1971.01.18 Gemeinschaftsversammlung der Kölner Schausteller

Gemeinschaftsversammlung der Kölner Schausteller, Köln 18.1.1971
Beginn 20:15 Uhr — Ende 1:30 Uhr

Tagesordnung:
  1. Eröffnung und Begrüßung durch den Kollegen Josef Schoeneseifen
  2. Totenehrung
  3. Begrüßung
  4. Karneval 1971
  5. Osterfest 1971
  6. Allgemeine Aussprache

Der Kollege Josef Schoeneseifen begrüßte alle Anwesenden und bat alle sich im stillen Gedenken der Toten von den Sitzen zu erheben.
Er begrüßte besonders herzlich Frau Baese (Bezirksverband Köln) und gibt dann dem Kollegen Walter von der Gathen das Wort:

Karneval 1971

Herr Walter von der Gathen betont, dass nun endgültig feststeht, dass Kölner Kollegen Plätze auf der Fleischmenger-Gasse und auf dem Sassenhof bekommen, machte aber die Kollegen darauf aufmerksam, dass keine Pack¬ oder Wohnwagen angefahren werden dürften.
Herr von der Gathen sagte weiter, dass alle Kollegen bauen dürften, stellte aber zur Bedingung, dass die Bebauer unbedingt ihre Baubücher und sonstige Sachen in Ordnung haben müssten und selbst Eigentümer des Fahrgeschäftes sein müssen. Wenn noch Platz ist, oder ein attraktives Fahrgeschäft fehlt, werden auch auswärtige Kollegen berücksichtigt.

Kollege Josef Milz
ergreift das Wort und entgegnet Herrn von der Gathen: Ob Eigentümer oder nicht Eigentümer von Fahrgeschäften, es dürfen keine Scheinverträge abgeschlossen werden und es dürfen auch keine Kölner Schausteller vorgeschickt werden um Verträge abzuschließen. Der Sachverhalt wird genau überprüft und wenn ein vorgenannter Fall angetroffen wird der Kollege  5 Jahre von der Stadtverwaltung ausgeschlossen. Kollege Milz gibt den Kollegen bekannt, dass das Liegenschaftsamt ständig von Schaustellern überlaufen ist und Herr Müller gebeten habe, sich doch zuerst an den Vorstand zu wenden, wenn irgendwelche Probleme auftauchen.

Herr Theo Rosenzweig
bittet um das Wort und fragt an, ob heute auch Nicht-Mitglieder sprechen dürfen.
Kollege Josef Schoeneseifen entgegnet darauf, hier ist eine Gemeinschaftsversammlung und alle dürfen sprechen.
Kollege Rosenzweig fragt an, ob Karneval Wohnwagen angefahren werden dürfen. [wurde bereits ausdrücklich verboten]
Kollege Josef Schoeneseifen: wenn Platz vorhanden ist und wenn das Gesamtbild des Platzes nicht beeinträchtigt wird, ja. [???]

Ostervolksfest 1971

Kollege Schoeneseifen stellt den Osterplatz zur Diskussion. Keiner der Versammelten meldet sich zu Wort, daraufhin gibt Herr Schoeneseifen den Versammelten folgendes zu bedenken:
Unbedingte Ordnung auf den Festplätzen, das heißt auch Sauberkeit. Bisher hat der Vorstand die Reinigung des Platzes vorgenommen, wir lehnen das aber ab, weil keiner der Kollegen es für nötig befunden hat einmal mit Hand anzulegen. Die Kollegen werden künftig aufgeschrieben, die ihren Platz verunreinigen und dann im nächsten Jahr vom Platz gestellt.“

Von den Versammelten
kommen Vorschläge die Reinigungskosten als oder mit den allgemeinen Umlagekosten zu verrechnen.

Allgemeine Aussprache

Zu Punkt VI der Tagesordnung meldet sich Herr Meier, Vorsitzender aus Neuwied, des dortigen Verbandes, und übermittelt an alle Anwesende viele Grüße, stellt dann die Frage, ob alle Veranstaltungen die von Verbänden bearbeitet werden, Heimatfeste sind.

Der Fachschaftsleiter Josef Schoeneseifen entschuldigt sich für die vergessene Begrüßung und gibt Herrn Meier zur Antwort, dass Karneval ein Heimatfest ist und platzbedingt sei, dass aber auch keine Anfragen von auswärtigen Kollegen gestellt worden sind. Fehlt aber ein Schaugeschäft, welches ein auswärtiger Kollege hat, wird der Kollege zugelassen.

Weihnachtsmarkt

Der Kollege Rosenzweig fragt, aus wie vielen Arbeitsgemeinschaften sich der Weihnachtsmarkt zusammensetzt.
Daraufhin gibt ihm der 1. Vorsitzende des Bezirksverbandes Fritz  Helwig zur Antwort, aus dem Verband des ambulanten Markt- und Schaustellergewerbes.

Herr Rosenzweig
erörtert weiter: „Wenn der Hauptkopf über die Fachgemeinschaft hinweg eine Arbeitsgemeinschaft gründet, das ist nicht sauber. Wenn das ambulante Gewerbe den Weihnachtsmarkt bekommt, dann kriegen wir Karneval. Wir müssen uns mit allen Waffen dagegen wehren. Ich muss aber zugeben, ich habe mich über den Weihnachtsmarkt gefreut und es ist schon etwas, sowas auf die Beine zu bekommen. Warum haben wir das nicht zusammen gemacht, ich habe Herren gesprochen, die mir gesagt haben, dies hier ist ein verbesserter Wochenmarkt. Versuchen sie doch meine Herren, beides, Verband und Weihnachtsmarkt (Arbeitsgemeinschaft Kölner Weihnachtsmarkt) unter einen Hut zu bringen. Versuchen sie aber nicht über CDU, SPD und FDP-Fraktion einen Weihnachtsmarkt aufzuziehen, dann gehen wir hin und versuchen bei der Stadt ein paar andere Dinge aufzubauen.“

Kollege Josef Schoeneseifen
gibt dazu folgenden Kommentar: „Ich bin bei Dr. Baumann ebenfalls vorstellig geworden, habe aber nichts erreicht für einen Weihnachtsmarkt, geschlafen haben wir auch nicht.“

Hiernach meldet sich Kollege Walter von der Gathen zu Wort: Die ganze Sache ist einseitig an sich gerissen worden, ich habe dem Kollegen Schoeneseifen gesagt, wenn du dabei bist gründen wir eine dritte Arbeitsgemeinschaft. Was diesen Herren recht ist, ist uns billig.“

Herr Helwig
bekommt das Wort und stellt sich zu dem vorangegangenen: „Ich möchte mich entschieden gegen jede Unterstellung verwahren. Herr Rosenzweig, sie wollen sich damals für die Sache verwendet haben, nichts ist geschehen. Bei der Hauptversammlung am 25.1.1970 wurde das Thema Weihnachtsmarkt diskutiert und nach Interessenten gefragt. Wir haben für den Weihnachtsmarkt eine Mitglieder-Versammlung einberufen. Die Ausstattung des Weihnachtsmarktes hat auch uns nicht 100% gefallen, das lag aber an der Kürze der Zeit. Ich möchte klar stellen, wir arbeiten nicht gegen den DSB oder gegen die Arbeitsgemeinschaft Schausteller.“

Nach dieser Darlegung sprach der Kollege Josef Pippong: „Ich freue mich über diese Aussprache. Ihre Arbeitsgemeinschaft betrifft Schausteller-Interessen, wir aber vertreten die gesamten Interessen der Verbands-Mitglieder. Sie können nicht abstreiten, dass der Weihnachtmarkt einen anderen Charakter hat als das Osterfest. Auch wir können drei Arbeitsgemeinschaften gründen um ein Osterfest zur Entstehung zu bringen. Wir haben die Idee dem Ober-Bürgermeister vorgetragen und er hat selbige an die Öffentlichkeit getragen. Wir haben nicht verabscheut, auch die Interessen der Schausteller zu vertreten. Eine Arbeitsgemeinschaft musste gegründet werden, um den Verband nicht steuerpflichtig zu machen. Zudem haben wir den Schaustellern angeboten, dass sie sich für die Zeit ein auf ein anderes Geschäft umstellen sollen.“

[Anmerkung der Verfasserin: Die meisten Kölner Schausteller wollten gar nicht auf den Weihnachtsmarkt. Z.B. mein Vater, Josef Schoeneseifen, seine Devise lautete: „Wenn ich das ganze Jahr mit Eisen (Achterbahn) durch ganz Deutschland fahre, verkaufe ich nicht vor Weihnachten auf einem Markt Würstchen.“ Drei Jahre später ließ er sich eines besseren belehren, aber welche kommerzielle Expansion die Weihnachtsmärkte erreichen würden, hat er nicht mehr erlebt.]

Danach kam noch einmal der Kollege Walter von der Gathen zu Wort: „Der Weihnachtsmarkt ist ohne Schausteller ein Wochenmarkt. Es wäre ihre Pflicht gewesen uns zu unterrichten, aber es ging alles über Nacht. Wir haben alles unter dem Privileg des Verbandes eingeordnet.“

Abschließend wurden von den Versammelten noch Kritik, aber auch Positives über den Weihnachtsmarkt geäußert.
Ende der Versammlung 1:30 Uhr

Protokollführer Josef Milz — Abschrift © Margit Ramus

Original des handschriftlichen Protokolls.: Zum besserem Verständnis wurden einige Worte eingesetzt, die mit eckigen Klammern gekennzeichnet sind.

Gemeinschaftsversammlung 18.01.1971

Hier geht es zurück zur Arbeitsgemeinschaft Kölner Schausteller

Übertragung aus dem originalen Protokoll, geschrieben von Josef Milz  Margit Ramus

 

Schreiben Sie uns einen Kommentar

Haben Sie ergänzende Informationen? Über sachdienliche Hinweise freuen wir uns.

Ihre E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind markiert *