung der Plätze Sassenhof und Fleischmengergasse für die Karnevalssaison 971 wurden wir erstmals mit der neuen Ressort-Leiterin Frau Boin bekannt. Zu unserer Freude stellten wir fest, dass Frau Boin unserem Berufsstand wohlwollend und aufgeschlossen gegenübersteht.
Wir sind überzeugt, da die Materie des Schausteller-Gewerbes, für Frau Boin im Moment noch fremd zu sein scheint, sie sich in Zukunft mit großem Interesse für unseren Berufsstand einsetzen wird. Eine gute Zusammenarbeit mit unserer Berufsorganisation und dem Liegenschaftsamt ist gegeben.

Einen Dank sprechen wir auch aus Herrn Verwaltungsrat Müller als Leiter der Abteilung Liegenschaftsamt, welcher uns in allen Belangen unterstützte, besonders in der Fertigstellung des Platzes Fleischmengergasse, da mussten Betonmaste, sowie Schienen der Straßenbahn entfernt werden. Dadurch wurde es möglich auch, diesen Platz zu einem gleichwertigen Platze für unsere Karnevalsveranstaltungen zu machen und somit mehr Kollegen eine Verdienstmöglichkeit zu geben.
Er ist der Mann, der Tag und Nacht für unsere Belange da ist und soweit es in seiner Macht steht, jedem Kollegen hilft.

Die Ergebnisse der Tagung der HAGD, zum 15. Bundesverbandstag in Frankfurt, können sie aus den Berichten der Fachzeitschrift „Komet“ ersehen.
Es wird den Kollegen anheimgestellt, diese Berichte zu lesen, um daraus zu erkennen, welche berufliche Arbeit für unseren ganzen Beruf von der Organisation geleistet wird.

Zuletzt danken wir allen für ihre Treue und ihr Festhalten an unserer Berufsorganisation.
Wir sind bis heute gut gefahren und in weiser Voraussagung können wir sagen, dass wir auch in Zukunft mit Erfolg rechnen können.

Wir wünschen daher allen Berufskollegen das allerbeste im Beruf, im Leben und in der Familie. Möge die kommende Saison uns das bringen, was wir durch unsere Arbeit und unseren Fleiß verdienen.
Der Vorstand der Fachgruppe 1

Protokollführer Josef Milz — Abschrift © Margit Ramus 

Original des handschriftlichen Protokolls:
1970 Jahresbericht Fachgruppe I

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Übertragung aus dem originalen Protokoll, geschrieben von Josef Milz, © Abschrift  Margit Ramus

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