Versammlung der Fachgruppe I 1969 (Genaues Datum ist nicht bekannt)
Vorrede von Josef Milz
Werte Anwesende
Der Vorstand [möge] entschuldigen, dass ich außerparlamentarisch auf Verlesen der Tagesordnung [verzichte], und vor Beginn der Versammlung einige Worte an Sie richte.
Unser Verteidigungsminister Schmitt sagte, wie die neue Regierung fertig stand, bei einer Neubildung einer Regierung liegt kein Grund vor, dass Köpfe rollen sollen.
Sie alle wissen und werden sich auch noch erinnern an die Neuwahl des Vorstands, was sich an diesem Abend zugetragen hatte.
Der Kollege Theo Rosenzweig hatte sein Amt als 1. Vorsitzender niedergelegt. Er wollte einfach nicht mehr.
Die Gründe warum und weshalb wusste er wohl am besten selbst.
Nun hieß es einen Vorstand zu wählen. Die Hauptperson ist in dem Vorstand bekanntlich der 1. Vorsitzende. In dieser Wahl war es nicht einfach einen neuen 1. Vorsitzenden zu finden.
Der Posten erfordert ja sehr viel Zeit und noch mehr Arbeit. Denn die Mitglieder verlangen ja, dass für sie und unsere Belange etwas getan wird.
Nehme an, dass die Mehrzahl von Ihnen sich noch an den betreffenden Abend erinnern können.
Es war einfach nicht möglich, trotz der größten Anstrengung des Wahlleiters Kollege Ostländer einen Kollegen zu finden, der sich für diesen Posten interessierte.
Erst im 3. Wahlgang hat der Kollege Schoeneseifen diesen Posten angenommen.
Bei der Abstimmung wurden folgende Stimmen abgegeben: 27 Ja, 3 Stimmen dagegen. Und damit hatte die Fachgruppe I einen neuen Vorsitzenden sowie einen neuen Vorstand.
Im Laufe der Saison wurden nun Stimmen laut, man hörte hier, man hörte dort, Ausdrücke wie:
In diesem Winter werden in der Versammlung Köpfe rollen oder wir werden die Fachgruppe I auflösen und alle dem Bund beitreten usw.
Meine Anwesenden wer gerne dem Bund beitreten will, der kann das ja tun, das steht jedem frei. Und warum sollen Köpfe rollen, wenn ein neuer Vorstand gewählt worden ist?
Hier sitzt ein neuer Vorstand, der von Ihnen allen mit großer Mehrheit gewählt worden ist. Alles Kollegen, die Pioniere unseres Berufes sind und an dem Beruf und an unseren Organisationen mit Leib und Seele hängen.
Das möchte ich Ihnen mit auf dem Weg geben.
Und in diesem Sinne möchte ich Sie alle bitten dafür zu sorgen, dass unsere Fachgruppe I sowie unsere Versammlungen keine Arena von sich gegenseitig bekämpfenden Kollegen wird.
Wir wollen unter uns und unseren Reihen Frieden halten, da es doch nur für uns alle zum Guten führen kann.
Ich danke sehr. Josef Milz
Protokollführer Josef Milz — Abschrift © Margit Ramus
Zum besserem Verständnis wurden einige Worte eingesetzt, die mit eckigen Klammern gekennzeichnet sind. Original des handschriftlichen Protokolls:
Anmerkung der Verfasserin, Zeitzeugin und Tochter von Josef Schoeneseifen:
Leider ist das Protokoll der Versammlung nicht überliefert. Josef Milz, Großvater der Verfasserin und Schwiegervater von Josef Schoeneseifen war ein guter Freund von Theo Rosenzweig. Seine persönlichen und diplomatischen Worte vor Beginn der Versammlung zeigen seinen Wunsch nach Harmonie und gegenseitigem Verständnis.
Dem Vorstandswechsel war ein öffentlicher Streit zwischen Josef Schoeneseifen und Theo Rosenzweig an Karneval vorausgegangen. Josef Schoeneseifen sollte keinen Platz für sein neu ausgeliefertes Karussell Hully Gully bekommen, weil er bereits einen Vertrag für seine Jaguarbahn hatte. Josef Schoeneseifen baute über Nacht beide Karussells auf dem Sassenhof auf, mit der Begründung, dass auch Theo Rosenzweig als Vorsitzender der Fachgruppe I ebenfalls zwei Fahrgeschäfte (Hulla Hoop und Gokartbahn) aufgebaut hatte.
Einer von Theo Rosenzweig gewünschten einstweiligen Verfügung sprach die Stadt Köln nicht zu und Josef Schoeneseifen konnte mit beiden Karussells am Weiberfastnacht öffnen. Josef Schoeneseifen hatte bei dem Streit die sinngemäße Aussage gemacht, dass auf der nächsten Versammlung die Oligarchie in Köln beendet werden würde. © Margit Ramus
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